Das SMS (Sensitivity/Mindset/Skills) Prinzip zur Messerabwehr wurde von Stephan Geillinger auf SPARTANAT vorgestellt hat. Messerangriffe können natürlich auch mit sogenannten „non lethal“ Waffen/Ausrüstungsgegenständen abgewehrt werden, wie sie von vielen Berufsgruppen geführt werden, wie z.B. der Teleskop Einsatzstock, das RSG Gerät, oder einer Taschenlampe. weiß Stephan Geillinger.

Ich denke, ich brauche an dieser Stelle nicht mehr auf die Begrifflichkeiten „Sensitivity“ und „Mindset“ eingehen, die wurden hinlänglich in den Augen des Verfassers erklärt. Es bleibt, die „Skills“ und die „Tücken des Gefechts“ zu erörtern. Warum gehe ich nicht auf andere Gegenstände und Waffen als Abwehrmittel ein? Obwohl sich viele Gegenstände eignen, einen Messerangriff abzuwehren, wie ein Messer selbst, eine Jacke (!), eine längere Holzlatte, Schraubenschlüssel usw., sind diese Gegenstände keine als solche akzeptierten Abwehrmittel oder nicht immer verfügbar.

Also gehe ich auf diese Gegenstände/Waffen ein, die in Teilen Jedermann/Frau mit sich führen kann, oder in bestimmten Berufsgruppen zum Handwerkszeug gehören. Eben: Teleskop Einsatzstock, RSG Gerät, Taschenlampe. Ein Handwerker beherrscht in der Regel sein Werkzeug, leider gilt das im Bereich der Sicherheitskräfte nicht immer für deren Handwerkzeug. Was uns nun schlussendlich zu den Skills führt.

Licht als Waffe?

Jein ist mal vorsichtig meine Antwort. Ich kann einen Angreifer damit desorientieren, vor allem wenn allgemein Dunkelheit herrscht und ich ihn blende. Ich verursache bei ihm mit größter Wahrscheinlichkeit aber keinen körperlichen Schaden, der mir einen Vorteil verschaffen kann. Manch wenige Menschen reagieren auf Stroboskop Blitze körperlich empfindlich bis hin zum epileptischem Anfall. Darauf darf ich mich aber nicht verlassen, wenn ich angegriffen werde, bedeutet das „hit and run“. Sehe ich den Angriff frühzeitig (jetzt komm ich doch wieder zum Punkt Sensitivity), dann leuchte ich dem Angreifer (der auf mich rasch zukommt) ins Gesicht und weiche gleichzeitig aus. Das kann ich machen, indem ich mich aus seiner Angriffslinie bewege, um in seinen Rücken zu gelangen oder ich nutze seine kurze Desorientierung zur Flucht. Schaffe ich es in seinen Rücken oder Flanke zu kommen, vielleicht sind auch mehrere Ausweichmanöver notwendig, kommt es unausweichlich zu einem Kampf der für den Verteidiger u.U. sehr schlecht ausgehen kann. Bleibt mir die Chance abzuhauen, sollte ich diese wahren, geben es die Gesamtumstände her. Entscheide ich mich schlussendlich für den Kampf, bleibt in der absoluten Nahdistanz das „Licht als Waffe“ ohne Wirkung. Bin ich zu nah dran, kann ich zwar blenden, der Angreifer mich aber auch geblendet mit dem Messer noch verletzen. Dann bleibt die Lampe wie einen Kubotan als Schlagwerkzeug einzusetzen. Und das dann bitte mit aller Konsequenz. Bleibt zu erwähnen, dass es mittlerweile viele taktische Lampen auf dem Markt gibt. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Lampe der Wahl mit einem Daumenendschalter betätigt wird, und dass sie ohne weitere Mühen in den Strobo Modus versetzt werden kann (z.B. durch durchdrücken des Endschalters). Ja hier hätte dann Ihre Werbung stehen können, aber es hat sich noch kein gewillter Sponsor gefunden, von daher erfolgt keine markenspezifische Kaufempfehlung ! Hinweis: Mit einem Strobo Effekt erzielt man den sofortigen Effekt der Desorientierung beim Angreifer am besten.

RSG Gerät.

In den Augen vieler ist das die eierlegende Wollmilchsau unter den Abwehrmitteln. Nicht in meinen! Ich sehe das RSG (Tierabwehrspray, Pfefferspray) wie eine Medizin. Okay, wenn dann jetzt jeder wieder aufgehört hat zu lachen und weiterlesen kann, will ich auch für Aufklärung sorgen. Eine Medizin richtig angewandt ist eine tolle Sache, wenn die immer daherkommenden Nebenwirkungen tolerierbar sind. Ein falsches Medikament bringt keinen gewünschten Erfolg, aber vermutlich die nicht erwünschten Nebenwirkungen zu Tage.

