Die Firma TEMS Solutions hat schon vor längerem das Produkt SWAT-T an den Markt gebracht. TEMS Solutions bewirbt dieses Tourniquet mit einem unglaublich breiten Einsatzspektrum. Als medizinischen Wunderwuzzi sozusagen. Einmal schauen, ob es hält, was es verspricht. Wir haben es uns für euch einmal näher angesehen und damit gespielt.  

Worum handelt es sich grundsätzlich? Im eigentlichen ist die Blutsperre ein 10 cm breites mal 125 cm langes Gummiband, etwas flexibler als man es von Fahrradschläuchen her kennt. Somit halten sich die Produktionskosten definitiv in Grenzen. Was auch schon den günstigen Preis erklärt, welcher eher eine der Stärken des SWAT-T ist. Allerdings hat man dann auch ein nach Garage „duftendes“ Ding mit sich herum. Oder mit anderen Worten eine dehnbarere Version einer Esmarchbinde, wie man sie im OP und in der Veterinärmedizin findet.

Blutsperreigenschaften: Sehen wir uns einmal an welche Anforderungen ein Tourniquet zu erfüllen hat: er sollte über eine gewisse Mindestbreite verfügen (um Nervenschäden zu minimieren) und er sollte unnachgiebig sein, um den Druck konstant zu halten, desweitern sollte das Tourniquet im militärischen Kontext (also wohl auch im vernünftigen zivilen) einhändig bedienbar sein. Auf den ersten Blick wäre der erste Punkt schon einmal gegeben, der zweite bauartbedingt nicht, der dritte wohl nur bedingt. Somit wäre der SWAT-T als Blutsperre bereits durchgefallen, doch wollen wir ihn erst einmal durchtesten.

Das Anlegen: Sofern man beide Hände frei hat und, funktioniert dies kinderleicht. Einfach das Gummiband soweit dehnen bis aus den ovalen Kreisen bzw. aus den Rauten Quadrate entstehen. Die Bedienungsanleitung ist auf dem SWAT-T sozusagen aufgedruckt: 

Und mit diesem Zug wickelt man dann das betreffende Glied ab (bei Dunkelheit einfach soweit dehnen als möglich). Wenn dies erledigt ist, stopft man das übrige Ende einfach irgendwo bei der Wicklung drunter und fertig. Bei korrekter Anwendung sollte – wie bei jeder Blutsperre – distal kein Puls mehr fühlbar und die Blutung aufgehalten sein.

Einhändiges Anlegen: Das Anlegen mit der vorzugsweise schwachen Hand alleine gestaltet sich als Herausforderung. Im Grunde bleibt einem nur das lose Ende mit den Zähnen zu packen (sofern man noch Zähne hat, der Kiefer nicht gebrochen etc.) und mit der Hand auf Zug wie wild loszufatschen. Hierbei stellt sich heraus, dass die durchaus medizinisch sinnvolle Breite (im Gegensatz zum R.A.T.S.HIER bei uns auf SPARTANAT in der Review) im Zuge der Arbeit zu Schanden gerät und sich zwangsläufig zu einem dünnen Band eindreht, was wiederum zu eigentlich vermeidbaren Sekundärschäden führt. Somit sind zwei von drei Punkten nicht erfüllt und der dritte – die einhändige – auch nur bedingt.

Problem der Fixierung: Wenn das SWAT-T angelegt wurde, ist beim Transport tunlichst darauf zu achten nicht am Tourniquet anzukommen, sonst löst es sich und die ganze Suppe rinnt von neuem. Des Weiteren ist zu bemerken, dass wenn das gestaute Glied bewegt wird – bedingt durch die Elastizität des Materials – doch die Arterie wieder frei wird und somit die Blutung von vorne beginnt. Ebenso muss gesagt werden, dass es, so nicht richtig angelegt, nur zu einer Venenstauung kommt –soll heißen, die Wunde blutet sogar noch mehr als ohne (dies trifft aber grundsätzlich auf alle Tourniquets zu). Somit sollte das SWAT-T definitiv nicht als Blutsperre erster Wahl eingesetzt werden.

Da wir unsere Ausrüstung auch gerne einmal missbrauchen, sind wir allerdings auf ein paar andere, durchaus praktikablere Einsatzszenarien gekommen.

In Verbindung mit Wundauflagen kann man den SWAT-T ausgezeichnet als Druckbandage verwenden. Für diese Verwendung ist er sogar fast ein wenig zu gut (abgesehen von der mangelnden Saugfähigkeit), darum sollte man stets bestrebt sein eine anständige Mobilitäts-Durchblutungs-Sensibilitäts-Kontrolle durchzuführen. Die Eigenschaft zum Venenstau kann man sich gut zunutze machen um leichter einen Zugang zu legen, sei es für die intravenöse Flüssigkeitstherapie, oder andere parenterale Infusionen.

Unten übrigens ein Vergleich mit dem vergleichbaren Material aus der Veterinärmedizin, das orange Band kommt aber ein einer 15 Meter Rolle daher: 

Des Weiteren hat sich der SWAT-T auch ausgezeichnet als wirklich gute Stützbandage nach einer Verstauchung, sei es nun am Knöchel, dem Knie, oder dem Handgelenk. Und für alle, die wissen, welche Belastung an das Gerät kommen, wenn man Verletzte aus Trümmern, unzulänglichen Stellen und/oder längeren Wegstrecken per Manneskraft retten muß, wird es freuen zu erfahren, dass das SWAT-T zur Befestigung diverser Schienen (z.B. SAM) einfach jeder Mullbinde oder Peha-haft überlegen ist. In Verbindung mit ein paar Streifen Klebeband kann der SWAT-T auch als Chest Seal für „sucking chest wounds“ verwendet werden. Auch funktioniert es wunderbar als Zunder für nasses Holz, als „ranger band“-Ersatz, zum flicken diverser Ausrüstungsteile im Einsatz (wie militärische Tourenschibindung usw.) und, und, und … Diese Liste des Missbrauchs ließe sich nun lange weiterführen, daher sollte klar sein, dass das SWAT-T ein durchaus brauchbares Ausrüstungsstück ist und seine Berechtigung in einem sehr breiten Spektrum hat. Nur eben nicht als Tourniquet.

FAZIT: Der SWAT-T ist in unserem Test als Blutsperre leider durchgefallen, und sollte unserer Meinung nach nicht primär als solche eingesetzt werden, doch hat das SWAT-T so viele – medizinische, wie auch profane – „off label use“ Möglichkeiten, dass es zu schade wäre, das Gummiband zu Hause zu lassen. Für die Verbandstasche und den Sani als zuverlässiges Multitool auf jeden Fall nutzbringend.

Das SWAT-T Tourniquet gibt es bei GEAR MANIACS um Euro 19,90. Verpackung vom SWAT-T aufgerissen: mit dabei ist ein auch noch ein Zettel, auf dem die wesentlichsten Daten des Patienten sofort festgehalten werden können.