Derzeit berichten die internationalen und nationalen Medien täglich über den Konflikt in der Ukraine. Diese Berichte werden oft von Journalisten gesendet, die vor Ort sind und erleben, was es heißt Krieg live mitzuerleben.

Erst vor ein paar Tagen verlor ein US-amerikanischer Journalist sein Leben bei der Ausübung dieser gefährlichen Tätigkeit. Damit reiht er sich ein in die große Anzahl von Journalisten die bei den Kriegen der Vergangenheit nach dem Zweiten Weltkrieg getötet wurden. Allein 2021 sind nach Statista.com, 38 Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit getötet worden. Die hohe Zahl an Opfern durch Verkehrsunfälle, immer noch gemäß WHO, Gefahrenquelle Nummer eins, ist dabei nicht berücksichtigt.

Wie steht es aber um eine Einsatzvorausbildung für Krisen und Kriegsberichterstatter? Wie gut sind diese Männer und Frauen auf ihre Tätigkeit vorbereitet? Durch meine Verwendung als Ausbildungsoffizier am Ausbildungszentrum der Bundeswehr Vereinte Nation, kurz VNAusbZBw, bekam ich Einblick in die Ausbildung einiger Journalisten.

Die beiden Medienhochschulen in Hamburg und München entsenden ihr Personal, in Absprache mit der Berufsgenossenschaft nach Hammelburg, um dort einen 5 tägigen Hostile Environment Awarness Lehrgang, kurz HEAT zu durchlaufen. Neben der Bundeswehr bieten inzwischen auch zivile Firmen in sehr unterschiedlicher Qualität eine solche Ausbildung an.

Im Rahmen dieser HEAT Kurse wird auch eine Sanitätsausbildung durchgeführt. Mit ca. 6 Stunden theoretisch und 7praktischer Grundlage werden dann im Rahmen von Lagebildern, Übungen u.a. mit Verletztenversorgung ausgebildet. 6 Stunden, die neben rudimentären Erste Hilfe Kenntnissen aus dem Führerscheinkurs oder einem meist völlig veralteten Erste Hilfe Kurs ausreichen sollen, um im Falle einer Verwundung tatsächlich suffiziente medizinische Erstversorgungen von häufig massiven Verletzungen anzuwenden.

Wie aber stellt sich die Lage in solchen Kriegs-/ oder Krisengebieten tatsächlich dar?

Folgende Aufzählung soll helfen zu verstehen, dass dort andere Regeln herrschen als es Journalisten bei ihrer Tätigkeit gewohnt sind.

– Ausnahmezustand für alle Beteiligten

– Einsatz von Waffen und Kriegsgerät

– Kampfhandlungen mit Toten und Verwundeten, auch Zivilisten

– Schwere Verletzungsmuster, häufig penetrierende Wunden

– Verstümmlungen, Amputationen, Verbrennungen

– Fehlende oder überforderte Infrastruktur zur medizinischen Versorgung

– Triagierung innerhalb medizinischer Einrichtungen

– Fehlendes Erste oder mangelhaftes Material zur Ersten Hilfe

– Fehlende oder unzureichende Rettungskette

– Psychischer Ausnahmezustand vieler Beteiligter, Stressreaktionen (PTBS Gefahr)

Verletzungen, dargestellt an Simulationspuppen. Wem das schon zu viel wird, der sollte nicht in ein Kriegsgebiet gehen.

Sicher könnte diese Aufzählung noch um weitere Punkte ergänzt werden, soll sie jedoch nur kurz sensibilisieren, was Menschen die in solchen Situationen tätig sind, erwarten kann. Das alles natürlich stets in Relation zu den Begebenheiten vor Ort und der Intensität der Kampfhandlungen.

Ein letzter Satz dazu, die Missachtung des Neutralitätsstatus der Presse ist eine Situation, auf die viele Journalisten nicht vorbereitet sind. Trotz oder gerade wegen der Kennzeichnung als Pressevertreter werden sie Opfer von militärischer Gewalt.

Bilder die zeigen, wie Krieg aussehen kann oder wie realistische Szenarien in der Ausbildung aussehen sollten.

Nach diesen doch ernüchternden Fakten stellt sich sinnigerweise die Frage was kann man besser machen. Ich möchte mich bei dieser Betrachtung in erster Linie nur auf die medizinische-sanitätsdienstliche Vorausbildung beschränken. Das Verhalten bei Beschuss, ballistischer Schutz und noch viele andere wichtige Themen ebenso ihren Platz finden müssen sollte klar sein.

Differenzieren möchte ich bei einer sanitätsdienstlichen Vorausbildung in eine Basisausbildung, sowie einer Zusatz/- Auffrischungsausbildung.

Eine Basisausbildung sollte einen langen Erste Hilfekurs mit den Inhalten für Jedermann beinhalten. Die bekannten Hilfsorganisationen bieten dort meist fundierte und seriöse Kursmodelle an. Nachteilig an diesen Kursen jedoch ist, der fehlende Bezug zu Kriegsgebieten, also einer Medizin so völlig außerhalb der Komfortzone. Ohne 112 und funktionierender Notaufnahme. Dennoch vermitteln sie die Grundkenntnisse für den Alltag und die Basis für weiterführende Zusatzausbildungen.

Diese Zusatzausbildung, die nach meiner Ansicht mindestens alle 2 Jahre wiederholt werden sollte, umfasst spezielle Themen die die Basisausbildung kaum oder nur rudimentär behandelt.

Themen wie diese:

– Untersuchungsschema nach CABCDE oder MARCH

– Umgang mit Blutstillung mittels Tourniquets, Notverbänden, ggf. Hämostyptika

– Improvisiertes Arbeiten mit Verbandmitteln, (Offlabeluse)

– Versorgung von schweren und penetrierenden Traumata

– Phasen des Tactical Combat Casualty Care, kurz TCCC z.B. Care under Fire

– Materialausstattung, z.b. Individuell First Aid Kit, kurz IFAK

Zusammenfassung

Die sanitätsdienstliche Befähigung zur ersten Hilfe in Kriegs/- und Krisengebieten ist bei den meisten dort eingesetzten und tätigen Journalisten unzureichend. Schwere, häufig penetrierende Verletzungen, schlechte medizinische Infrastruktur und fehlende bis verlangsamte Rettungsketten stellen den potentiellen journalistischen Ersthelfer mit einem Verbandkasten schnell vor unlösbare Schwierigkeiten. Eine einsatznahe und spezifische Vorausbildung findet bei den meisten Anbietern zu pauschal und zu „friedensbasiert“ statt.

Wir bieten kurzfristig in Zusammenarbeit mit der Rescue Arena in Aerzen einen ganztägigen Kurs „Stop the bleeding“ an. Dieser Kurs ist vom Inhalt genau auf die Zielgruppe Journalisten, NGO, freiwillige Helfer in aktuellen Krisen/- Kriegsgebieten ausgerichtet.

Nähere Infos dazu unter: info@capsarius-akademie.com

CARSTEN DOMBROWSKI war als Ausbildungsoffizier viele Jahre u.a. in der Einsatzausbildung von GO, NGO und Journalisten bei der Bundeswehr eingesetzt. Darüber hinaus war er viele Male im Auslandseinsatz unterwegs. Heute ist der Inhaber der Firma Capsarius-Akademie.

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