Noch immer jeden Tag Tausende Menschen, die Österreich queren, am Weg von aller Welt ins erlösende Deutschland. Brennpunkt bleibt für Österreich die Grenze im steirischen Spielfeld. Man ließt viel, man hört viel, man hört nicht, was die Soldaten an der Grenze denken. Hier ein SPARTANAT Report von vor Ort:

Wem erzähl ich’s? Off day.

Beim Frühstück. Die Kinder erzählen von der Schule – Martinsumzug, Laternen basteln. Der heilige Martin, ein Soldat der Verantwortung persönlich nimmt. Die Mantelteilung – was für eine schöne Geschichte mitmenschlichen Helfens.

Die soldatische Ergebenheit gegenüber unabänderbaren Vorgängen kommentieren wir meist mit „isso“, dem Soldatenaxiom.

„Kannst du nicht auch deine Jacke mit einem Armen teilen?“ Die Frage ist zu heftig, zu direkt – mitten ins Schwarze – wie sie nur Kinder stellen können. Die Antwort? Steckt im Kloß in meinem Hals. Erlebnisse, die nicht mehr weggehen, Situationen, über die man nicht sprechen kann. Weinen, jammern? Im Keller. Die Medienwirklichkeit die durch Informationsselektion ein Bild zeichnet, das so nicht von uns wahrgenommen wird, macht Erklärungsversuche schwierig, beinahe unmöglich. Selbst banale Tagesabläufe stoßen beim Erzählen auf Unverständnis. Die soldatische Ergebenheit gegenüber unabänderbaren Vorgängen kommentieren wir meist mit „isso“, dem Soldatenaxiom. (Anm.: „isso“ ist Dialekt für „Es ist halt so“). Das ist keineswegs eine Banalisierung, vielmehr ein Statement trotz schwieriger Umstände einem Auftrag trotzdem nachzukommen. Isso.

Bloß nicht fernsehen. Nach dem konkreten, tödlichen Terror gibt es eine neue Dimension der Antwortqualität auf die Frage nach persönlicher Schutzausrüstung: „Die geforderten Stich/Schnittschutzwesten und Handschuhe hätten euch gegen Sprengstoff und Kalaschnikow eh nicht geholfen“. (!) Haben wir uns selbst gekauft.

Seit 20. September 2015 sind die Kaderpräsenzeinheiten im Sicherheispolizeilichen Einsatz.

Terroristen unter den HSF (befohlener, offiziell zu verwendender Begriff für all die Leute von woherauchimmer: Hilfs- und Schutzbedürftige Fremde)? Wer? Vereinzelter, unbedachter Wortmeldungen gewisser Hitzköpfe kann angesichts der unendlichen Masse nicht nachgegangen werden, ebenso könnte in den tausenden unbeachteten Gepäckstücken tonnenweise Kriegsmaterial verborgen sein. Eine Kontrolle ist untersagt (!) – der Abfluss des Menschenstaus Richtung Bustransport würde erliegen. Ein Aufruhr befürchtet. Allahu akbar! Ja, Gott ist größer … als alles andere; hier stehen keine „Gewehrständer“, sondern top-ausgebildete Berufssoldaten mit internationaler Erfahrung – wir wissen, was ihr da schreit. Auch, dass dieses Glaubensbekenntnis missbraucht wird.

Die „Zaungeschichte“ hat hier beachtlichen Unterhaltungswert, nicht in politischer, dafür aber in praktischer Hinsicht – der Zaun sind nämlich wir selbst.

Die Zusammenarbeit mit den Polizisten? Jene vor Ort, kollegial, professionell, kameradschaftlich. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die Unstimmigkeiten in der Führungsriege treffen uns gleichermaßen negativ. Die Kompetenz aus langjähriger Auslandseinsatzerfahrung kollidiert gelegentlich mit dem zugewiesenen Auftrag als „Hilfskraft zum Begleiten Einreisender“. Die „Zaungeschichte“ hat hier beachtlichen Unterhaltungswert, nicht in politischer, dafür aber in praktischer Hinsicht – der Zaun sind nämlich wir selbst.

Noch immer (eigentlich schon wieder) bleibt das bestimmende Gefühl Hilflosigkeit. Straffe Dienstabläufe machen das „daily business“ erträglicher.

Dort, wo sich tausende Gesichter an dir vorbeischieben bleibst du alleine, mit deinen Gedanken …

Grenzarbeit in Spielfeld: HIER geht es zum ersten SPARTANAT Erlebnisbericht

Fotos: ÖBH, Archiv