Wenn man  auf dem doch eher kleinen, europäischen Markt zuerst von einem neuen Ausbildungsdienstleister hört, wird man erstmal neugierig. Sobald man dann herausfindet, dass diese Firma in Bulgarien ansässig ist, wird man eher misstrauisch. Aber nachdem man dann aber liest, dass die Ausbilder US Department of Defense und Department of State zertifiziert wird, wird man hellhörig.

So ging es mir auch, als ich mich im September 2019 auf die Suche nach einer beruflichen Weiterbildung im Bereich der Schießtechnik und Taktik begab und mich schließlich durch die Seite von „The Association“ las. Trotz des offensichtlichen Misstrauens siegte die Neugierde und nach meiner Prüfung deren Facebookseite, schrieb ich die Firma bezüglich meiner Ausbildungswünsche an.

Nach einem kurzen Kennenlernen und einem Festlegen des Budgets, begann der Firmeninhaber Tony Briant auch schon mich zu beraten. Dabei ging es um allgemeine Verfügbarkeit der Zeit, die Auswahl der Waffen und in welchem Arbeitsumfeld ich arbeiten würde. Weitere Details würden den Rahmen dieses Berichtes sprengen und dürfen dort  selbst erlebt werden.

Am Ende einigten wir uns auf folgendes für den Zeitraum 2. bis 12. Jänner 2020:

9mm– 1.600 Schuss, 7,62×39 – 1.600 Schuss, 5,56×41 – 300 Schuss

Zehn Tage Ausbildung, darin gegliedert der folgende Ablauf:

Tag 1                Kurzwaffe Grundlagen + Fortgeschritten 800 Schuss
Tag 2                Kurzwaffe Dynamisch 800 Schuss
Tag 3                CQB Grundlagen
Tag 4                CQB Fortgeschritten/Lowlight
Tag 5               Langwaffe Fortgeschritten 800 Schuss
Tag 6                Langwaffe Dynamisch/Lowlight
Tag 7               Unterricht: Situative Wahrnehmung/Mindset
Unterricht: Operative Sicherheit
Unterricht: Umgang mit katastrophalen Lagen
Tag 8                Unterricht: Entführungsprävention
Unterricht:     Reisesicherheit
Unterricht:     Combat Life Saver
Tag 9                Kurz-&Langwaffe Dynamisch/Lowlight
Tag 10              CQB Abschlussübung mit Rollenspielern

Diese Gesamtausbildung wurde mir für einen Bruchteil dessen Angeboten, was die Konkurrenz forderte. Das Training war speziell auf mich und meine Bedürfnisse konzipiert und ich wurde alleine vom Geschäftsführer der Firma ausgebildet und betreut. Ich werde im weiteren nicht jeden einzelnen Tag beschreiben und bewerten, denn das würde den Rahmen in den Orbit bomben. Dafür zu allererst ein paar Worte zu meinem Ausbilder sowie Geschäftsführer von „The Association“:

Tony Briant

Geboren im Jahr 1989 in Virginia, trat er mit 17 Jahren dem US Marine Corps bei und wurde im Laufe seiner Dienstzeit mehrmals im nahen Osten eingesetzt. Nach sieben Dienstjahren trat er aus dem Militär aus und fing an in der privaten Industrie bei einer Firma in den verschiedensten Ländern für eine namhafte US-Behörde in der (Gegen-)Aufklärung zu contracten. Heute ist der 30-Jährige ein Familienvater und lebt mit seiner Lebensgefährtin in Sofia, Bulgarien.

In Angesicht des wirklich preiswerten Angebot sowie des professionellen Ansatzes des Ausbilders entschied ich mich zu buchen und flog somit am Neujahr nach Bulgarien. Nach etwas Zeit im von mir gebuchten Hotel holte Tony mich ab und wir besprachen in den nächsten Stunden die folgenden Tage.

Am nächsten Tag ging es auch direkt mit einem Geschäftspartner der Firma in das zirka 45 Minuten entfernte Dupnitsa. Dort befindet sich eine private Schießanlage, welche mitten in der Natur lag und einen guten Ausblick auf die Berge Bulgariens bat.

Die eben beschriebene Anlage beinhaltet eine voll befahrbare 300m 270° sowie zwei 50m 270° Schießbahnen. Auf der gesamten Anlage waren wir alleine. Kaliberbeschränkungen gab es keine. Mittags wurden wir mit örtlichen Spezialitäten frisch vom Metzger und Obst vom Felde versorgt. Filterkaffee und Wasser gab es durchgehend. Die sanitären Einrichtungen waren sauber und beheizt.

Nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung, selbstverständlich nach internationalen Standards, fingen wir zuerst mit der theoretischen Einweisung des ersten Drills an.

