Das Blue Nail – oder auf Dänisch „Blå Negl“ – ist ein internationaler militärischer Kommando- und Patrouillenwettkampf für aktive Soldaten und Reservisten, der alljährlich meist im Monat Februar im Raum Fredericia Dänemark stattfindet. Blå Negl ist als militärische Durchschlageübung unter Jagdkommandoeinsatz ausgelegt und wird von der dänischen Heimwehr (Hjemmeværnet) ausgerichtet. Sechs deutsche Reservisten – alle Mitglieder im Personenschutz-Forum (HIER unsere Vorstellung auf SPARTANAT) – stellten sich der Herausforderung.

Die Übung ist für Gruppen von zwei bis sechs Teilnehmern für eine Dauer von 36 Stunden ausgelegt und dient als Gefechtsmarsch der allgemeinen Durchhaltefähigkeit der Truppe im ununterbrochenem Einsatz. Die physischen und psychischen Belastungen, wie auch der Ausbildungsstand der Teilnehmer, wird als hoch eingestuft. Blue Nail gilt aufgrund der qualitative hohen Ausstattung der dänischen Heimwehr als „realitätsnah“ Übung. HIER die Homepage zu „Blå Negl“.

Eckdaten der Übung: 72 Teams sind gestartet,die meisten waren 2er Teams, davon 15 Sechs-Mann-Trupps auf Seite der „Hasen“. Es gibt 15 Stationen, sie sind ca. 5-6 km voneinander entfernt. Es müssen alle Stationen angelaufen werden. An den Stationen müssen verschiedene Aufgaben erfüllt werden, z.B. Abseilen, Erste Hilfe, Erkennen und Zuordnen, etc. Etwa 50 Prozent der Teams haben die kleine Strecke mit 20 Kilometern in zwei Tagen gewählt. Drei Teams sind durch gekommen, wir waren von der großen Strecke die 27. Gruppe, die aufgeben musste. Der Gegner – ein Jäger-Kommando mit Namen „ODINS RAVNE“ – hatte eine Gesamtstärke von 500 Soldaten mit 30 K9 Hunden. Etwa 60 geländefähige Fahrzeuge, darunter auch Panzer, sowie eine Predator Drohne und ein Aufklärungsflugzeug kamen bei der Jagd auf Seite der dänischen Füchse zum Einsatz.

Die Route war 44 Kilometer lang, zu 90 Prozent aus unwegsamen Gelände, meist mit sumpfartigen Charakter, dabei haben wir mindestens 50 Zäune teils auch unter Strom überstiegen und dauerte 27 Stunden mit Sturmböen über 80 km/h auf offen Gelände, sowie strömenden Schneeregen.Und hier nun der ganz persönliche Bericht der deutschen Teilnehmer: „Wir haben uns ca. 3 Monate vorbereitet, d.h. jeder für sich Sport gemacht, sei es Fitness-Studio, Ganzkörpertraining. Hinzu kamen Wanderungen im Schnee und immer mit 12-15kg Gepäck, dass der Körper und die Knochen sich dran gewöhnen. Zusammengefasst hat jeder ca. 2-4 mal die Woche alleine trainiert und einmal in der Woche zusammen gelaufen sind. Zum Beispiel die Abschlussübung haben wir eine reguläre Bundeswehrübung mitgemacht. Wir sind um 07:00 gestartet bis ca. 17:00 Uhr und darin waren Übungen enthalten wie Stationsausbildung mit Hubschrauber, Sanitätsausbildung, Aufklärung, Mörserstellung, Funkgeräte etc.In Dänemark selbst gab es noch eine weitere kleine Vorbereitungsphase. Darin hatten wir eine weitere Übung mit einem 20-25 km Lauf mit Karte und Kompass, mitten durchs Gelände. Start war 18:00 und Ende ca. 24:00. Hier war auch eine Sanitätsstation teil der Übung in der wir jemanden bergen mussten und die Erstversorgung durchführen. Nachdem der Patient stabilisiert wurde, mussten wir ihn raus schleifen, weil die Station eine Art Tunnelsystem war. Wir wurden dann in ein Auto verladen und wurden blind auf einer Position raus gelassen. Die Orientierung wurde mithilfe der Karte und Sternen hergestellt.

