Primitiv aber genial. Ein Leitspruch, der wohl auf viele russische Militärkonstruktionen zutrifft. So auch auf das 1P86. In Mitteleuropa sind russische Produkte oft unbeliebt und haben ein schlechtes Image. Das liegt meist an der Tatsache, dass die russischen Konstrukteure sehr wenig Wert auf Design legen, und funktionslose Flächen oft nur sehr grob gefertigt sind. Bewegte Teile und Funktionsflächen weisen jedoch meist bessere Oberflächengüten auf, als bei vergleichbaren europäischen Produkten. So verhält es sich auch beim PSU 1x/4x.

Die Optik weißt eine Besonderheit auf: sie kann eben mit Hilfe eines Hebels zwischen einfacher und vierfacher Vergrößerung schnell schalten. Das erinnert uns nicht nur an das Elcan Specter DR, sondern ist sicher davon inspiriert. Das Bild oben von Russianoptics zeigt den direkten Vergleich zwischen den zwei Optiken. Das PSU ist ähnlich, aber kein direkter Nachbau.

Das PSU selbst wird von NPZ (Novosibirsk Instrument Plant) hergestellt, das 1905 von Carl Zeiss gegründet wurde. Seit dem Ersten Weltkrieg fertigt die NPZ Optiken für das russische Militär.

Unboxing: Die Optik wird komplett betriebsbereit geliefert.

Ansicht von links

Ansicht von oben

Ansicht von rechts

Ansicht von unten

Zunächst aber zu den technischen Daten:

Vergrößerung 1x 4x
Sehfeld 26° 6.5°
Austrittspupille 8 mm
Augenabstand 70 mm
Batterie CR2032
Leuchtfarbe rot
Beleuchtungsstufen 7
Adjustment range ±0-10
Discrecity of adjustment 0-00,1
Time of continuous work, h 150
Abmaße, mm 180x76x75
Gehäusematerial Aluminium alloy
Montagewerkstoff Stahl
Gewicht 0.7 kg

Seitliche Blick auf die Optik. Was auf den ersten Blick den Unterschied zum Specter DR macht, sind die großen Türme. Es ist hier nicht vorgesehen ein Red Dot für den schnellen Nahschuss aufzusetzen.

Das Objektiv hat keinen Blendschutz, bei Gegenlicht macht sich das bemerkbar. Die Linsen sind von hand poliert, qualitativ sehr hochwertig.

Seitliche Blick auf die Optik. Was auf den ersten Blick den Unterschied zum Specter DR macht, sind die großen Türme. Es ist hier nicht vorgesehen ein Red Dot für den schnellen Nahschuss aufzusetzen.

Die Rastung der Absehenverstellung greift knackig, die Bedienung ist simpel. Es gibt nur die Drehfunktion.

Die Höhenverstellung ist primitv und kann mit dem Daumennagel oder einer Münze erfolgen. Die Rastung der Klicks ist beeindruckend klar. Das System wird über einen O-Ring gegen Wasser und Schmutz abgedichtet.

Der Tubus ist sehr robust ausgeführt und deutlich stabiler als bei mitteleuropäischen Optiken. Das Exemplar von PSU eignet sich nebenbei auch, um einen Zaunpfosten in die Erde zu rammen.

Das Okular besitzt keine Dioptrienverstellung, Schützen mit Sehschwäche müssen ihre Brille tragen.

Das Gehäuse der Zieloptik ist in Feinguss ausgeführt. Die Außenoberfläche wurde lackiert. Alle nicht beanspruchten Oberflächen besitzen noch die Guss-Oberfläche. Alle Funktionsflächen mit beweglichen Teilen wurden dafür umso sorgfältiger bearbeitet. Insbesondere an der Unterseite sind die Gleitflächen des Vergrößerungshebels sehr hochwertig ausgeführt. Auch die Bohrungen der Verstelleinheiten, sowie die Innenbohrung des Tubus besitzen hochwertige Oberflächen. Insgesamt ist der Tubus mehr als stabil und solide ausgeführt.

Die Schnittstellen zur Waffe sind aus Stahl.

Blick auf die Montage von unten. Der Nutenstein passt zu Picatinny-Schienen, aber nicht zu Weaver-Montagen.

Die Spannbacke der Montage ist durch eine kräftige Feder unter Spannung gesetzt.

Die Montage flächen sind doch etwas grob gefertigt, erfüllen aber ihren Zweck.

Die Schnellspanner der Montage lassen sich auf der Gegenseite über einen Rastring nachstellen.

Alle bewegten Teile lassen sich nachjustieren, sogar die Verriegelung der Montage.

Die Montageteile wirken auf den ersten Blick sehr grob und hakelig. In der Funktion ergeben sich jedoch keine Nachteile. Die Spannkraft der Montage kann über eine Rastmutter stufenlos nachgestellt werden. Die Schnellspannhebel werden durch einen Arretierschieber gesichert. Der Nutenstein und die Spannbacken passen zu allen gängigen Picatinny-Schienen, nicht jedoch zum Weaver-Profil.

Am Vergrößerungshebel kann zwischen 1- und 4-facher Vergrößerung gewechselt werden, dazwischen ist das Bild unscharf.

Der Vergrößerungshebel rastet in den zwei vorbestimmten Positionen spielfrei ein.

Der Vergrößerungshebel ist auf ger Gegenseite in einer federbelasteten Gabel gelagert. die Feder hält den Hebel in der Arretierung.

Der Hebel lässt sich angenehm verstellen, die Haptik ist auch mit Handschuhen gut. Die Verstellung läuft weich und ohne kratzen oder klappern.

