Ausrüstung unterstützt beim Erreichen eines Ziels, indem sie benötigte Gegenstände und Werkzeuge geordnet zur Nutzung bereithält. Grundlegende Elemente sind hierbei Notwendigkeit und Ordnung. Diese Aspekte richten sich ausschließlich nach den jeweiligen persönlichen Eigenheiten, folgen jedoch gewissen Grundsätzen. Was das bedeutet und welche Grundsätze dies sind, möchte ich im Folgenden gerne etwas näher darlegen.

Jedwede Form der Ausrüstung stellt zunächst einmal eine zusätzliche aber i.d.R. notwendige Belastung dar, die es gilt in die Abläufe zu integrieren. Je mehr Ausrüstung man mit sich führt, umso anspruchsvoller wird es, damit effektiv umzugehen. Im stressresistenten Schusswaffenhandling bedeutet dies: Kann man nicht mit der Ausrüstung umgehen, kann man nicht mit der Waffe umgehen.

Wie bereits angesprochen, geht es bei der Ausrüstung um zwei Kernaspekte – Notwendigkeit und Ordnung.

Notwendigkeit

Der Umgang mit Schusswaffen jeder Art ist kein Action Adventure Computerspiel. Der zur Verfügung stehende Platz ist begrenzt und man muss nicht für alle Eventualitäten ausgerüstet sein. Aus diesem Grund passt man die Ausrüstung dem „Auftrag“ an. Dies gilt für militärische Spezialeinheiten ebenso wie für den ambitionierten Sportschützen im Breitensport und alle, die sich in diesem dargestellten Spektrum bewegen. Notwendigkeit bestimmt die Ausrüstung. Das, wovon man ausgehen kann, es zu benötigen, wird kategorisiert mitgeführt. Dabei richtet sich die Kategorisierung nach der Priorität.

Im militärischen/behördlichen Einsatzbereich spricht man hier von 1st, 2nd und 3rd Line. Die Grundlagen dieses Prinzips lassen sich aber auch auf alle anderen Anwendungsbereiche übertragen.

In Bezug auf den stressresistenten Schusswaffenumgang möchte ich die nachfolgenden Betrachtungen primär auf die Nutzung von maximal zwei Waffen (Lang- und Kurzwaffe) beschränken. Losgelöst hiervon steht natürlich die Schutzausrüstung, die unumgänglich ist.

Welche Notwendigkeiten bestehen?

Reden wir vom Einsatz einer Schusswaffe, egal in welchem Umfeld, besteht die primäre Notwendigkeit darin, zusätzliche Munition mitzuführen. Nachgeordnet folgen:

  • Munition
  • Munition
  • Munition
  • Munition
  • Befestigungsmöglichkeit der Waffe(n)

Im zivilen Bereich war es das dann auch schon im Groben. Für den jagdlichen Bereich kann man noch darüber sprechen, ob erste Hilfe Ausstattung und ein Messer zweckmäßig sind, jedoch kann man solche Dinge in der Regel auch in einem Rucksack oder einer Tasche verpackt mitführen.

Die Ausrüstung am Körper beschränkt sich auf die Notwendigkeit zur Erfüllung der primären Aufgabe.

Im Schusswaffenumgang ist dies: Geschosse effektiv und gezielt in Zielrichtung verbringen.

Wie bereits angedeutet geht es in erster Linie darum, Munition mitzuführen; normalerweise in Form von geladenen Magazinen. Nutzt man mehr als eine Waffe, so muss natürlich für jede Waffe entsprechende Munition bereitgehalten werden. Dies kann dann schon mal recht eng am Gürtel werden. Aus diesem Grund ist ein effektives Munitionsmanagement von essentieller Bedeutung.

Aber auch Erreichbarkeit und Priorisierung spielen hier eine große Rolle. Wird die Mindestausrüstung durch weitere notwendige Gegenstände ergänzt, darf diese nicht die Abläufe unnötig stören, oder gar verhindern; z.B. sollte ein Trageriemen einer Langwaffe nicht den Zugriff auf Magazine verhindern. Das beste Beispiel hierfür ist aber der Gewehrtrageriemen über einem Rucksack; auf diese Weise kann man sicher sein, sich unter Stress in einem Knäul von diversen Riemen und Ösen wieder zu finden, wenn man versucht, den Rucksack schnell abzulegen um diesen z.B. als Gewehrauflage zu nutzen, oder einfach schnell mehr Bewegungsfreiheit zu erlagen.

