„This is my safety! – Das ist meine Sicherung!“ – Dieses Szene mit erhobenem Zeigefinger der einen imaginären Abzug betätigt bzw. das Zitat von Hoot aka. Eric Bana aus dem Film „Black Hawk Down“ kennt sicherlich jeder. Es ist, in der Schützen-Szene, das wohl meistgebrauchte Zitat. Allerdings ist an diesem Zitat auch einiges Wahres dran …

SPARTANAT bringt euch heute den letzten Artikel von Markus Altoé, um den wir trauern – HIER der Nachruf auf Markus. Überraschend und viel zu früh ist Markus von uns gegangen. In seinem Beitrag, den wir hier posthum veröffentlichen, behandelt Markus das komplexe Thema Sicherungen bei Schusswaffen. Aber Eins vorneweg: Eine Sicherung macht eine Schusswaffe nicht sicher!

Sicherungen sind technische Einrichtungen an Schusswaffen, die dazu dienen, eine unbeabsichtigte Schussauslösung zu verhindern. Dazu wird i.d.R. durch eine mechanische Sperre ein oder mehrere Bauteile der Mechanik des Schlosses blockiert.

Auch wenn viele sagen, dass die beste Sicherung eine ungeladene Schusswaffe ist – sehe ich das persönlich anders. Die beste Sicherung ist und bleibt der Schütze selbst – durch die Einhaltung der vier grundlegenden Sicherheitsbestimmungen nach Jeff Cooper und Pat McNamaras Gun Handling Rules. Eine ungeladene Waffe verstößt z.B. gegen Jeff Coopers Regel #1 „Eine Waffe ist immer geladen!“. Dies kann gerade im Bereich der Berufswaffenträger ein fataler Nachteil sein. Aber gerade im Bereich der Sicherheitsregeln mag ich auch die Sichtweise von Pat McNamara sehr. Er unterteilt die Sicherheitsregeln in „Gun Handling“ und „Rules of the Range“ und seine erste Regel im Gun Handling lautet: “You, the individual shooter, must understand the status of your weapon system.”

Jahrzehntelang forderten die einzelnen Behörden in ihren Technischen Richtlinien für Dienstwaffen, dass die Dienstwaffe mit einer manuellen Sicherung und einem schweren Abzug mit langem Abzugsweg (DA) für den ersten Schuss ausgestattet sein muss (sog. Anti-Stress-Abzug). Der schwergängige Abzug sollte in Stresssituationen ein versehentliches Betätigen des Abzugs verhindern. Die nachfolgenden Schüsse wurden dann über einen vorgespannten und damit leichtgängigen Abzug mit kurzem Abzugsweg (SA) ausgelöst. Die Kombination aus manueller Sicherung und die Nutzung zweier Abzugsarten (SA/DA) hatte den Ruf, besonders sicher zu sein. In Wirklichkeit hat man damit nur den Ausbildungsaufwand erhöht, da der Schütze beim Einsatz der Waffe an das manuelle Entsichern denken musste und sich an zwei verschiedene Abzüge „gewöhnen“ musste. Dies hatte zur Folge, dass oftmals nur ein „Klick“ zu hören war anstatt eines „Pew“. Ein weiteres Phänomen war, dass der erste leichte Folgeschuss irgendwo in die Blende ging, da der Schütze noch den Abzugsweg und -gewicht im Kopf bzw. Muskelgedächtnis hatte und dann beim erneuten Finger an den Abzug legen aus Versehen abgekrümmt hat.

In den 1970ern wurden in den Technischen Richtlinien für Dienstwaffen erstmals die Anforderung gestellt, dass die Dienstwaffe mit automatischen Sicherungen ausgestattet sein muss. Dies war der Beginn einer neuen Ära von Schusswaffen wie z.B. der Heckler & Koch P7 und natürlich den heutigen Striker Fire Pistolen z.B. Glock 19, Heckler & Koch SFP9.

Sicherungen bei Schusswaffen – Grundlagen

Bei den meisten Sicherungen werden Bauteile des Schlosses gesichert (Abzug, Abzugsstange, Schlagfeder, Schlagstück, Schlagbolzen). Hierbei gilt: Je weiter die Sicherung vom Schlagbolzen entfernt ist, als umso unzuverlässiger muss diese Sicherung angesehen werden. Denn je weiter die Sicherung vom Schlagbolzen entfernt ist, desto mehr Schlossteile sind ungesichert und können bei Abnutzung bzw. Defekt eine ungewollte Schussabgabe auslösen.


