Jack Murphy ist ehemaliger Soldat der US Special Forces und war einer der Gründer des Nachrichtenportals NEWSREP (vormals SOFREP). Jack arbeitet heute unabhängig – hier sein Channel auf youtube.com – und ist auch SPARTANAT Autor. Umso mehr freuen wir uns, dass wir einen Auszug aus seinem Buch „Murphy’s Law: My Journey from Army Ranger and Green Beret to Investigative Journalist“ euch präsentieren dürfen – als Ranger und SR-25 Schütze außen am Little Bird Helikopter in Afghanistan:

Manchmal nehmen die Dinge einfach ein neues Level an Coolness an: eines Nachts landen Little Bird Hubschrauber bei unserer Basis (FOB). Wir sollen in der Finsternis für eine Unterstützungsmission aus Luft trainieren, denn, wenn dann das nächste Mal die Dunkelheit übernehmen würde, hätten wir grünes Licht für einen Schlag gegen ein High-Value Target (HVT), einen Taliban-Anführer. Zur Erinnerung, ich bin damals 21 Jahre alt und Ranger. Ich konnte so alle Träume von Special Operations Guys ausleben. In der Vergangenheit waren das  noch Dinge, die wahrscheinlich nur erfahrene Delta-Force-Mitglieder tun durften. Doch seit dem 11. September hatte sich vieles geändert. Von jedem von uns wurde erwartet, sich allen Missionen zu stellen.

Da ich noch nie ein Scharfschützengewehr oder eine Waffe direkt aus einem Hubschrauber abgefeuert hatte, fragte ich Joe, ob er mir ein wenig Unterricht geben könne, wie man das richtig macht. Joe war für mich der Scharfschützengott, der genau wusste, was man als Präzisionsschütze zu tun hat. Er war ein kleinerer Kerl mit sandfarbenem Haar und einem langen roten Bart, weshalb wir uns darüber lustig machten, dass er tschetschenisch ausschauen würde. Im Gespräch mit ihm erfuhr ich, dass er eigentlich überall in der Welt aufgewachsen war und eine ziemlich harte Erziehung hatte, bevor er in die Armee eingetreten ist. Joe war ein harter Knochen und das ist definitiv nicht sein erster Rodeoritt.

„Es ist einfach“, antwortete Joe. „Weißt du, wie man bei einem beweglichen Ziel vorhalten muss?“

„Sicher.“

Wenn auf große Entfernung geschossen wird, kann es, abhängig von Reichweite der Waffe und Art des Projektils, eine Sekunde oder mehr dauern, bis die Kugel ihr Ziel trifft. Dies wird als Flugzeit bezeichnet. Wer auf ein bewegliches Ziel schießt, muss also „vorhalten“ – das heißt, vor die Position schießen, an dem sich das Ziel befindet, während man den Abzug zieht, so dass es eigentlich in die Kugel läuft, wenn es an seinem Standort ankommt. Du schießt dorthin, wo dein Ziel sein wird, anstatt wo es ist.

„Also, jetzt ist es genau das Gegenteil: Du bist beweglich, weil du in einem Hubschrauber sitzt“, erklärte Joe sachlich. „Also muss dein Vorhalt von der anderen Seite kommen und du feuerst hinter das Ziel.“

Warte.

Was?!

Schließlich wurde mir noch erklärt, wie ich mich am Außenboard des Little Bird sichere, damit ich nicht herunterfalle (das ist wichtig), wie ich mein SR-25 Gewehr ebenfalls sichern muss, damit ich es nicht im Flug verliere (das ist auch wichtig), und wie man auf feindliche Kämpfer schießt. Der Sicherheitsaspekt ist kein Witz. Einmal ist ein Little Bird auf einem Hang gelandet. Der Delta-Operator stieg vom Pod ab bewegte sich nach vorne, ohne zu bemerken, dass die Neigung der Rotoren aufgrund der Hangneigung anders war. Die Rotorblätter haben ihm das Oberteil seines Kopfes abgetrennt. Seine Teamkollegen fanden die Oberseite seines Helmes mit der Schädeldecke darinnen, in einer perfekten geraden Linie abgeschert.

Ich sitze wie John Wayne mit einem SR-25 außen am Little Bird.

Aber ansonsten war alles eigentlich ziemlich einfach. Ich würde mich auf meine Platz spannen, als ob ich ein Pferd im John Wayne-Stil reite. Das Gewehr liegt dabei in meinem Schoß, und ich benutz meinen Infrarot-Laser – den ich mit meinem PVS-14 Nachtsichtgerät sehen konnte –, um alle bösen Jungs zu erschießen. Nachts gaben uns die Piloten noch zusätzlich eine Einweisung in ihr Fluggerät, bevor wir loslegen konnten. Der Little Bird ist wie ein kleines, schwarzes Ei des Todes. Er kann Soldaten direkt auf dem Ziel absetzen oder speziell mit Maschinengewehren und Raketen zur Unterstützung ausgestattet sein.