Nach einer kurzen Prüfung der Grundfertigkeiten durch ein paar langsame Aufwärmdrills, ging es mit dem Benchmarktest (Dot Torture Test) los. Dort wurden auch schnell Kompetenzen und Schwächen erkannt.
Mit Hilfe von verschiedenen Zielen und Techniken wurden zum Beispiel Fehler beim Abzugsverhalten schnell offengelegt und gleich abgestellt.

Immer wenn ich meine Kompetenzgrenze erreichte, erkannte Tony dies und versuchte meine Leistung durch fordernde Drills zu steigern. Bei einem Leistungsabfall wurde durch verringerte Distanz, Geschwindigkeit oder auch ganz veränderten Übungen an meine Leistung angepasst. Unterbrochen wurde dies meist mit einem Magazinwechsel. Dies hat sich im Verlauf der kommenden Schießleistung mit der Zeit doch bemerkbarer gemacht als gedacht.

Mit Hilfe dieser modernen und personalisierten Ausbildung wurden innerhalb von wenigen Stunden schnell die markantesten Fehler abgestellt. Allerdings brachte ich laut Tony auch eine „sehr gute Basis ohne gravierende Fehler“ mit.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich meine persönliche Schießleistung bereits immens verbessert. Dadurch konnten die Drills Fahrt aufnehmen und wurden immer dynamischer. Angefangen bei Reload Drills, bis hin zum Schießen aus der Bewegung in Kombination mit komplexen kognitiven Aufgaben.

Das preiswerte Angebot zahlte sich bis jetzt, obwohl wir bis jetzt nur mit der Pistole geschossen haben, mehr als aus. Die vielseitigen und personalisierten Drills waren perfekt auf meine Leistung zugeschnitten und forderten mich zwar sehr, überforderten mich aber zumeist nicht.

Das Ausbildungspaket bestand aber nicht nur aus praktischer Schießausbildung. Zusätzlich gab es noch theoretische Unterrichte und CQB Training mit gasbetriebenen Simulationswaffen im Kaliber 6mm BB. Dies war in Kombination mit Rollenspielern um eine möglichst realistische, als auch sichere Methode des Anwendens der gelernten Fähigkeiten zu ermöglichen.

Das CQB Training war gut organisiert, die ersten Stunden wurde auf die Körpermechanik konzentriert. Es wurde viel mit Transitionen und Positionierung gearbeitet. Mit steigender Kompetenz wurden die Aufgabenstellungen fordernder, da das genutzte Gelände eine verlassene Sowjetfabrik immer vergrößert wurde. Angefangen mit normalen Mannscheiben als Ziele, bis hin zu Freund/Feind Erkennung, sowie mit vorher eingewiesenen Rollenspielern.

Die theoretische Ausbildung erwies sich jedoch leider als durchwachsen. Der gemieteten Örtlichkeit fehlte es an moderner Technik. So konnten die vorbereiteten Präsentationsfolien nicht an die Wand projiziert werden. Somit wurde mir kurzerhand der Vortrag per Airdrop auf mein Tablet gesendet.

Die Kursinhalte waren für mich schlüssig, Tony hat alle offenen Fragen ausführlich beantwortet und konnte seinen differenzierten Erfahrungsschatz wunderbar einbringen. Viele Aspekte der „Operativen Sicherheit (OPSEC)“, „Reisesicherheit (Travel Security)“ sowie „Situativen Wahrnehmung/Mindset (Situational Awareness)“ wurden mit persönlichen Geschichten erklärt und untermauert.

Gerade bei diesen Thematiken bemerkte man seinen beruflichen Hintergrund und dass er wusste von was er sprach. Mit Leidenschaft unterrichtete er die verschiedenen Aspekte und ging ausführlich auf meine Fragen ein. Es gab Themen, welche meiner Meinung nach nicht ganz so tiefgreifen waren. Darunter „Entführungsprävention“ und „Combat Life Saver“ bzw. der prähospitale Bereich in sandigen Ländern. Durch meine Ausbildung zum FREC 3 und meinem beruflichen Hintergrund im Personenschutz, waren die Kurse für mich viel zu grundlegend, nicht praktisch genug und sehr theoretisch. In diesem Moment wurde klar, dass diese Kurse nicht für professionelle Anwender konzeptioniert wurden.  Sondern viel mehr für die Erstunterrichtung ziviler Endkunden.

Der Medic Course war zu theoretisch, es wurden keine praktischen Aspekte ausgebildet. Dafür aber zum Beispiel das menschliche Gefäßsystem vorgetragen. Medizinische Grundlagenausbildung sollte immer praktisch orientiert sein. Denn am Ende des Tages rettet man Leben durch praktische Anwendung, nicht durch eventuelle medizinische Kennzahlen.

