Oberst Markus Reisner leitet die Entwicklungsabteilung an der Militärakademie in Wiener Neustadt. Hier erklärt er einige Aspekte, die oft in Fragen zum Krieg in der Ukraine auftauchen.

Das sagt der Bundesheer Experte:

Militärexperten sprechen im Zusammenhang mit konventioneller Kriegsführung oft vom „Kampf der verbundenen Waffen“. Was kann man sich darunter vorstellen?

Beim sogenannten „Kampf der verbundenen Waffen“ wirken die Soldaten aus allen Waffengattungen mit all ihren Fähigkeiten zusammen – und zwar in allen Bereichen der Kriegsführung: Also an Land, in der Luft, im Wasser, im Weltraum aber auch im digitalen Bereich, im Internet und im Informationsumfeld.

Dieses Zusammenwirken beginnt bereits bei den Truppen, die sich im Einsatz gegenseitig unterstützen, zum Beispiel wenn mechanisierte Verbände am Boden Unterstützung von Flugzeugen oder Hubschraubern erhalten. Das setzt sich bis auf die höchste Ebene fort, etwa bei der Satellitenaufklärung, bei gezielter Kommunikation oder beim Einsatz von strategischen Bombern und Interkontinentalraketen.

In den Medien wird oft von getöteten russischen Generälen berichtet. Liegt die hohe Todesrate daran, dass die hohen Offiziere „von vorne“ führen oder werden sie Opfer von Scharfschützen?

Die Ursachen sind hier unterschiedlich. Aufgrund der Aufklärungsunterstützung durch die NATO, beziehungsweise durch die USA im Speziellen, kann davon ausgegangen werden, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sind, die Hauptquartiere hoher russischer Kommanden  immer wieder gezielt anzugreifen (etwa mit weitreichender Artillerie). Dies ist in einem Fall dokumentiert.

Dazu kommt, dass die russischen Kräfte offensichtlich unter Kommunikationsproblemen leiden. Dies führt dazu, dass sich die Kommandanten mit ihren beweglichen Gefechtsständen nahe an die vordersten Frontlinien bewegen. Hier können sie bei mangelnder Eigensicherung aber Ziel von Scharfschützen werden. Auch dies ist in zumindest einem Fall belegt.

In den Sozialen Medien sind viele Videos zu sehen, in denen schwere russische Panzer durch relativ kleine und leichte Waffen zur Explosion gebracht werden. Wie erklärt sich diese starke Wirkung beziehungsweise Durchschlagsleistung?

Jeder Panzer hat seine Schwachstellen. So ist die Panzerung am Turmdach, an den Seiten und im hinteren Bereich meist schwächer ausgeprägt. Eine zusätzliche Verstärkung der Panzerung (etwa durch Anbauten oder sogenannte Reaktivpanzerungen) erhöht das Gewicht des Fahrzeugs wesentlich und schränkt die Mobilität und somit die Stoßkraft ein.

Moderne Panzerabwehrsysteme versuchen zudem, die unterschiedlichen Abwehrmaßnahmen zu umgehen, beispielsweise durch den Einsatz von Tandem-Hohlladungs-Geschossen oder durch einen „Top Attack Modus“ genannten Angriff von oben auf den Turm. So werden entweder die Reaktivpanzerungen überwunden oder gezielt die Schwachstellen (das Turmdach) angegriffen.

Es gibt zwar Abwehrsysteme, die ein anfliegendes Projektil oder eine Panzerabwehrlenkwaffe erkennen und noch im Flug bekämpfen können. Diese Systeme sind jedoch meist nur in geringer Stückzahl verfügbar.

BUNDESHEER im Internet

UKRAINE: 3 Fragen – 3 Antworten

UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 14: PANZERKAMPF?

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– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 4: WAFFEN FÜR KIEW?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 3: GIBT ES WIDERSTAND?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 2: WELCHE FOLGEN HAT DER ANGRIFF?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 1: WAS IST LOS?