Ordnung

„Ordnung ist das halbe Leben“ heißt es. Je nach Einsatzbereich kann Ordnung aber auch das ganze Leben bedeuten. Aus diesem Grund sollte man sich bereits im Vorfeld eingehend Gedanken über Priorisierung und Erreichbarkeit von zwingend notwendigen Ausrüstungsgegenständen machen.

Nehmen wir als Beispiel den Schießgürtel:

Am Schießgürtel finden sich i.d.R. ein Holster für die Kurzwaffe, Ersatzmagazin(e) für Kurzwaffe und ggf. auch für die Langwaffe. Ein Einsatzgürtel für z.B. Polizei beherbergt noch Handfesseln und das nicht letale Wirkmittel. All diese Elemente sollen nun so angebracht sein, dass man sie nicht nur schnell erreichen kann, sondern im Stress auch noch weiß, wo was ist und nach dem richtigen Gegenstand greift.

Unbestritten sollten Waffe und ggf. nicht letales Wirkmittel auf der Schusshandseite angebracht sein. Ebenso finden sich die Magazine auf der Seite der Arbeitshand, da diese im Normalfall mit der Arbeitshand gegriffen werden. Soweit noch unproblematisch. Alle weitere Ausrüstung schließt sich nach der Notwendigkeit weiter nach hinten an.

Nun kommt es aber zu den Feinheiten – Stichwort: Munitionsmanagement.

Die Kurzwaffenmagazine finden sich in der Regel als erste auf der Arbeitshandseite, ggf. gefolgt von mindestens einem Langwaffenmagazin.

Bei der Anordnung der Ausrüstung am Gürtel ist nicht nur die Position, sondern auch die Orientierung zu beachten, um die Arbeitsabläufe ökonomisch und effizient zu gestalten.

Ein weiterer Aspekt ist die Priorisierung der Magazine, sprich die Aufteilung zwischen „schnellen“ und „langsamen“ Magazinen. Hierzu hat es sich als effektiv erwiesen die Positionen vom am besten zu erreichenden zum am schwierigsten zu erreichenden Magazin durchzunummerieren. Dabei ist Position 1 das schnellste Magazin und wird für das Nachladen genutzt. Diese Position ist nicht nur am schnellsten und einfachsten zu erreichen, sondern stellt auch den kürzesten Weg vom Magazinhalter zur Waffe im Arbeitsbereich (siehe Teil 6 der Artikelserie) dar. Die nach hinten folgenden Magazine erhalten somit die nachfolgenden Positionsnummern 2, 3, … Je höher die Nummer, um so langsamer erreichbar ist das Magazin.

An die schnellen Kurzwaffenmagazine (Position 1 bis max. 3) anschließend folgt mind. ein Langwaffenmagazin bei der Nutzung einer Langwaffe mit entsprechendem Magazin.

Dieses Magazin ist als „Notfallmagazin“ zu sehen, da im dynamischen sportlichen Bereich i.d.R. ein Magazin ausreicht. Im Rahmen eines militärischen oder Behördlichen Einsatzes befinden sich die Magazine der Primärwaffe an einer anderen Position der Ausrüstung, nämlich in der Einsatzweste. In diesen Fällen stellt der Schießgürtel die minimal benötigte Ausrüstung dar, um die eigene Haut zu retten.

Nachfolgend auf die ggf. benötigten Langwaffenmagazine folgen die langsamen Kurzwaffenmagazine, welche zum Fertigladen und zu Magazinwechseln genutzt werden (siehe Teil 8).

Aus diesen Magazinen werden auch die Positionen der Nachlademagazine von hinten nach vorne wieder aufgefüllt, sobald die Zeit dazu vorhanden ist. Dies stellt sicher, dass die Position 1 immer mit einem vollen Magazin (sofern genug Munition vorhanden ist) belegt ist. Sofern die Zeit dafür vorhanden ist, wird Munition aus angefangene Magazinen zusammengeführt um Magazine wieder aufzufüllen.

Die Nutzung eines Abwurfbeutels ist stets etwa kritisch zu sehen, wenn man damit nicht effektiv umgehen kann. Hierin findet sich alles Mögliche, so dass eine Differenzierung im Stress quasi nicht möglich ist. Daher sind Magazinwechsel oder gar Nachladen aus dem Abwurfbeutel ein absolutes No Go.