Die wesentliche Funktion ist der Stellhebel mit dem zwischen 1-facher und 4-facher Vergrößerung geschalten werden kann. Das ist hier gleich wie beim Elcan Specter DR gelöst. Im Inneren ist die Frage der Vergrößerung aber verschieden gelöst – das PSU arbeitet mit einer Linse, das Specter DR mit einem verschiebbaren Prisma.

Absehen gegen den freien Himmel. Die Teilstriche sind auf Entfernungen skaliert. Die Skala wurde auf die Flugbahn der 5,56 x45 NATO eingerichtet. Links unten eine Messskala für 1,7 m große Ziele. Das Bild hat einen für russische Optiken typischen Gelbstich. Der kommt von der Vergütung und erleichtert dem Auge das Fokussieren in der Dämmerung.

Beim Umschalten wird es zwischen den zwei festen Vergrößerungen unscharf

Das Absehen wurde speziell für die .223 Remington skaliert. Im linken unteren Sehfeld befindet sich eine Messskala mit der die Entfernung zu einem 1,7m großen Ziel ermittelt werden kann. Die Messskala versteht sich auf je 100 m. Wie für russische Zieloptik üblich, wird der Mittelpunkt durch einen Zielstachel markiert. Die Pfeilspitze ermöglicht den präzisen Einzelschuss. Um den Zielstachel markiert ein Kreis das maximale Streufeld für den Vollauto-Gebrauch. Weitere Teilstriche zeigen die Haltepunktkorrektur für die in der Messskala ermittelte Entfernung in mehreren hundert Meter Entfernung. Für den Nachtgebrauch ist das Absehen über Raststufen am Beleuchtungsrad iluminierbar. Als Energiequelle dient eine handelsübliche CR2032 Knopfzelle.

Bei 1-facher Vergrößerung

 

Absehen bei einfacher Vergrößerung.

Das Absehen ist klar und beschränkt sich auf das Wesentliche.

Test in der sibirischen Steppe, mit der Optik kann man gut den Überblick behalten.

Bei 4-facher Vergrößerung

Bei 4-facher Vergrößerung können auch filigrane Ziele gut ins Visier genommen werden.

EIn detailgenaues Bild macht auch den präzisen Einzelschuss möglich.

In den weiten der russischen Wildnis ist eine Skalierung bis 700 m gar nicht so abwägig.

In Sachen Funktionalität zeigt das PSU keine Schwächen. Im Gebrauch ist an sich nur ein Vergrößerungswechsel sinnvoll. Der Vergrößerungshebel lässt sich auch mit Handschuhen gut bewegen und ist jeweils in einer Rast gehalten. Zwischen den Rasten ist das Bild unscharf. Auffällig ist der leichte Gelbstich des Bildes. Nach einem 500-Schuss Härtetest aus einem HK MR308 zeigten sich keine Treffpunktabweichungen. Die Mechanik funktioniert einwandfrei.

Frisch aus der Antarktis, 6 Stunden bei minus 40 Grad.

Aber das reicht uns noch nicht. Wir frieren das PSU für 6 Stunden bei -40°C ein. Alle 30 min wurde die Optik mit Wasser besprüht. Ein dicker Eispanzer umgibt nun das Gehäuse und die Funktionsteile. Der Vergrößerungshebel und die Verstelltürme sitzen bombenfest. Die Linsen sind angelaufen. Scheinbar geht nun nichts mehr. Denkste!. Ein sanfter Schlag mit einem Magazin auf den Hebel und die Wärme der Finger auf der Linse reichen, um wieder volle Verwendungsfähigkeit herzustellen!

Der Vergrößerungshebel ist festgefroren.

Mit dosierten Schlägen – mit dem Magazin – kann er erst vom Gehäuse weg und dann nach hinten gelöst werden.

Die Beleuchtung und die Verstelltürme lassen sich auch im gefrorenen Zustand bedienen.

Die Schnellspannmontage ist vereist und lässt sich auch mit Gewalt nicht öffnen.

Handwärme reicht, um wieder einen klaren Durchblick zu bekommen

FAZIT: Zusammenfassend kann man sagen, dass das PSU 1x/4x (1P86) eine echte Militäroptik ist. Man beschränkt sich auf die für den Einsatz wichtigen Funktionen. Diese sind dann mit umso mehr Aufwand realisiert worden. Sehfeld und Absehen sind so ziemlich jedem Missionsprofil gewachsen, beim russischen Militär war sie ursprünglich als Optik für die neuen RPK16 Maschinengewehre gedacht. Die Vergrößerungsfunktion ist simpel, einfach zu bedienen und vor allem verlässlich.

Die neue RPK 16 für die Spetasnaz mit montierter PSU Optik am Schießstand.

Die Montage beisst sich in der Picatinnyschiene fest und das System ist absolut schussfest und belastbar. Zur Not kann das Gerät auch als Hammer-Ersatz dienen. Auch bei extremer Kälte und unter schlammigen Bedingungen funktioniert die Optik einwandfrei. Im Vergleich zum Specter DR – HIER in der SPARTANAT Review – ist das PSU eine echte Alternative – bei nur 30 Prozent der Kosten!

Das PSU 1x/4x (1P86) ist im Fachhandel ab 849$ erhältlich – direkt aus Russland bei BEAROPTICS. Anfragen direkt auch über Facebook BEAROPTICS möglich. 

RPK 16 abgetarnt und mit montiertem PSU – gute Sicht für den Nahkampf mit dem leichten Maschinengewehr für die Spetsnaz, mit einem Hebelgriff kann die Optik aber auch für die Ferne brauchbar gemacht werden.Ein gutes Team: RPK 16 und PSU 1x/4x bei einer Vorführung beim Konzern Kalashnikov. Das Aufmacherbild des Artikel ist aus einen Video von RUSSIA BEYOND, in dem das RPK 16 vorgestellt wird: HIER auf YouTube könnt ihr es euch anschauen.