Der Schußwaffeneinsatz ist auch im Personenschutz das allerletzte Mittel, das eingesetzt werden darf. Umso wichtiger ist Übung und Routine – und die korrekte Kommunikation im Gefahrenmoment. Khi Pa Landgraf von KL STRATEGIC setzt sich genau mit dieser Herausforderung bei PROTECT AND PREVENT auseinander. Die Personenschutzkonferenz findet vom 14. bis 16. Juli in Österreich statt – HIER alle Infos und  letzteAnmeldemöglichkeit zur Veranstaltung.

SPARTANAT: Du bist heuer wieder bei Protect & Prevent und bildest Personenschützer aus. Warum müssen sie lernen miteinander zu reden?

Khi Pa Landgraf: Es geht vor allem darum, effektiv miteinander zu kommunizieren. In bestimmten Situationen ist es einfach nötig, mit wenigen Worten einen möglichst umfassen Informationstransfer zu gewährleisten. Zudem ist es nicht nur wichtig, was man dabei sagt, sondern auch wie. In Gefahrensituationen ist es wichtig, dass alle agierenden Personen die gleichen Informationen haben und wissen, was der/die Gegenüber von einem möchte. Kurz gesagt, A muss wissen, was B meint und B muss sich darauf verlassen können, dass A auch das versteht, was gemeint ist.

Mein Ziel ist es, den Teilnehmern ein Gefühl für diese Art der effektiven Kommunikation in Stresssituationen zu vermitteln, sei es nun verbal oder auch nonverbal.

SPARTANAT: Bei deinen Ausbildungen geht es ja primär um den Schusswaffeneinsatz. Warum liegt für dich ein Schwerpunk in der Kommunikation?

Khi Pa Landgraf: Der Schusswaffeneinsatz im Personenschutz ist das letzte Handlungsmittel, wenn alles andere versagt. Gerade in diesen speziellen Situationen ist es besonders wichtig, die Verbindung im Team und unter den verschiedenen Elementen nicht zu verlieren, während man gleichzeitig den Schusswaffeneinsatz effektiv koordiniert. Derartige Situationen sind von Natur aus unübersichtlich und schwer zu kontrollieren. Da ist der stetige Informationsfluss von immenser Bedeutung, um schnell und unbeschadet aus der Situation wieder heraus zu kommen. Nur durch klare und unmissverständliche Kommunikation kann die Kontrolle wiedererlangt werden; alles andere würde in eine wilde Ballerei ausarten, die eigene Kräfte sowie Unbeteiligte gefährdet und dafür sorgt, dass man in einer Gefahrensituation untergeht.

„Personenschützer sind nicht dafür da, Feuergefechte zu führen, oder Täter zu neutralisieren. Der Schwerpunkt liegt darin, so schnell wie möglich aus einer Gefahrensituation wieder unbeschadet heraus zu kommen.“

SPARTANAT: Beim Militär heißt es „Kleines Kampfgespräch“. Durchaus geschrien und laut. Was ist bei der Anwendung beim Personenschutz besonders?

Khi Pa Landgraf: Sobald es laut und gefährlich wird, unterscheidet sich die Kommunikation nicht von der beim Militär. Eine(r) hat das sagen und koordiniert alles. Das muss dann auch laut und deutlich geschehen. Zudem nimmt hier die Koordination mehrerer Elemente einen großen Platz ein. Personenschützer sind nicht dafür da, Feuergefechte zu führen, oder Täter zu neutralisieren. Der Schwerpunkt liegt darin, so schnell wie möglich aus einer Gefahrensituation wieder unbeschadet heraus zu kommen. Diesem Ziel unterliegt alles – auch die Kommunikation im Team und unter den einzelnen Elementen. Dieser stetige Informationsfluss ist notwendig, um ein klares Lagebild für alle zu erhalten und entsprechend vorausschauend und weiträumig denken und handeln zu können.

Heutige vorstellbare Szenarien unterscheiden sich dabei kaum noch von militärischen Feuergefechten und benötigen von daher auch ähnliche Handlungsweisen, eben auch in der Kommunikation.

SPARTANAT: Den Umgang mit der Waffe lernen bedeutet auch Verantwortung zu übernehmen. Welche Rolle hat für dich ein guter Trainer? Was sind seine wichtigsten Eigenschaften?

