Das ungarische Innenministerium plant die offizielle Einführung einer bemerkenswerten Reihe neuer Kaliber und dazugehöriger Schusswaffen. Die Liste beinhalten sowohl Pistolen, Gewehr und Maschinenpistolen/ PDW, wie auch sogenannte „Less Lethal“ Wirkmittel und dazugehörige Munition.

Konkret handelt es sich um die Novellierung des aus dem Jahre 2009 stammenden Verordnung 32/ 2009. (VIII. 19.), welches die durch die Organisationen des ungarischen Innenministeriums eingeführten Wirkmittel wie Handfeuerwaffen, aber auch z.B. Reizstoffgranaten aufführt. Diese umfangreiche Liste wurde in dem am 30.8.2023 bekanntgegebenen Entwurf um einige Kaliber und dazugehörige Waffen erweitert. Im Bereich der Langwaffenpatronen ist das nicht näher genannte Kaliber .300 aufgeführt. In Verbindung mit dem unter Punkt 1 „A“ aufgeführten Waffentyp Sturmgewehr kann jedoch von dem Kaliber .300 BLK ausgegangen werden. Die weiteren Handfeuerwaffenkaliber 5,7×28 mm und 4,6×30 mm sind schon mit einem Fragezeichen zu versehen. Während es für das Kaliber 5,7×28 mm mehrere Pistolen auf dem Markt gibt und mit der FN P90 eine in Fertigung befindliche Maschinenpistole, so sieht das Angebot im Bereich 4,6×30 mm stark eingeschränkt aus. Der Handwaffenspezialist Heckler & Koch bietet zwar weiterhin die MP 7 an, hat das Projekt für eine Pistole P46 jedoch schon vor langer Zeit eingestellt. Unter dem Punkt 1 „A“ des Entwurfes findet sich jedoch eindeutig auch die Forderung nach einer Selbstladepistole. Solch eine Waffe wird aktuell von keinem Hersteller angeboten.

Neben den genannten Handfeuerwaffenkaliber findet sich im Entwurf auch zwei Less Lethal Wirkmittel in Form einer Kurz- und einer Langwaffe. Letztere wird irritierenderweise ebenfalls als Sturmgewehr betitelt. Beiden ist das Kaliber 0.68 gleich, welches unter anderem von Behördensystemen wie dem von Pepperball oder dem Umarex T4E Familie – oben im Bild eine M4 Variante mit Kugeln und CO2 Patronen – verwendet werden. Bei dem als Sturmgewehr bezeichneten Waffentyp handelt es sich daher vermutlich um eine Langwaffe, welche herstellerseitig zuweilen auch als Karabiner (Pepperball) bezeichnet werden.

Zukünftiger Hauptabnehmer der aufgezählten Systeme wird vermutlich größtenteils die ungarische Terrorabwehr (TEK) werden. Neben den unterschiedlichen Handfeuerwaffen ist eine Less Lethal Lösung für die zahlreichen Zugriffe durchführende Einheit sicherlich eine sinnvolle Ergänzung. Potenzielle Nutzung des Kalibers .68 könnten aber auch der Justizvollzug und nicht zuletzt die an den Schengen Außengrenzen eingesetzten Kräfte werden.

Julius Andrássy