Oberst Jürgen Schlechter ist Leiter des ABC-Abwehrzentrums des Bundesheeres, das sich mit atomaren, biologischen und chemischen Gefahren beschäftigt. Hier beantwortet er aktuelle Fragen zum Krieg in der Ukraine.

Das sagt der Bundesheer Experte:

Was sind Phosphorbomben und wie wirken sie?

Eine Phosphorbombe enthält ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk und wird als Brandbombe oder als Nebelkampfstoff eingesetzt. Weißer Phosphor entzündet sich selbst in der Luft und brennt dann bei etwa 1.300 Grad Celsius unter starker Entwicklung von weißem Rauch, der in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist. Phosphor ist mit Wasser löschbar, entzündet sich jedoch wieder, sobald er im Trockenen ist. 

Phosphor verursacht schon bei geringen Mengen Brände und schmerzhafte, schwer heilende Verbrennungen zweiten und dritten Grades und dringt tief in Gewebe, bis zu den Knochen, ein. Zudem sind sein Dämpfe hochgiftig. Der Phosphor in Brandbomben ist üblicherweise mit einer Kautschukgelatine versetzt, sodass die zähflüssige Masse an noch nicht brennenden Oberflächen haften bleibt. Betroffene können zudem durch Einatmen der giftigen Dämpfe, Verbrennungen der Atemwege oder Vergiftungen zu Tode kommen.

Phophospombe über Kramatorsk in der Ukraine

Handelt es sich bei Phosphorbomben um verbotene Waffen?

Während weißer Phosphor eine Industriechemikalie ist, die keiner Beschränkung unterliegt, sind bestimmte Verwendungen in Waffen durch kriegsvölkerrechtliche Bestimmungen verboten oder eingeschränkt. Insbesonders ist der Einsatz derartiger Stoffe verboten, wenn Zivilpersonen und/oder zivile Einrichtungen als sog. „Kollateralschäden“ betroffen sein können.

Phosphorbomben können auch aufgrund ihrer Giftigkeit als chemische Waffe angesehen werden, weshalb deren Einsatz auch gegen die Chemiewaffenkonvention verstoßen würde. Zudem sind „Waffen, Geschosse und Material, sowie Methoden der Kriegführung“ verboten, die „geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen“ oder „dazu bestimmt sind oder von [ihnen] erwartet werden kann, dass sie ausgedehnte, langanhaltende und schwere Schäden der natürlichen Umwelt verursachen“.

Wie schützt man sich vor Phosphorwaffen?

Ein Schutz vor den Auswirkungen von Phosphorwaffen ist kaum möglich und beseht grundsätzlich nur in der Kontaktvermeidung und des Nichteinatmens der entstehenden Dämpfe. Verletzungen müssen sofort in Wasser gehalten werden und bedürfen einer dringlichen medizinischen Versorgung.


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