Gestern waren wir mit CONCAMO bei Heckler & Koch und haben im wunderbaren neuen Tarn, den man auf den Fotos – wie es sich gehört – fast gar nicht gesehen hat, das neue Sturmgewehr der deutschen Spezialkräfte in der Hand gehabt: HK416 A7 heißt es bei Heckler & Koch. In der Bundeswehr-Nomenklatur wird es zu G95K.

Bei der Papstwahl gibt es weißen Rauch zur Verkündigung. So schaut der weiße Rauch aus, wenn die Bundeswehr etwas beschafft: Am 10. Oktober 2017 hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr die Firma Heckler & Koch aus Oberndorf beauftragt, 1.745 Waffen des Typs H&K 416 A7 sowie Zubehörteile zu liefern. Damals war von Jänner 2019 als Datum der Auslieferung die Rede. Wir wissen nicht, ob die guten Stücke schon alle angekommen sind, da müsst ihr mal beim KSK nachfragen.

Auf Messen ist die Waffe schon zu sehen und das gibt uns die Möglichkeit einen Blick darauf zu werfen. HK416 ist ja sozusagen fast Standard bei internationalen Spezialkräften und ist ursprünglich die Überarbeitung des AR15 Systems durch die Oberndorfer. Mit der HK-typischen Ikonographie sehen wir, dass die Waffe für „Frieden“, Einzel- und Dauerfeuer ausgerichtet ist. Die Besonderheit ist, dass der Feuerwahhebel anders funktioniert als das klassische AR15, er geht sozusagen deutsch: Sicher, Einzelfeuer bis Dauerfeuer sind nur 90 Grad, beim AR15 sind es 180 Grad.

Die Waffe ist beidseitig bedienbar. Sowohl der Mag Release wie auch der Bolt Release sind rechts angesetzt, im Bild darüber seht ihr die richtig großen Knöpfe für die reguläre Bedienung. Auch sehr spannend ist die richtig massive Castle Nut zur Befestigung des Schaftes und die Öse darunter für den Waffenriemen. Auch neu: der Griff mit einem austauschbaren Rücken – ja, nicht alle KSK Soldaten haben riesige Hände – und einem Innenfach. Im Bild ist ebenfalls das neue Polymermagazin von HK zu sehen. Wir sind uns nicht sicher, ob es das neue Standardmagazin für das KSK wird.

Die ganze Waffe in voller Pracht. Uns verwundert immer noch, dass man sich für ein am Lauf montiertes, aufklappbares Korn entschieden hat. Die Kimme dagegen ist ein am Upper angeschraubtes Teil. Warum nicht beides so? Die Herren in Calw werden schon wissen. Der Lauf misst 14,5 Zoll – amerikanische Gegenstücke vom KSK bevorzugen an sich 10,5 Zoll an ihren HK416.

Der Handguard ist mit HKey als Montagemöglichkeit versehen. Schaut aus wie KeyMod, ist es aber nicht. Auch spannend, weil sich in der militärischen Leitkultur USA gerade M-LOK durchsetzt.

Und hier alles, was ihr immer schon wissen wolltet über das HK416 A7:

Die technische Daten Sturmgewehr HK 416 A7

HK 416 A7
Kaliber: 5,56mm x 45 NATO
Magazinkapazität: 10/20/30 Patronen
Funktionsprinzip: Gasdrucklader
Verschlusssystem: verriegelter Drehkopfverschluss
Hülsenauswurf: rechts
Feuerarten: Einzelfeuer / Dauerfeuer
Farbe: Cerakote-Beschichtung, Flat Dark Earth (FDE)
Abzugskraft: ca. 20 N
Schussfolge: ca. 850 Schuss / Minute
Geschossgeschwindigkeit: 882 m/s
Geschossenergie: 1.555 Joule
Rohrprofil / Drall: 4-fach-Zug-/Feldprofil mit Rechtsdrall
Länge, max.: 890 mm
Länge, min.: 808 mm
Verstellweg der Schulterstütze: 82 mm
Breite: 74 mm
Höhe*: 240 mm
Lauflänge**: 368 mm (14.5″)
Visierabstand: 430 mm
Gewicht ohne Magazin: 3.670 g

