Politik? Kommt uns nicht in die Tüte. Hybride Kriegsführung aber schon und da verschwimmt das Feld etwas, weil es auch um den Eingriff in die politische Ordnung des Gegners geht. Wenn schon nicht Frieden schaffen ohne Waffen, dann vielleicht doch Veränderung. Der deutsche Buchtitel „Protest“ ist etwas weichgewaschen, der englischsprachige Originaltitel lautet: „Blueprint for Revolution“. Das zusammen mit hybriden Gedanken, aber auch politischen Betrachtungen, führt einfach zu dem Schluss: Es gibt nichts Gutes, außer man organisiert es. Und vieles was in den Nachrichten „spontan“ erscheint, ist das Ergebnis gute Organisation, zumindest, wenn es funktioniert. „Srdja Popovic zeigt mit viel Witz und leichter Feder, dass Revolution harte Arbeit ist“, schreibt das Politmagazin „Cicero“. Es hat Recht.

Das macht auch die Biografie des Autors klar. Srdja Popovic (geb. 1973 in Belgrad) ist ein international bekannter Politaktivist. Mit der von ihm mitbegründeten Bewegung Otpor! ist es ihm 2000 gelungen, Slobodan Milosevic zu stürzen. Seitdem berät er mit seiner unabhängigen Organisation CANVAS (Centre for Applied Nonviolent Action and Strategies) in der ganzen Welt Widerstandskämpfer, u.a. in Ägypten, Syrien, Tunesien, Georgien und auf den Malediven. Der „Tagesspiegel“ bezeichnete Popovic als „Widerstandsguru“. In der Zeitschrift „Foreign Policy“ wurde Popovic im November 2011 als einer der wichtigsten 100 globalen Vordenker bezeichnet, „Wired“ zählte ihn zu den 50 Menschen, die die Welt verändern werden und das World Economic Forum wählte ihn zu einem der Young Global Leaders 2013.

Und so ließt sich das Buch durchaus spannend: Hier versammelt Popovic seine konkreten Tipps und Tricks zur Organisation des gewaltfreien Protests, z.B. welche Strategien am effektivsten sind, wie man die Presse gewinnt, die richtigen Verbündeten findet oder warum Humor die beste Waffe ist, und belegt sie mit zahlreichen beeindruckenden und kreativen Fallbeispielen. „Srdja Popovic hat mit Phantasie, Gerissenheit und einer guten Portion Humor eine Bewegung hervorgebracht, die es nicht nur schaffte, den brutalen Diktator Slobodan Miloševic zu stürzen, sondern die zu einer Art Blaupause für gewaltfreien Widerstand weltweit wurde“, mein Peter Gabriel. Was vielleicht auch dazu gehört: Finanziers im Ausland zu finden, Rückzugsgebiete schaffen, internationale Medienarbeit und wissen, was Dienste für einen tun können. Aber das steht nicht im Buch.

Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt“ von Srdja Popovic und Matthew Miller, Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2015, 240 Seiten, Euro 16,99.

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