Unabhängig vom tragischen Tagesgeschehen erreichen uns auch viele Fragen hinsichtlich unserer Militärexperten selbst bzw. auch allgemeine Fragen zum Krieg in der Ukraine. Die Antworten kommen heute von Brigadier Philipp Eder. Er leitet die Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium.

Das sagt der Bundesheer Experte:

Woher haben Ihre 3 Experten Ihre Informationen über den Kriegsverlauf in der Ukraine?

Wir  Experten greifen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Medien und Kontakten aus unserem beruflichen Netzwerk zurück. Besonders wertvoll sind Informationen, die aus sozialen Medien vor Ort stammen. All dies fassen wir, nach entsprechender Plausibilitätsprüfung, zu einem militärstrategischen Lagebild zusammen.

Unserer Expertise haben wir durch die Generalstabsausbildung an der Landesverteidigungsakademie in Wien, ergänzt durch internationale Schulungen sowie durch unsere Einsatz- und Berufserfahrung gesammelt. Damit trauen wir uns zu, den Kriegsverlauf zu bewerten und künftige Optionen der Kriegsparteien aufzuzeigen.

Warum wurde von vielen angenommen, dem russischen Präsidenten Putin ginge es nur um die Ostukraine, nicht gleich um das ganze Land?

In der Sicherheitspolitik kann man Szenarien nach Eintrittswahrscheinlichkeit beurteilen. In den letzten 30 Jahren hat sich Europa sehr auf Szenarien mit zu erwartender hoher Eintrittswahrscheinlichkeit ausgerichtet. Ein konventioneller Krieg in Europa, ausgelöst durch Russland, wurde als sehr unwahrscheinlich angesehen. Daher wurden die Budgets und die Einsatzbereitschaft europäischer Streitkräfte massiv reduziert.

Militärs beurteilen nach einem anderen Kriterium: Was ist das gefährlichste Szenario, denn wenn man dieses beherrscht, kann man alle einfacheren Aufgaben auch in den Griff bekommen. Daher fordern Militärs auf der ganzen Welt immer wieder mehr Ressourcen, um ihrem Landesverteidigungsauftrag auch im schlimmsten Fall gerecht werden zu können. Präsident Putin hat aber das gefährlichste und nicht das wahrscheinlichste Szenario gewählt.

Warum greift Russland mit Panzern, Flugzeugen, Raketen und anderen schweren Waffen an? Wäre nicht ein Cyber-Krieg ausreichend?

Um seine Ziele, die Ukraine in Besitz zu nehmen und die Regierung auszutauschen, umsetzen zu können, braucht Russland Soldaten mit Waffenwirkung sowie geschützter Mobilität, die dort dann einmarschieren. Weitere Truppen werden auch zur Sicherung des eroberten Gebietes benötigt. Von Russland aus mit einem Cyber-Krieg alleine kann Präsident Putin diese Ziele nicht erreichen. Angriffe im Cyber-Raum begleiten diesen konventionellen Angriff. Dabei erzielte Wirkungen können z.B. lokale oder flächendeckende Blackouts, Ausfall von E-Mail, Bankomaten oder dem Internet als Ganzes sein. Auch am Gefechtsfeld wird mit elektronischer Kampfführung die Technologie des Gegners angegriffen.

BUNDESHEER im Internet

UKRAINE: 3 Fragen – 3 Antworten

UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 9: ABC GEFAHR?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 8: KAMPF UM DIE STÄDTE

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 7: LUFTKRIEG UND DROHNEN

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 6: ATOMKRAFTWERKE UND NUKLEARE BEDROHUNG

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 5: WELCHE WAFFEN?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 4: WAFFEN FÜR KIEW?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 3: GIBT ES WIDERSTAND?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 2: WELCHE FOLGEN HAT DER ANGRIFF?

– UKRAINE: 3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN, TEIL 1: WAS IST LOS?