Ein Buch über eine Spezialheit? Ist Okay, überrascht uns nicht. Ein Buch über 38 Einheiten aus 31 Ländern? Christoph Lippay hat das geschafft und präsentiert das erste Buch und zeitgleich auch das Standardwerk über den ATLAS Verbund europäischer Spezialkräfte, die sich gemeinsam gegen Terror und Gewaltkriminalität stemmen. HIER auf SPARTANAT haben wir den Prachtband schon vorgestellt. Jetzt haben mit Christoph Lippay über das Projekt, seine Erfahrungen mit den verschiedenen Spezialkräften und allgemein die Sicherheitslage in Europa gesprochen.

Ein Blick ins Buch – HIER bei ISSUU

SPARTANAT: Ein Buch über den ATLAS Verbund, der in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt ist … Warum ist das sensationell? Was sehen wir da?

Christoph Lippay: Der Terrorismus und die organisierte Kriminalität machen längst an keiner Ländergrenze mehr Halt. In Europa müssen wir heutzutage leider mit Terroranschlägen rechnen, die so komplex sein können, dass sie von einer nationalen Spezialeinheit alleine gar nicht zu bewältigen sind. Auf diese Herausforderung hatte Europa bereits im Jahr 2001 reagiert und den ATLAS Verbund ins Leben gerufen. Das neue Buch ist ATLAS zum 20-jährigen Bestehen gewidmet. Es entstand mit Unterstützung von ATLAS selbst, Europol und allen 38 Einheiten. Die Inhalte stammen also aus erster Hand. Somit erhalten die Lesern einen absolut authentischen Einblick in den ATLAS-Verbund, den es in dieser Form bislang noch nicht gegeben hat. Die Geschichte, die diversen Foren und Expertengruppen, Ausrüstung, Übungen und alle 38 Einheiten des Verbunds werden ausführlich beschrieben und von über 350 Bildern begleitet. Viele dieser Fotos sind zudem noch nicht veröffentlicht worden und bieten faszinierende Motive.        

SPARTANAT: So viele Spezialeinheiten aus ganz Europa, alle in einem Buch. Das klingt nach einem Projekt, das ein Atlas stemmen muss. Wie ist das zustande gekommen? Wie lange wurde an den dem Buch gearbeitet?

Christoph Lippay: Es war tatsächlich ein enorm komplexes und anspruchsvolles Buchprojekt. In allen 31 Ländern waren neben den Spezialeinheiten eine Reihe unterschiedlicher Behörden und Ministerien involviert, so dass zunächst der Abstimmungsbedarf sehr groß war. Die eigentliche Idee für dieses Buch ist durch meine Arbeit für die Fachzeitschrift TAKTIK + MEDIZIN entstanden, deren Redaktion ich leite. In dieser Funktion hatte ich bereits einen sehr guten Kontakt zu einem der ATLAS-Foren. Ich war von der Professionalität und der Arbeitsphilosophie sofort begeistert. Im Frühjahr 2019 ging es dann schließlich los. Gedruckt und ausgeliefert wurde es im Oktober 2021. Es stecken also insgesamt rund zweieinhalb Jahre Arbeit in diesem 400 Seiten starken Buch.   

„ATLAS ist Know-how bei der Bekämpfung von Terrorismus und Gewaltkriminalität gebündelt.“

SPARTANAT: Wen man so viel gesehen hat: Was verbindet die vorgestellten Einheiten? Was unterscheidet sie?

Christoph Lippay: Die Verbindung zwischen allen Einheiten besteht sicherlich in der Maxime, dass gemeinsam im Verbund mehr Stärke und Know-how bei der Bekämpfung von Terrorismus und Gewaltkriminalität gebündelt werden kann. Ein zentraler Schlüssel hierfür ist die Standardisierung bei vielen Techniken und Taktiken, die die Spezialeinheiten nutzen. Dieses Streben nach Standards innerhalb von ATLAS ist wiederum auf die teils sehr vielfältigen Unterschiede zwischen den Einheiten zurückzuführen. Diese beginnen in deren Geschichte. Es gibt einige relativ junge Einheiten und zahlreiche, die seit mittlerweile rund 50 Jahren existieren. Auch organisatorisch gibt es viele Unterschiede. Einige Einheiten sind der nationalen Polizei zugehörig, andere unterstehen dem Innen- bzw. auch dem Verteidigungsministerium. Diese Einheiten wurden regelmäßig auch im Ausland eingesetzt, zum Beispiel in Afghanistan oder dem Irak. Die Unterschiede sind also unter mehreren Aspekten sehr groß und machen den unmittelbaren Vergleich äußerst interessant.   

SPARTANAT: Vielleicht eine Frage, die man sich zusammen mit dem Buch stellen muss: Wie wichtig sind Spezialkräfte für die Zukunft der inneren Sicherheit Europas?

Christoph Lippay: Die polizeilichen Spezialeinheiten würde ich als die Speerspitze der inneren Sicherheit eines Landes bezeichnen. Diese Einheiten stehen unmittelbar den Gegnern eines Rechtsstaates gegenüber, seien es Terroristen oder Gewalttäter. Sie setzen Recht und Ordnung in äußerst gefährlichen Situationen durch. Dass nahezu alle europäischen Einheiten in den letzten Jahren teils massiv vergrößert wurden zeigt, dass die europäischen Länder auf diese Kräfte gezielt setzen und auf deren Professionalität vertrauen. Sie sind daher aus der Sicherheitsarchitektur nicht mehr wegzudenken und aufgrund vieler Entwicklungen in Zukunft wichtiger denn je. ATLAS ist die zentrale Verbindung zwischen den Einheiten und wurde ebenfalls in den letzten Jahren von der Europäischen Kommission umfangreich gefördert.

SPARTANAT: In Zusammenhang mit der Entstehung des Buches: Was war das Ereignis, das Sie am meisten bewegt hat?

Christoph Lippay: Die große Tragweite dieses Buchprojekts wurde mir interessanterweise erst so richtig bewusst, als mir ein langgedienter ATLAS-Verantwortlicher vor kurzer Zeit sagte, dass ich nun zu einem sehr kleinen Kreis von Menschen außerhalb des Verbunds zählen würde, die einen so tiefen Einblick in ATLAS erhalten haben. Dieses Vertrauen erfüllt einen natürlich mit einem gewissen Stolz und großer Dankbarkeit. Ohne die Zuarbeit vieler Helfer in den Einheiten wäre das Buch aber nicht möglich gewesen. Insofern war es dieser besondere Teamgeist, der dieses außergewöhnliche Buchprojekt geprägt hat.

CHRISTOPH LIPPAY

beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Bereich „Taktische Medizin/Taktische Lagen“ und initiierte 2016 das jährlich stattfindende Symposium „Taktische Lagen im Rettungsdienst“ und gründete 2018 mit dem S+K Verlag die Fachzeitschrift TAKTIK + MEDIZIN. Durch diese und weitere Tätigkeiten verfügt er über gute Kontakte zu in- und ausländischen Spezialeinheiten.

TAKTIK + MEDIZIN im Internet

„Der ATLAS-Verbund: Europas Spezialeinheiten gegen Terror und Gewaltkriminalität“, von Christoph Lippay, Verlag Stumpf + Kossendey, 2021, 400 reich bebilderte Seiten, 69 Euro.

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