Die erste Nachtphase ist ca. 20:00 nach dem Briefing gestartet und wir sind ca. 20:15 losgelaufen. Zunächst nur ca. 200m auf Straße und danach über Vorgärten, Hecken & Geäst. Was im Endeffekt 90% der gelaufenen Strecke ausmachte.Die erste Nacht war gut verlaufen. Wir wurden nicht aufgeklärt, hatten aber einen Schußwechsel am morgen in einer Ortschaft auf einem privaten Grundstück. Diese Situation kam sehr überraschend, weil wir die Einsatzkräfte zunächst nicht gesehen haben, konnten aber den Kampf für uns entscheiden. Es gab zunächst einige Auseinandersetzungen, aber nach einer Klärung mit dem Offizier wurde zu unseren Gunsten entschieden, mussten aber nochmal dafür 500-600 Meter laufen. Der große Nachteil der sich für uns jedoch aus dieser Situation ergab, war dass das Jäger-Kommando genau wußten, dass sich ein 6 Mann Trupp in der Ortschaft aufhält.Das Ziel war also sich so schnell es geht in Richtung Wald zu begeben und sich einen Unterschlupf zu suchen, denn es war bereits ca. 07:00 und bereits hell. Die Jäger-Kommando wurden auch sehr aktiv zu der Zeit und verschärften die Patrouille. Es kamen immer wieder Jeeps in 2-Trupps in Abständen von 2-3 Minuten gefahren und wir waren ca. 600 Meter von ihnen entfernt und mussten uns jedesmal auf den Boden werfen, um nicht gesichtet zu werden. Ab und zu ist auch ein Fahrzeug stehen geblieben, um die Gegend zu kontrollieren, während das andere Fahrzeug weiter gefahren ist.Wir standen dann an einer Waldkante und hatten ein Jäger-Kommando Fahrzeug in ca. 200 Meter Entfernung gesehen. Sie konnten uns nur halb sehen, weil wir relativ gut getarnt waren und hatten uns auch nicht bewegt. Der Nachteil dieser Gegend ist dennoch, dass es wenig Nadelwald gibt und somit die Situation nochmal schwieriger gestaltet. Sie sind dann rum gefahren und haben uns doch leider entdeckt. Daraufhin sind wir ausgewichen, wobei wir drauf geachtet nicht mehr durch Schnee zu laufen, um keine sichtbaren Spuren zu hinterlassen und sind noch zusätzlich in eigene Fußtapfen getreten, damit es nicht sichtbar, dass ein 6 Mann Trupp hier entlang ging. Wir sind über einen Zaun in einer Tannenbaumzucht eingedrungen und haben den Zaun wieder hochgezogen, um die Spuren zu verwischen. Jeder hat sich dann einen Tannenbaum als Deckung genommen und sich in das untere Geäst reingelegt. Rucksack aufgelassen, Gewehr immer am Mann, regungslos und ohne jegliche Kommunikation. Wir lagen ca. für 1 Stunde an dieser Stelle, teilweise im Schnee und Minusgraden sehr unangenehm. Die Jäger-Kommando sind hörbar in der Gegend mit Fahrzeugen und zu Fuß mit Hunden patrouilliert. Wir wurden in dieser Situation nicht weiter entdeckt. Selbst ein Fuchs ging direkt an uns vorbei und hat uns nicht bemerkt. Unsere Tarnung war also nicht nur optisch optimal.Nachdem sich die Situation einigermaßen entschärft hat sind wir in den Wald zurück gelaufen, indem sie auch zuvor patrouilliert sind. Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir in ihre Richtung laufen, unser Glück. Haben dann 08:30 einen eingebrochenen Stall gefunden. Die Hälfte vom Dach haben wir uns vorne als Sichtschutz aufgebaut (siehe Galerie). Ein Kamerad ist mittendrin schreiend aufgewacht, der leider einen extremen Krampf hatte. Diesen Krampf konnte er auch in unter Kontrolle bekommen. Jeder hatte ca. effektiv 4 Stunden Schlaf in dieser Phase erhalten.

Es gab bereits in der Übernachtungsphase Schnee und Schneeregen. Das war noch relativ verkraftbar, wurde aber zum Abend hin immer schlimmer. Als es dann dunkel wurde kamen zusätzliche Böen von 80-100km/h und durch das Zusammenspiel des Wetters wurde der Boden zu einem einzigen Matsch und kurz gesagt zur Hölle. Wir sind im Matsch eingesunken, der Regen wurde immer heftiger und unsere Kleidung war komplett durchgenässt und die Stiefel voll mit Wasser. Der eine Kamerad ist dann leider auch immer mehr zusammengebrochen und hatte seine Leistungsgrenze erreicht.Nach zwei Ausfällen im 6-Mann Team, wegen Wasser im Knie und Schwächezusammenbruch, mussten wir schlussendlich leider aufgeben, da wir mit vier Leuten nicht mehr gewertet werden konnten! Unser Vorteil war, wir wurden erst nach 25 Stunden das erste und einzige mal aufgeklärt, das ist sehr selten.

Des Weiteren haben wir sehr viel gesehen und dazu gelernt, wie zum Beispiel dass die Predator Drohne in der ersten Nacht permanent über unseren Köpfen flog – nicht sichtbar aber penetrant laut. Schade das es in Deutschland keinen vergleichbaren Wettkampf gibt.“

Die Ausrüstung für Blue Nail 2017

– Rucksack (Zur Verfügung gestellt von Tasmanian Tiger): TT MODULAR PACK 30 und TT PATROL PACK MK II VENT einem Gewicht von 15-22 Kg

– Waffe: M16 mit 30 Schuss Kaliber 5,56 x 45 mm

– Luminox Sentry 0200 Armbanduhr

–Funkgeräte von Motorola

– Motorola TLKR T81 HUNTER PMR

– Motorola XT420 PMR

– Coodio Kehlkopfmikrofon

– Selex TASC1 Headset

–Funkgerät PTT Adapter Motorola 2 Way

Und dazu: 

Special THX an Jürgen G. vom Personenschutz Forum für den Bericht.

BLUE NAIL im Internet: http://blaanegl.dk/en_GB/

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