Er ist einer, der gegangen ist: Gent, ein junger Deutscher, der sich dem Islamischen Staat als Konvertit und Freiwilliger angeschlossen hat. So weit so tragisch. Aber was ihn plötzlich zum Thema macht: er kontaktiert aus Syrien seine Eltern und will – aussteigen? Das setzt die deutschen Geheimdienste in Bewegung, Verfassungschutz und BND, Hektik bricht in der Anti-Terror-Zentrale in Berlin aus. Hektik auch bei einer Aussteigerbetreuung, die sich um die Eltern kümmert und bei Journalisten, die zeitgleich eine Story über den deutschen Radikalen im Islamischen Staat bringen wollen. Und jeder ist mit jedem vernetzt: vor allem ist die Anti-Terror-Zentrale erstaunlich undicht in Richtung Presse, die wiederum will eine geile Geschichte. Der Jungen in Raqqa ist letztendlich ein Spielball – auch des Islamischen Staates mit seinem Geheimdienst.

Yassin Musharbashs Thriller bespielt ein extrem aktuelles Thema mit viel Innenwissen. Kein Wunder, der deutsche Journalist mit jordanischen Wurzeln ist Islamwissenschaftler und hat für den „Spiegel“ gearbeitet – 2006 gab es ein solides Sachbuch über „Die neue Al-Qaida“ von ihm. Den Verfassungsschutz kennt er wohl auch sehr gut. Und er hat als Rechercheur für den John le Carré gearbeitet, über dessen exzellente Thriller im Geheimdienstmilieu müssen wir euch nichts sagen. Diese Erfahrungshintergründe zusammen ergeben im Thriller von Musharbash eine extrem dicke Suppe, die viele Einsichten in Milieus gestattet – Dienste, Salafisten, Journalisten, Austeigerberatungen und IS –, die extrem schlüssig wirken. Und selbst wenn es kein Sachbuch ist: Musharbash bietet einfach einen extrem guten Thriller. Lesenswert!

Jenseits: Thriller von Yassin Musharbash, Kiwi Verlag 2017, 320 Seiten, Euro 14,99 ,– (auch auf Kindle erhältlich)

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