Die Sonderausstellung „1636 – ihre letzte Schlacht“ ist im Militärhistorischen Museum (MHM) der Bundeswehr in Dresden zu sehen. Die Ausstellung thematisiert die Schlacht bei Wittstock im Jahre 1636 und zeigt die archäologischen Funde des dort gefunden Massengrabes. Mit seinen 125 Soldaten, die bei diesen Kämpfen fielen und in Reih und Glied beigesetzt waren, handelt es sich um das europaweit größte und besterhaltenste Grab des Dreißigjährigen Krieges. „1636 – ihre letzte Schlacht“ rekonstruiert das Schlachtgeschehen vom 4. Oktober 1636 und den Lebensalltag im 17. Jahrhundert aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel: dem des einfachen Soldaten und Söldners.

Wer sind die 125 Soldaten in dem Grab? Wie wurde es entdeckt und ausgegraben? Wer hat die zahlreichen Untersuchungen durchgeführt? Unmittelbar nach Betreten der Museumsräume entdeckt der Besucher eine Insze­nie­rung aus Soldaten-Silhouetten. Er durchschreitet die Gruppe der Söldner und lernt die persön­lichen Schicksale der Gefallenen kennen. Die Forscher, die die Ausgrabung durchgeführt und die Söldner­schicksale rekonstruiert haben, stellen sich vor.

Wie lebten die Menschen im Dreißigjährigen Krieg? Wie schützten sie sich? Wie gingen sie mit Hunger und Elend um? Originale Schriften und archäologische Funde geleitet den Besucher ins frühe 17. Jh. Mit dem Blick des Anthro­pologen lassen sich an menschlichen Skeletten die Ernährungs­weisen der Stadt- und Landbevölkerung ablesen. Wiederentdeckte Schatzfunde belegen die Ängste der Menschen vor Übergriffen und Verlust in dieser Unruhezeit.

BW 1636_2Wann und wie wurde man Söldner? Was bewegte die Menschen dazu, einem Regi­ment beizutreten? Bot die Armee wirklich ein neues Zuhause? Die Anwerbung und Musterung von Söldnern verlief in deutschen, schwe­dischen oder schottischen Regimentern sehr unterschiedlich. Die Funde von Wittstock – li.: die Ausgrabung, re. ein rekonstruierter Kopf – zeigen, dass die militärischen Vorschriften nicht immer streng angewendet wurden.

Welche Waffen gab es in den Schlachten? Welche Kriegstaktiken wendeten die Feldherren an? Wie erkannten sich Freund und Feind während des Kampfes? Originale Waffen, Kleidungs­bestand­teile und Ausstattungsgegenstände des Heeres führt den Besucher in die Militärwelt des 17. Jahrhunderts. Reich bebilderte Kriegshandbücher erläutern die zeitgenössischen Neuerungen in der Waffentechnik und Kampfformation. Die zahlreichen Munitionsfunde vom Wittstocker Schlachtfeld werden kriminaltechnisch analysiert.

BW 1636_3Was genau geschah am 4. Oktober 1636? Wer stellte sich wo für die Schlacht auf? Wie und woran – o.: ein Degen und die Spuren davon an einem ausgegrabenen Schädel – starben die begrabenen Söldner? Wie hoch waren die Verluste? Mit kriminalistischem Gespür werden die Augenzeugenberichte und historischen Karten ausgewertet. Moderne Luftbild­beob­achtungen und die Vermessung hunderter von Bleikugeln vom Schlachtfeld erlauben die weit reichende Rekonstruktion der Schlacht. Der Besucher taucht in einer Videoinstallation filmisch in ihren Verlauf ein. Forensische und traumatologische Untersuchungen der Knochen klären die Verletzungen und konkreten Todes­ursachen. Wiederholte Mehrfach­ver­letzungen durch unterschiedliche Waffen lassen die Rage und Grausamkeit der Schlacht erahnen

Auf einem Rundgang erhält der Besucher einen Einblick in den Lebensalltag während des Krieges. Er beginnt mit den allgemeinen Lebensverhältnissen und führt über die Anwerbung der Soldaten, ihren Berufsalltag, das Lagerleben und die medizinische Versorgung bis hin zum Schlachtverlauf von Wittstock und seinen Folgen. Den roten Faden bilden die Knochen aus dem Grab und die spektakulären Erkenntnisse der Analysen. Historische Waffen, illustrierte Handschriften und Karten, originale Ausrüstungsteile sowie Schatzfunde bebildern die Ausstellungsinhalte. Interaktive Grafiken und Medienstationen stellen ein breites Angebot an Informationen und Details zur Verfügung.

„1636 – ihre letzte Schlacht“ ist bis 12. November im Militärhistorischen Museum (MHM) der Bundeswehr in Dresden zu sehen. Zur Sonderausstellung gibt es ein Programm für Schulen und auch ein Begleitprogramm. Alle Infos zum MHM: http://mhmbw.de

Öffnungszeiten: Do. bis Di., 10 bis 18 Uhr, Mo. 10 bis 21 Uhr. Mittwochs geschlossen. Eintrittspreis: 5 Euro (ermäßigt 3 Euro). Montags ab 18 Uhr frei.

Alle Bilder: BLDAM