*mit 30 Patronen Magazin, ohne Visier, Korn abgeklappt, **ohne Mündungsfeuerdämpfer

Die Waffe des KSK voll aufgerödelt: Das G33 Set von EOTech mit EXPS und 3x Magnifier kommt über I-E-A Mil-Optics zu den Kommandosoldaten. Wir sehen den neuen Griff und die HK Polymermagazine. Die Flüstertüte am Laufende schaut für uns ganz streng nach B&T aus.

Eine andere Waffe bei einem Kältetest. Spannend sind hier mehrere Sachen: der Handguard ist wesentlich länger und schließt bei 14,5 Zoll ab. Es ist ein Magpul Magazin an der Waffe, die aber den neuen Griff hat. Und die Optiken sind von Aimpoint. Eine mögliche Antwort, dachten wir zuerst, warum diese HK416 A7 so anders ausschaut – über die Optiken gedacht – wäre, dass das die Ausstattung für die Kampfschwimmer sein könnte. Die bevorzugen ja Aimpoint, weil das exzellent tauchbar ist.

Und da haben wir sie erwischt. In den USA spielen sie geheim herum, die Herren vom KSK. Luis Arroyo, der Chef des Yuma Proving Ground ‘s Training and Exercise Management Office, meint dazu: „they are very interested in testing at the hottest time of the year – they really want to challenge their equipment“.

Karl-Heinz Rippert vom Bundesministerium der Verteidigung meint dazu gegenüber dem Firearm Blog: „Am Yuma Proving Ground haben wir besondere Bedingungen für Sand und Staub…. das Landschaftsprofil ist ähnlich wie in Afghanistan. Das Ergebnis, das wir erzielen, sollte für unsere Missionen von Bedeutung sein, und die Hauptmission der letzten Jahre war in Afghanistan.“ Wir hätten die Waffe eventuell für eine 16zöllige DMR Variante gehalten, wenn wir nicht zufällig das obige Bild mit dem Aimpoint gefunden hätten: es ist eine 14,5 allerdings mit EOTech. Wir haben die HKey Löcher seitlich an der Rail nachgezählt. Und nein, es ist keine Kampfschwimmerwaffe: des Rätsels Lösung, wie sie uns verraten wurde, ist, dass G95K zwei Handguardoptionen hat, einen kurzen und einen langen. Beides aber KSK.

Das G95K während der taktischen Einsatzprüfung heiß/trocken, hier bestückt mit Aimpoint-Visier und Laser-Licht-Paket Rheinmetall VTAL/Lumenator. Neueste News zu deutscher Infanteriebewaffnung gibt es immer beim Strategie & Technik Blog von unserem Freund JP Weisswange. HIER hat er das Laser-Licht-Paket, das für das KSK von Rheinmetall kommt, vorgestellt.

Und zum Abschluss noch ein paar spektakuläre Ansichten. Oliver Louven macht für HK die Produktfotografie. Diese Bilder stammen von seiner Homepage.

Hier sieht man die HK416 A7 mit einem Micro Aimpoint, ebenfalls von Oliver Louven fotografiert.

Und last but not least ein HK Werbefoto, das die Waffe mit einem klassischen 416er Handguard zeigt und mit dem 40mm Werfer GLM von HK in der Unterlaufmontage. Nachdem die Farbe auch für das A7 wesentlich ist, könnte es auch sein, dass da vielleicht noch ein A5 – hier technische Daten – im Bild zu sehen ist.

Was uns auf eines der größten Rätsel der jüngeren deutschen Waffengeschichte zurückwirft: Wo zum Teufel ist die HK416 A6 geblieben? Erklärt uns das mal …

HECKLER & KOCH im Internet: www.heckler-koch.com