Neben der Aufteilung zwischen schnellen und langsamen Magazinen ist für die stressresistente Nutzung der Ausrüstung die Orientierung der Magazine in den jeweiligen Taschen/Haltern entscheidend. Es bring nichts, ein Magazin innerhalb einer Sekunde an der Waffe zu haben, dort aber festzustellen, dass man es verkehrt herum hält. Aus diesem Grund muss man üben, wie man die jeweiligen Magazine auch unter Stress greift um sie dann in die Waffe zu bringen.

Grundlegend befinden sich volle Magazine stets mit der Zuführung nach unten gerichtet in den Taschen/Haltern, leere und angefangene Magazine – sofern möglich – mit dem Zuführer nach oben. Somit ist gewährleistet, dass man alleine durch ertasten feststellen kann, ob es sich um ein volles, angefangenes oder leeres Magazin handelt. Volle Magazine erkennt man so durch das ertasten des Magazinbodens. Angefangene durch ertasten der obersten Patrone, leere Magazine durch den leeren Zubringer. Dies funktioniert bei Magazintaschen; bei Haltern leider nicht.

In diesem Fall befinden sich leere Magazine schlichtweg nicht mehr am Schützen, da diese in der jeweiligen Situation nur unnötigen Ballast bedeuten. Angefangene Magazine befinden sich maximal in der Waffe, oder aber in den Haltern der langsamen Magazinpositionen. Die vollen Magazine finden sich in den Nachladepositionen und im Idealfall in der Waffe.

Auch die Ausrichtung der Magazine in den Haltern spielt beim stressresistenten Munitionsmanagement eine wichtige Rolle.

Wie bereits angesprochen, ist es wichtig zu wissen, wie man die Magazine im Stress greift, um diese dann in einer flüssigen Bewegung effektiv und effizient in die Waffe zu bringen. Greift man von außen auf die Magazine, sollten die Patronen nach vorne orientiert sein, greift man von innen, ist die Orientierung nach hinten. Ebenso ist auf die Orientierung zu achten, wenn man die Magazine nicht flach am Körper trägt, sondern Hochkant, wie es bei vielen Schießsportlern zu finden ist.

Grundlegend gilt der immer gleiche Grundsatz: Man muss mit der Ausrüstung effektiv arbeiten können und „klar kommen“. Das schlimmste wäre, wenn man sich durch ineffektive Anordnung selber behindert. Dies wäre z.B. der Fall, wenn die Kurzwaffe auf der Seite der Arbeitshand platziert würde. Der sogenannte „CrossDraw“ ist in genau zwei Szenarien zu finden:

  • In der sitzenden Position (Fahrer, am Tisch, etc.)
  • In Hollywood

Auch die Behinderung von Ausrüstung durch andere Ausrüstung sollte vermieden werden, so wie z.B. der bereits angesprochene Trageriemen, der über den Magazinen liegt.

Fazit:

Die Ausrüstung richtet sich nach Notwendigkeit zur „Auftragserfüllung“ und kategorisiert sich nach Prioritäten. Die erste Priorität im Schusswaffenhandling ist der Transport und die Bereitstellung von Munition. Diese wird nur noch getoppt von der Priorität sich nicht selber zu behindern. Einsatzzweck und dafür benötigte Einsatzmittel sollen ihren entsprechenden Platz an der Ausrüstung finden und müssen im jeweiligen Nutzungsfall schnell und ungehindert erreichbar sein. Hierfür entscheidend sind vor allem die persönlichen Eigenheiten; daher mein Appell: Passt die Ausrüstung euch an, nicht umgekehrt.

Der Markt bietet eine Unmenge an Ausrüstungsgegenständen in den verschiedensten Formen für fast jeden Zweck. Doch manchmal reicht auch das nicht aus; in diesen Fällen sind Kompromisse nur die zweitbeste Lösung, da sie eine Anpassung der persönlichen Eigenheiten bedeuten. In solchen Fällen finden sich Anbieter auf dem Markt, die Ausrüstung personalisiert herstellen.

In diesem Sinne – stay safe!

Khi Pa

KL STRATEGIC im INTERNET: http://kl-strategic.com

KL STRATEGIC auf FACEBOOK: www.facebook.com/KL-STRATEGIC