Was will ich eigentlich damit sagen: Sprühe ich mit der falschen Düse oder der falschen Viskosität, sind die Nebenwirkungen für mich gefährlich. Sprühnebel (vergesst das Zeug gleich wieder!) kontaminiert ganze Räume (und dadurch ich mich selber) oder macht sich draußen als Wolke selbstständig, Ergebnis offen. Schaum/Gel kontaminieren eigentlich nur die Trefferflächen, sind aber minimalistisch in Ihren Reichweiten, was ein enormer Nachteil ist, wenn der Angreifer ein Messer benutzt. Ballistischer Strahl ist da wohl noch das Beste, was man einsetzen kann. Kontaminiert im Prinzip auch nur getroffene Flächen und hat immerhin noch eine realistische Reichweite von ca. 4 Metern. Wie nutze ich ein RSG richtig? Vergesst den Blödsinn mit der Zeigefinger Theorie. Nach dem Motto wo der hinzeigt sprühe ich instinktiv auch hin. Ja, womöglich, aber dafür habt ihr das RSG auch in der Hand wie ein Glas Wasser in der Kurve! Benutzt zum Auslösen des RSG den Daumen, gleicher Zieleffekt wie mit Zeigefinger, aber Ihr habt das RSG so fest in der Hand, dass ihr damit auch noch zuschlagen könntet. Kurze Sprühstöße verwenden zum Schauen, ob Ihr die gewünschten Flächen trifft. Angreifenden Brillenträgern und Angreifer, die sich Arm oder Hand schützend vor das Gesicht halten, nach Möglichkeit auf die Stirn sprühen. Das Wirkmittel wird dann das Gesicht irgendwann runter laufen und hoffentlich die gewünschte Wirkung erzielen. Irgendwann, Wirkung! Genau das ist das Problem beim RSG. Ein Angreifer kann auch mit einem Volltreffer des Wirkstoffes noch 30-60 Sekunden ungehindert agieren, bei manchem Zeitgenossen bewirkt es gar nichts (BTM, auf scharfes Essen konditioniert usw.). Ist das RSG mein Mittel der Wahl, dann sprühen und ausweichen, geht nicht an den Angreifer ran, auch nicht, wenn die Wirkung einsetzt, ihr könntet Euch nur zu leicht selbst kontaminieren. Nur in den Nahkampf gehen, wenn es keine andere Option mehr gibt! Ist ein RSG „angeschossen“, muss es ersetzt werden. Auch wenn noch was drinnen ist, kann sich nach der Nutzung das Treibmittel verflüchtigen und das RSG ist dann nutzlos. Einmal am Tag schütteln ergibt eine gewollte Durchmischung von Wirk-und Treibmittel!

Kommen wir zum Teleskop Einsatzstock.

Der ist kein schlechtes Abwehrmittel, aber er birgt auch Risiken beim Einsatz gegen einen Messerangreifer. Auch mit einem Einsatzstock bewaffnet sollte mein Ziel sein, immer aus der Angriffslinie rauszukommen. Sind der Angreifer und ich Rechtshänder, kann der Angreifer mit seiner linken Hand/Arm sich gut schützen während er seinen Angriff fortführt und ich selbst nicht die gewünschte Wirkung im Ziel erreiche. Ich gehe also beim rechtshändigen Angreifer als Rechtshänder in die „Cross“ Position. Die messerführende Hand kann so einfach getroffen werden und der sich auf mich zu bewegende Angreifer an mir vorbei gelenkt. Ist der Angreifer Linkshänder bleibe ich in meiner normalen regulären Schlagposition und führe den Konter mit einem sogenannten „Cave Man Hit“ aus. Und auch hier kommt der Angreifer bei einem Treffer von seiner Linie ab und mich ein wenig aus der Gefahrenzone.

Was man mit so einem Stock noch alles machen kann, würde hier den Rahmen sprengen. Aber eins ist ganz wichtig, werdet Ihr mit einem Messer angegriffen, wird das als tödlicher Angriff gewertet. Ihr braucht bei der Abwehr dann nicht mehr viel Augenmerk auf Trefferzonen legen. Das gilt aber nur dann, wenn es heißt der Angreifer oder ich! Kommen wir zu Pro und Kontra der Einsatzmittel

Pro und Contra

Und zum Erstaunen wird im direkten Vergleich verschiedener Faktoren die Lampe und der Einsatzstock Vergleichssieger. Unter dem Aspekt der reinen Wirksamkeit und Erfolgsaussichten bei einem Messerangriff sehe ich allerdings den Einsatzstock ganz vorne, allerdings muss ich damit klar kommen u.U. einen Angreifer damit gravierend verletzen zu müssen, was wiederum ein gutes Mindset erforderlich macht und damit haben wir zu guter Letzt auch diesen Punkt nochmals angesprochen.

Ich schließe damit meine kleine Exkursion durch die kleine Welt der vielen Möglichkeiten wie man Messerangriffe abwehrt.

Merken: Abhauen ist die beste Verteidigung, wenn diese Möglichkeit eine Option ist!

Die nächsten Kurse sind in der Pipeline! Schaut doch mal vorbei, wenn Euer Interesse geweckt wurde. Stay tuned!

HIER geht es zum ersten Teil: DAS SMS PRINZIP. DIE ABWEHR VON MESSERANGRIFFEN.

HIER geht es zum zweiten Teil: DAS SMS PRINZIP IM BEWAFFNETEN PERSONENSCHUTZ.

Bis vielleicht dahin, Euer Stephan Geillinger

(Master Instructor Krav Maga Defcon, Staatlich geprüfter
Instructor für Verteidigungsschiessen)

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