Khi Pa Landgraf: Für mich hat ein guter Trainier die Aufgabe, dem Schüler/der Schülerin nicht nur beizubringen, wie MAN schießt, sondern zu vermitteln, wie genau dieser Schüler/diese Schülerin ein besserer Schütze wird. Das bedeutet vor allem auf Eigenheiten individuell einzugehen und damit einen sicheren und verantwortungsvollen Schusswaffenumgang erst wirklich zu ermöglichen. Der Trainer hat hierbei die Rolle eines Wegbegleiters von dem Punkt an, wo jemand eine Waffe in die Hand nimmt bis dahin, wo jemand seine Waffe tatsächlich beherrscht; also auch unter Stress sicher bedienen kann. Dazu gehört auch, dass man als Trainer nicht nur DIE eine Variante vermittelt, sondern dem Schüler/der Schülerin verschiedene Wege aufzeigt, und zusammen dann den für diejenige Person besten Weg herausfindet. Diesen dann weiter zu begleiten gehört für mich zu einem Trainer unbedingt dazu.

Ein Trainer bzw. Ausbilder muss im Schüler/in der Schülerin den Willen wecken, sich selber fordern und weiter entwickeln zu wollen. Wenn jemand nach einem Kurs nach Hause geht, muss der Wille da sein, das Erlernte weiter zu üben und zu verfeinern. Ein Trainer muss Erkenntnisse vermitteln können und ein Verständnis für die Zusammenhänge beim Schüler/bei der Schülerin wecken. Nur dann kann z.B. ein Heimtraining sinnvoll und zielführend weiter geführt werden. Dazu kommt natürlich, dass ein Trainer nicht nur das, was er vermittelt beherrschen, sondern auch davon überzeugt sein muss. Das kann nur dann der Fall sein, wenn die vermittelten Fertigkeiten tatsächlich auch funktionieren. Rein theoretisches Wissen reicht hierbei definitiv nicht aus.

Zuletzt muss ein Ausbilder auch ausbilden können, d.h. auch pädagogisch etwas auf dem Kasten haben. Gerade im Bereich Schusswaffenumgang reicht es nicht aus, nur mal selber ausgebildet worden zu sein. Man muss mit den verschiedenen Lerntypen und Persönlichkeiten umgehen können, wissen, wie man wem welchen Stoff so vermittelt, dass dabei was hängen bleibt und natürlich muss man die ganzen Begleitumstände entsprechend beurteilen und bewerten können sowie ggf. schnell auf Situationen eingehen und Probleme lösen können, ohne gleich das Gesamtprogramm zu kippen. Hinzu kommt, dass man eine Stunde/Kurs/workshop/etc. so vor- und nachbereiten kann, dass man die Zielgruppe nicht über- oder unterfordert, Zeit und Mittel nicht überschreitet, usw.

Es gibt also eine ganze Menge an Eigenschaften, die ein Ausbilder (Trainer) haben muss.SPARTANAT: Welche Waffe schießt du bevorzugt?

Khi Pa Landgraf: Im Prinzip bevorzuge ich keine Waffe. Ein guter Trainier muss mit allem klar kommen, was ihm so begegnet. Ich nutze diverse Waffen unterschiedlicher Hersteller und Kaliber, je nachdem, was gerade für einen Auftrag benötigt wird.

Ich bin kein Freund von übermäßig getunten Waffen. Ich bin der Ansicht, dass erst wenn man mit Waffen „von der Stange“ klar kommt, man tatsächlich Schießen kann und nicht bloß Geräte bedient.

SPARTANAT: Schießausbilder fallen nicht vom Himmel. Woher kommt deine Kompetenz als Ausbilder?

Khi Pa Landgraf: Ich beschäftige mich schon seit über 18 Jahren mit der Schusswaffenausbildung und bin seit 14 Jahren geprüfter Schießlehrer und Einsatzausbilder. Zudem habe ich als Waffen- und Munitionssachverständiger Einblicke in Sachverhalte, die in Sachen Schusswaffenumgang wesentlich meine Schwerpunktgestaltung (Stressresistenz) beeinflussen. Ich bilde mich regelmäßig weiter und tausche mich mit anderen Ausbildern und Trainern in einem gut ausgebauten Netzwerk aus. Somit bleibe ich nicht auf meine eigenen Einsatzerfahrungen beschränkt, sondern kann – so wie die Anderen auch – von aktuellen Erfahrungen lernen und profitieren, was natürlich der Ausbildungsgestaltung und den vermittelten Techniken zu Gute kommt.

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