Weit mehr als 100 Tote, Selbstmordattentäter und Menschen, die in Restaurants oder auf offener Straße erschossen wurden. Paris hat eine Attacke im Stil des großen Terrorangriffs von Mumbai 2008 erlebt. Und man muss sich sogar fragen, ob das Ganze in Paris nicht relativ „glimpflich“ abgelaufen ist, denn die Bomben, die vor dem Stadion explodiert sind, waren wohl eher für darin oder für Menschenmassen, die das Stadium verlassen, gedacht. Dann wäre die Opferbilanz allerdings um ein Mehrfaches höher gewesen. Überraschend kommt das alles nicht.

Unser amerikanisches Partnermagazin SOFREP hat schon vor Wochen von Quellen aus Frankreichs Behörden berichtet bekommen, dass sich die französische Polizei mit dem deutschen Bundeskriminalamt (BKA) und dem Bundesnachrichtendienst (BND) getroffen hatte, um über einen geplanten, unmittelbar bevorstehenden terroristischen Anschlag in Paris zu reden.

Die Frage war nicht mehr „ob“, sondern nur mehr „wann“.

Industrielle Ziele seien von Terrorverdächtigen bereits ausgespäht worden und eine Bombe, die nicht detoniert ist, sei in einer Anlage gefunden worden. Der verwendete Sprengstoff stammt aus einem wenig bekannt gewordenen Diebstahl aus einem französischen Militärdepot Monate zuvor, so SOFREP Editor Jack Murphy. Bereits zu jenem Zeitpunkt haben deutsche und französische Polizisten und Geheimdienstexperten vermutet, dass Terroristen es auf weiche Ziele in Paris abgesehen haben und dass es „Nicht mehr eine Frage ob, sondern nur mehr wann“ wäre … Die einzige Frage, die bei den französischen Sicherheitskräften offen geblieben sei, wäre gewesen, ob es sich ehr um weiche (zivile) Ziele oder um harte (Militär/Regierung/Industrie) Ziele handeln würde, die die Terroristen unmittelbar angreifen.

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„Wir sind schon längst im Krieg. Ob wir wollen oder nicht.“

Während man noch nichts weiß von den Attentätern, unternimmt der Wiener Politikwissenschaftler und Kurdistanexperte Thomas Schmidinger auf seiner Facebookseite einen Versuch einer ersten Einschätzung: „Was gestern in Beirut und in der Nacht in Paris geschehen ist, ist entsetzlich, allerdings für mich nicht unerwartet und ich fürchte auch, dass es kein Einzelfall bleiben wird.“ Schmidinger, der auch in der Dschihadismusprävention tätig ist – eben erst ist sein Buch Jihadismus: Ideologie, Prävention und Deradikalisierung“ erschienen – weiter: „Das waren nicht mehr ein paar Spinner, sondern ein konzertierter Angriff des Islamischen Staates (IS) in Europa. Dieser ist – so absurd dies klingen mag – ein Ausdruck der Schwäche des IS. Der IS ist in Syrien und dem Irak in den letzten Tagen ernsthaft in Bedrängnis geraten. (…)“ Der IS sei in der Region noch lange nicht besiegt, so Schmidinger, allerdings geschwächt: „Es war von Anfang an wahrscheinlich, dass der IS in seinem Niedergang zu Terror in Europa greifen würde. Zum Aufbau von Strukturen in Europa hatte er genug Zeit. Da man im Westen relativ lange militärisch gezögert hat, wird der Blutzoll jetzt umso höher ausfallen; Nicht nur in der Region, sondern auch in Europa. Wir sind schon längst im Krieg. Ob wir wollen oder nicht. An der Zerschlagung des IS führt trotzdem kein Weg vorbei. Längeres Zögern führt später nur zu noch mehr Opfern!“

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