In jener Nacht wurden für uns Ziele auf einem nahegelegenen Gebiet aufgestellt. Wir schnappen uns den Platz am Little Bird, geben den Piloten ein Daumen hoch und heben ab. Ihr denkt, dass Fliegen außen am Hubschrauber in der Nacht, Verwendung von Nachtsicht und dabei Schießen mit Waffen an sich cool klingt? Nun, ich werde euch nicht anlügen. Es ist mehr als cool, verdammt nochmal. Joe und ich haben in dieser Nacht alle Ziele bekämpft, an die die Little Birds uns heran brachten. Die SR-25 zwitschert in meinem Schoß, wenn ich den IR-Laser auf die Ziele ausrichte und immer wieder den Abzug durchziehe. Dann zieht der Pilot nach oben weg, wobei ich plötzlich direkt auf den blanken Boden unter mir schauen kann.

In der folgenden Nacht warteten wir auf grünes Licht für unsere Mission. Ich konnte währenddessen mit dem Piloten sprechen. Er schien ein supercooler Typ zu sein. Er erzählt mir, dass dies sein letzter Kampfauftrag war, bevor es nach Hause geht, um dort den Flugsimulator zu bedienen und neue Piloten auszubilden. Unnötig zu sagen, dass er hoffte, mit einem Knall abzutreten und wirklich will, dass die Angriffstruppe ihren Mann bekommt. Bald darauf kommen von oben erste Lageberichte. Die Charlie Kompanie hat ihren Bodenangriff in Humvees gestartet.

Wir warten in der FOB und sind bereit zum Abflug, so dass die Luft- und Bodenelemente gleichzeitig am Ziel ankommen würden. Unsere Piloten wissen definitiv, was sie tun. Wer über die Geschichte der Spezialeinheiten nachlesen will, wird feststellen, dass die 160er nach dem Debakel von Desert One im Iran entstanden sind. 1980 wurde die neu gegründete Delta Force beauftragt, im Iran festgehaltene amerikanische Geiseln zu retten, aber die Mission war ein Misserfolg, vor allem aufgrund des Einsatzes konventioneller Hubschrauber. Amerika verfügte damals einfach nicht über eigene Flugkräfte für Special Operations. Danach wurde diese ganz spezielle Hubschraubereinheit gebildet, um gefährlichste Missionen unter widrigsten Bedingungen durchzuführen.

„Jackpot!“ – „Yeah“, sagt die Stimme des Piloten im Headset.

Nach etwa einer Stunde starten die Piloten ihre Motoren und wir heben ab. Es ist Winter in Afghanistan, aber ich war vorbereitet. Ich trage eine schwere Columbia Winterjacke über meiner Ausrüstung. Darunter habe ich noch mehr Unterwäsche an, weil ich erwarte, an der Seite dieses Little Birds in einen Eiszapfen verwandelt zu werden. Ich bin aufgeregt und bereit, loszulegen. Als der Pilot seinen Hubschrauber gelandet hat und wir uns in Position gebracht hatten, sitze ich außen am Heli auf meinem Arsch. Ich war John Wayne auf dem Pod, was für meine Bauchmuskeln ein Ausdauer-Event bedeutete, da der Wind mich nach hinten drückt. Wir sprengten über die Berge, staubige Feldwege, Täler und ummauertes Gelände, das leer aussah, abgesehen von den schwachen Lichtspuren, die man nur bei Nacht erkennen konnte.

Nach etwa einer halben Stunde Flugzeit erreichen wir das Zielgelände, gerade als die Charlie Kompanie vorrückt. Die Ranger-Angriffstruppe verlässt ihre Fahrzeuge und bereitet sich auf  die direkte Attacke vor. Wir schweben über ihnen, beobachten „Squirter“ – Bösewichte, die versuchen, wegzulaufen. Die Piloten der 160er entdecken jemanden am Gelände, der versucht zu fliehen, und beschließen, den Druck aufrechtzuerhalten, also ihm ein wenig was zum Nachdenken mitzugeben, anstatt ihn einfach entkommen zu lassen. Durch meine Nachtsichtoptik kann ich den Little Bird beobachten, auf dem Joe fliegt, er gleitet wie ein Sturzkampfbomber auf das Gelände zu. Der Pilot führt den Helikopter fachmännisch direkt in die Mitte über sein Ziel, bevor er in letzter Sekunde hochzieht. Dabei wirbeln die Rotoren den Staub an den Wänden des Zielobjekts auf, bevor der Heli wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwindet.

Die Charlie Company dringt in das Zielobjekt ein, bald darauf wird ein Codewort gesendet: „Jackpot“. Damit war klar, dass sie den Taliban-Führer gefangen hatten, hinter dem wir her waren. „Yeah“, höre ich die Stimme des Piloten in meinem Headset sagen.

Das Buch „Murphy’s Law: My Journey from Army Ranger and Green Beret to Investigative Journalist“ gibt es direkt bei Amazon. 

Jack auf Twitter: @JackMurphyRGR

Jack auf Instagram: www.instagram.com/jackmcmurph

Jack im Internet: jackmurphywrites.com/

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