In diesen beiden Kursen bin ich in Erwartung an ein vertiefendes Seminar mit praktischer Übung in der Entführungsprävention und taktischer Medizin gegangen und wurde dahin gehend leider ein wenig enttäuscht.
Die Kosten für die Kurse, welche eben benannt wurden, hat mir Tony angeboten Gutschreiben zu lassen, da er merkte, dass ich die Ausbildungsinhalte bereits kannte.

Im Laufe der Zeit konnte ich Tony als Ausbilder und Person immer besser kennenlernen. Dadurch ergaben sich vor allem seine offensichtliche Stärke in der Ausbildung des Schießens und der Taktik. Da aber seine Firma sehr frisch auf dem Markt ist, ist seine Ausbildungskapazität maßgeblich von der Kooperation dritter abhängig. Dadurch kam es zu Verzögerungen und Ausfällen in der Ausbildung. Nichts davon ist von „The Association“ verschuldet, aber aufgrund der Kooperation mit anderen Firmen gab es zu viele Variablen.

Aufgrund dessen entfiel ein Tag des Curriculums. Der Besitzer der CQB Halle hatte unvorhergesehen den Tag abgesagt. Für eine Firma, die ihre Mitarbeiter zu „The Association“ fliegen würde, hätten sich dadurch unnötige Mehrkosten beziehungsweise Unterbrechungen ergeben.

Schnell aber fand Tony eine Lösung und am nächsten Tag war die Ausbildung umstrukturiert. Die vorher verlorenen Stunden wurden durch eine Low-Light Ausbildung im CQB mehr als ausgeglichen.
Mit kostenfrei gestellten Nachtsichtgeräten und IR-Anbauten für die Waffen, sowie Rollenspielern ging es im zwielichtigen Gelände von Raum zu Raum, die simulierten Feinde wurden ohne mein Wissen auf verschiedenste Verhaltensweisen gebrieft. Das Training war fordernd. Die Nachtsichtmittel und die Simulationswaffen waren hochwertig und realistisch in der Funktion. Wie jeden Tag, wurde während des Trainings die Verpflegung sichergestellt.

Fast jeden Abend gingen wir nach dem Training zusammen Essen und ließen den intensiven Ausbildungstag gemeinsam bei einem Bier Revue passieren, ein offener Dialog zwischen Ausbilder und Trainee schaffte die Grundlage für eine entsprechende Ausbildung. Beide Seiten stellten zum besseren Verständnis Fragen und zeigten Pro & Contra auf. Sowohl Tony als auch ich machten im Zuge der Gespräche Notizen, auf dessen Grundlagen ich diesen Bericht schreibe und er jeden Abend bis spät in die Nacht arbeitete, um die Ausbildungsinhalte an das Gespräch des Vorabends anzupassen.

Tony’s Arbeitsmentalität und Professionalismus waren jederzeit unübersehbar. Mit Herz und Blut bildet er nicht nur aus, sondern leitet auch hinter den Kulissen eine junge Firma. Leidenschaftlich geht er im Ausbildungskonzept über das Geforderte hinweg und bietet ein ganzheitliches Konzept nach dem Vorbild der US Special Forces. Auch außerhalb des Trainings betreute er mich. Angefangen bei Fragen über das allgemeine Leben in Sofia, bis hin zur Empfehlung von verschiedenen Örtlichkeiten in der Nähe, war Tony stets auch nach dem Ausbildungsende verfügbar. Da sich das Training dauerhaft leicht außerhalb unserer Komfortzone befand, waren wir beide nach neun Tagen Ausbildung doch ganz schön erschöpft.

Daraufhin war das Training leider nicht mehr sinnvoll. Deswegen entschieden wir uns dazu, die Ausbildung des finalen, kombinierten Schießtages und CQB Trainings in den Frühling zu verschieben, weshalb ich im April erneut nach Bulgarien fliegen werde.

Der Firma fehlt eindeutig ein eigenes Schieß- und Ausbildungszentrum. Laut Tony ist dieses schon bereits in Planung, die Verhandlungen über Finanzierung und Standort seien bereits am Laufen. Diese Problematik wird von einem unglaublichen Preis-Leistungsverhältnis und der persönlichen Kompetenz aller Mitarbeiter der Firma jedoch maßlos überschattet. Man bucht hier nicht nur einen oder mehrere Kurse, sondern die persönliche Dedikation und Expertise verschiedener Ausbilder, welche auf viele Jahre der Erfahrung in verschiedensten Spezialeinheiten und rund um den Globus operierenden Behörden zurückgreifen.

Gerade in der Schießausbildung und Taktik merkt man diese Umstände innerhalb der ersten Stunde auf dem Schießplatz. Diese amerikanische Mentalität ist in Kombination mit dem gebotenen Inhalt meiner Meinung nach einzigartig und jeden Cent wert.

Special THX an Moritz Sierra für diesen Report. 

THE ASSOCIATION im Internet: theassociation.bg

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