Der Aufbau der Sicherungen unterscheidet sich je nach Waffensystem (z.B. Pistole, Revolver, Kipplaufwaffen, etc.) und Modell. Dazu gibt es zwei Ansätze:

– Manuelle Sicherungen

– Automatische Sicherungen

Jedoch ist keine Sicherung vollkommen. Das bedeutet, dass eine Sicherung (wie jedes andere bewegliche Bauteil auch) einem Verschleiß unterliegt, der Störungen begünstigt. Aus diesem Grund ist die Einhaltung der vier grundlegenden Sicherheitsbestimmungen unabdingbar.

Bei manuellen Sicherungen muss der Schütze bewusst ein außenliegendes Bedienelement betätigen, z.B. von „Gesichert“ auf „Entsichert“, um die Schusswaffe zu sichern bzw. entsichern.

An der Stellung des Bedienelements erkennt man den Zustand der Schusswaffe.

Der gesicherte Zustand wird durch eine weiße Markierung oder durch den (weißen) Buchstaben „S“ angezeigt.

Der Sicherungshebel steht dabei bei Langwaffen entgegen der Schussrichtung/zum Körper (siehe Bild 1) und bei Kurzwaffen i.d.R. schräg vom Lauf weg (siehe Bild 3).

Der entsicherte Zustand der Waffe wird durch eine rote Markierung oder den (roten) Buchstaben „F“ angezeigt.

er Sicherungshebel steht dabei bei Langwaffen in Schussrichtung/vom Körper weg (siehe Bild 2) und bei Kurzwaffen i.d.R. koaxial zum Lauf (siehe Bild 4).

Bei manuellen Sicherungen wird meistens der Abzug, die Abzugsstange oder der Hahn blockiert.

Bei automatischen Sicherungen muss der Schütze keinen externen Mechanismus betätigen, um die Waffe zu entsichern. Die automatischen Sicherungen einer Schusswaffe sind i.d.R. innenliegend und werden erst entsichert, wenn sich das Abzugszüngel im hinteren Abzugsdrittel befindet (also unmittelbar vor der Schussabgabe).

Wir unterscheiden passive und aktive automatische Sicherungen.

Bei aktiven automatischen Sicherungen (auch bedienerabhängige Sicherungen genannt) wird durch die Betätigung des Abzuges, eine innenliegende automatische Sicherung deaktiviert. Bei einigen wenigen Systemen gibt es auch außenliegende automatische Sicherungen. Bei den aktiven automatischen Sicherungen wird meist der Schlagbolzen blockiert. Da die Entsicherung der Schlagbolzensicherung durch den Abzug geschieht, sichern (blockieren) die meisten Hersteller zusätzlich noch den Abzug.


Passive automatische Sicherungen (auch bedienerunabhängige Sicherungen genannt), wie z.B. die Schützen- und die Demontagesicherung bei der HK SFP9/VP9 bzw. HK SFP40/VP40 oder die Fallsicherung bei Glock Safe Action Pistolen, sichern unabhängig vom Schützen und ausschließlich unter speziellen Bedingungen, z.B. der Fall einer Schusswaffe.

Eine Einteilung bei manuellen Sicherungen findet nach Art der Betätigung des Bedienelementes (Handhabung) statt:

– Schiebesicherung (siehe Bilder 5, 6, 7 und 8)

– Druckknopfsicherung (siehe Bilder 9 und 10)

– Hebelsicherung (siehe Bilder 11 und 12

– Flügelsicherung (siehe Bilder 13, 14 und 15)

Eine weitere erfolgt danach welches Schlossteil durch eine Sicherung blockiert werden soll (Wirkungsweise). Je nachdem spricht man von (siehe Bild 16):

1. Abzugssicherung

2. Abzugsstangensicherung

3. Schlagfedersicherung

4. Schlagstücksicherung

5. Schlagbolzensicherung

Weitere Sicherungen sind:

– Fallsicherung

– Magazinsicherung

– Griff- bzw. Griffstücksicherung

– Demontagesicherung

– Schützensicherung (Interne Verschlusssicherung)


Sicherungen bei Revolvern:

– Sicherheitsraste des Hahns

– Transferstollen

– Riegelblock

– Rebound Slide

– Hammer Stop

– Trommel Stopp

– Ladeklappe bei SA-Revolvern


Weitere Bauteile, die die Sicherheit beim Schießen verbessern sollen, Sind die Sicherheitseinrichtungen. Dieser sind:

– Abzugsbügel

– Ladestandsanzeige

– Spannungsanzeige

– Handspannhebel

– Entspanner/Entspannhebel

Sicherungen bei Schusswaffen – Die Abzugssicherung

Eine Abzugssicherung sichert (verriegelt) das Abzugszüngel gegen ungewolltes Betätigen. Abzugssicherungen sind am weitesten vom Schlagbolzen entfernt und sind dadurch die unsicherste Sicherung. Sie verhindern zwar ein Betätigen des Abzuges, aber eine effektive Schlosssicherung erfüllen sie nicht. Das soll allerdings nicht heißen, dass Abzugssicherungen nicht sicher sind.

