Das Licht geht aus, wir gehen nach Haus, doch da ist es auch finster: der Blackout ist da. Auf dieses Szenario haben sich das österreichische Innenministerium und rund 100 Verterter von Ländern, Einsatzorganisationen sowie kritischer Infrastruktureinrichtungen in einem dreitägigen Planspiel namens „Helios“ eingelassen. Die große Frage, was ist dabei herausgekommen:

Resilienz der Bevölkerung steigern

„Wir haben etwas geübt, von dem wir hoffen, dass es nie eintrifft“, sagt Herbert Kickl am letzten Übungstag. Der Innenminister und einige weitere Mitglieder der Bundesregierung machten sich am 15. Mai 2019 im Innenministerium selbst ein Lagebild der Krisenübung. Das Übungsszenario war ein Blackout und eine Strom-Mangellage mit weitreichenden Folgen in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Es sei wichtig, so ein Szenario auch im familiären Bereich einmal durchzudenken, damit im Ernstfall in jedem Haushalt genügend Trinkwasser, Medikamente und Lebensmittel vorrätig seien, betonte der Innenminister. Auch seine Regierungskolleginnen und –Kollegen Umweltministerin Elisabeth Köstinger, Vizekanzler Heinz- Christian Strache, Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein, Infrastrukturminister Norbert Hofer und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck schlugen in dieselbe Kerbe und appellierten an das Bewusstsein zur Eigenvorsorge der Bevölkerung.

„Eine Steigerung der Resilienz der Bevölkerung war eines der Ziele von „Helios““, betonte auch Mag. Robert Stocker, Leiter der Abteilung II/13 (Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement und Koordination Zivile Sicherheit) im Bundesministerium für Inneres, der in seiner Funktion als Vorsitzender des SKKM-Ausschusses die Stabsarbeit bei der Krisenübung im Innenministerium leitete. „Es ist wichtig, dass wir alle an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen“ sagte Stocker.

Goldgruber: Dreiklang zwischen Energieversorgern, Behörden und Bevölkerung

Das Resümee der dreitägigen Übung zog im Rahmen einer hochkarätigen Abendveranstaltung der Generalsekretär im Innenministerium, Mag. Peter Goldgruber. „Es ist in der Praxis schwer vorstellbar, auf wie viele Lebensbereiche sich ein Stromausfall auswirkt. “ Die Digitalisierung habe uns viele Annehmlichkeiten beschert, über die wir uns oft erst wieder bewusst würden, wenn der Strom ausfällt, sagte der Generalsekretär. Dann seien aber schnelle Reaktionen und eine gute Vernetzung gefordert. Konkret brauche es, um eine Stromkrise zu bewältigen, einen Dreiklang zwischen Energieversorgern, Behörden und der Bevölkerung. „Genau dieser Dreiklang wurde mit ‚Helios‘ geübt und gefördert“, resümierte Goldgruber. Die Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern von über 25 unterschiedlichen Organisationen und das breite mediale Echo habe gezeigt, dass das Thema auf großes Interesse stößt.

Elsberg: Bewusstsein für systemische Vernetzung wichtig

Den krönenden Abschluss der dreitägigen Krisenübung lieferte am 15. Mai 2019 der österreichische Bestsellerautor Marc Elsberg mit einem spannenden Vortrag zum Thema „Blackout“. Elsberg wurde durch die Recherchen zu seinem, über eine Million Mal verkauften, Roman „Blackout – Morgen ist es zu spät“ selbst zum Experten für Energieversorgung. In seinem Buch sind die Auswirkungen eines europaweiten Stromausfalls nachzulesen. Der Autor betonte, dass es für eine Gesellschaft wichtig sei, über Systeme und ihre Zusammenhänge nachzudenken. Anhand des plakativen Beispiels der urbanen Wasserversorgung, deren Pumpsysteme ebenfalls an die Stromversorgung gekoppelt seien, appellierte er an das Bewusstsein für systemische Vernetzung, die uns in allen Lebensbereichen trifft. Auch durch Produktionsmechanismen für komplexe, aber auch weniger komplexe Gebrauchsgegenstände wie einer elektrischen Zahnbürste seien wir abhängig von einer globalisierten Handels- und Produktionskette.

Elsberg skizzierte auch gesellschaftliche Mechanismen, die bei einer Krise zum Greifen kommen, wie Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe. „Was passiert, wenn die Hilfe, die wir nach einer Katastrophe erwarten, nicht sofort eintrifft?“ stellte er als Frage in den Raum, hob aber genauso wie Goldgruber in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Freiwilligenarbeit in Österreich hervor, deren Professionalität europaweit einzigartig sei.

Das ganze in einfachen Worten zusammengefasst: Ein bisschen Prepper sein, schadet nie.

Das österreichische Bundesministerium für Inneres im Internet:  www.bmi.gv.at

ADDENDUM Artikelserie zum Blackout in  Österreich: 

Die Einleitung auf SPARTANAT: Österreich übt den Blackout

Teil 1: Es wird sehr schwierig sein, die Kontrolle zu bewahren

Teil 2: Nichts geht mehr – die Auswirkungen eines Blackout

Teil 3: Land ohne Strom – Mögliche Ursachen für einen Blackout