Manuelle Abzugssicherungen verriegeln (sichern) nur das Abzugszüngel und sind deshalb nur so gut wie die schwächste Stelle im Schlosssystem – die das Schlagstück haltende Rast (siehe Bild 18 – roter Kreis).

Hieraus folgt:

Die Qualität einer Abzugssicherung hängt vom Zustand der Rast ab. Steht sie „zu leicht“ oder
ist sie „verschlissen“, dann kann sich schon bei geringster Erschütterung in der Rast
Abzugsstange und Schlagstück voneinander trennen, d.h. der Schuss bricht, ohne dass der Abzug berührt wurde.

Manuelle Abzugssicherungen findet man hauptsächlich bei Flinten und Kipplaufwaffen (z.B.
die sog. Greener-Sicherung bei einem Drilling (siehe Bilder 7 und 8)). Aber Achtung: Nicht jede Greener-Sicherung ist automatisch eine Abzugssicherung. Zwar wurden diese ursprünglich als Abzugssicherungen entwickelt, aber es gab auch einige Versuche mit einer Abzugsstangensicherung.

Automatische Abzugssicherungen sind meist in das Abzugszüngel mittig eingelassene
Kunststofftasten (z.B. bei Glock Pistolen (siehe Bild 19)), die beim rechtwinkligen Betätigen des Abzugszüngels durch den Finger eingesenkt wird und dabei das Züngel entsichert (siehe Bild 20). Drückt der Finger oder ein Fremdkörper schräg auf den Abzug ohne, dass die Taste dabei gedrückt wird, drückt das Ende der Kunststofftaste gegen das Griffstück und der Abzug bleibt gesperrt (siehe Bild 21). Eine Abzugsbetätigung durch Fremdkörper oder beim Sturz der Waffe soll damit unterbunden werden.

Diese Art der Abzugssicherung wurde zuerst bei Glock Pistolen verwendet, allerdings findet
man sie heutzutage an immer mehr Dienst- und Gebrauchspistolen anderer Hersteller (z.B.
HK SFP9/SFP40, CZ P10, HS XDM-9).

Sicherungen bei Schusswaffen – Die Abzugsstangensicherung

Die Abzugsstangensicherung (auch Schiwy-Sicherung genannt) wurde 1928 von Ludwig Schiwy ursprünglich für die Pistole 08 entwickelt und 1929 patentiert.

Die Abzugsstangensicherung sichert (verriegelt) die Abzugsstange (siehe Bild 22) und sichert damit indirekt über die Rast auch das Schlagstück. Gleichzeitig wird durch die Abzugsstangensicherung auch das Abzugszüngel verriegelt. Wie schon bei der Abzugssicherung, hängt auch hier die Qualität der Abzugsstangensicherung vom Zustand der Rast ab (roter Kreis). Steht sie „zu leicht“ oder ist sie „verschlissen“, dann können sich schon bei geringster Erschütterung in der Rast Abzugsstange und Schlagstück voneinander trennen, d.h. der Schuss bricht, ohne dass der Abzug berührt wurde.

Bei der Pistole 08 wird die Abzugsstange durch den Sicherungshebel festgelegt. Die vorstehende Abzugsstange blockiert dabei den Verschluss. Damit lässt sich die Pistole 08 im gesicherten Zustand weder laden noch entladen.

Allerdings lässt sich bei Abzugsstangensicherungen die Sicherheit durch sog. Fangstangen erhöhen (siehe Bild 25). Hierbei handelt es sich um eine zweite Abzugsstange, die das Schlagstück festhält, wenn die eigentliche Abzugsstange aus der Rast springt oder bricht.

Abzugsstangensicherungen bieten zusätzliche Sicherheit bei einfacher Konstruktion.

Man findet Abzugsstangen heute hauptsächlich bei Kipplaufwaffen, aber auch bei manchen modernen Dienstpistolen (z.B. CZ P10 – hier wirkt allerdings die Abzugsstange direkt auf die Schlagbolzensicherung).

– FORTSETZUNG FOLGT – 

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Unvergessen: Markus Altoé – der Nachruf auf SPARTANAT