Die Sache hat einen Bart. Einen taktischen. Der Tactical Beard Owners Club (TBOC) bringt zusammen, was schon seit lange zusammen gehört, seit Krieger anständige Bärte tragen dürfen. Wir haben Mike Hartman vom TBOC gebeten uns zu erzählen, was es mit dem Verbund weltweiten taktischen Gesichtshaars auf sich hat. Und welche Bärte überhaupt Mitglied werden können im Club …

SPARTANAT: Mike, der Tactical Beard Owners Club (TBOC) vereint die taktischen Bartträger der Welt. Zumindest der westlichen. Wie ist TBOC entstanden? 


Mike Hartmann: Es sind nicht nur die westlichen. Der TBOC ist mittlerweile ein weltumspannendes „Netzwerk von taktischen Bartträgern“. Der größte Teil kommt wenig überraschend aus den USA, der zweitgrößte aus Europa und da ist sogar Deutschland am weitesten vorne. Das liegt wohl daran, dass der Gründer aus Deutschland kommt und wir hier eine gute Mundpropaganda unter Schützen, Polizisten und vor allem Bundeswehr-Soldaten haben. Ich hätte selber nicht gedacht wie beliebt das Thema bei Soldaten ist. Wir haben über USA und Europa sogar Mitglieder auf den Philipinen, Südafrika, Russland, Australien, um nur einige exotische zu nennen.

Zur Entstehung muss ich sagen, es war ein spontaner Impuls. Ich war noch nicht lange angemeldet bei Facebook (ich habe mich lange davor gescheut), jedoch Ende 2011 habe ich ich dort einen Account registriert und schnell verstanden wie Facebook „funktioniert“. Die Möglichkeit mit einer Idee viele Menschen zu begeistern und neue Freunde zu gewinnen war mir schnell klar. Nachdem ich gesehen habe wie viele „Gleichgesinnte“ sich auf Facebook tummeln und wie viele bekannte Persönlichkeiten aus der taktischen Szene ebenfalls dort vertreten versprürte ich den Impuls mich ebenfalls mit einer guten Idee einzubringen. Zu dem Zeitpunkt gab es ein paar nicht allzu ernst gemeinte Sprüche und Weisheiten über den so genannten „Combat Beard“ oder auch „Tactical Beard“. Aber niemand hatte bis dato daraus eine ernsthafte Sache gemacht. Seit 2008 habe ich einen Vollbart und das Thema „Tactical Beard“ war mir sogar seit 2003 geläufig. Da hatte ich einen Artikel im „Spiegel“ gelesen, in dem die Green Berets vorgestellt wurden, die 2002 als allererste nach Afghanistan gegangen sind. ODA 961. Die Ausgabe des Spiegels habe ich nach nunmehr 10 Jahren immernoch und sie wird auch erhalten bleiben. Mein Bart, der Artikel, mein Enthusiasmus für alles taktische, die Möglichkeit „Communities“ aufzubauen führten letztendlich zur Gründung des TBOC. Dabei war es immer eine Mischung aus ernsthaftem Community Gedanken und der Leichtigkeit des Seins von Bartträgern. Die haben nämlich mehr Humor als glatt rasierte, denn sie müssen sich eh sehr oft anhören, sie seien entweder selbst die Taliban, ein Berber oder Räuber Hotzenplotz. Aber wir sind der Gegentrend wir sind die „Guten“. Wer sich also in einem Gefecht in Sicherheit wiegen will, der hält sich am besten in der Nähe eines „TBOs“ (Tactical Beard Owners) auf und befolgt dessen Anweisungen.SPARTANAT: Seid ihr nur eine virtuelle Gemeinschaft oder tut TBOC auch was? 

Mike Hartmann: Vielen Communities bei Facebook kann man ja nicht gerade eine „Nützlichkeit“ nachweisen, jedoch ist das beim TBOC grundsätzlich der Fall. Wir sehen uns als „Bruderschaft“, als „Netzwerk“, um sich tatsächlich auf einer Plattform, die exklusiv für Mitglieder ist, zu organiseren. So kam es zum Beispiel schon dazu, dass wichtige Informationen schneller über unsere Platform ausgestauscht werden als über den „großen Dienstweg“. Dabei werden aufgrund der Backgrounds der Mitglieder natürlich alles PERSEC und OPSEC Voraussetzungen eingehalten. Darüber hinaus ist der TBOC natürlich dazu gedacht, Freundschaften zu schließen. Im realen Leben. Wir haben sogenannte „Chapter“ (wie bei einem MC) gegründet, um reale Anlaufstellen für Meetings zu haben. Angefangen hat das mit dem Ur-Chapter „Kabul“ in Afghanistan. Mittlweile haben wir mehrere Chapter in Afghanistan und auf der ganzen Welt. Für jedes Chapter gibt es eine Chapter Flag. Diese Flagge wird als etwas besonderes wahrgenommen. So ist sie doch das Wahrzeichen für eine Bastion im Meer von Bartlosen. Alle Bärtigen, die ebenfalls Waffenträger sind, werden aufgerufen sich unter der Fahne zu versammeln und neue Freundschaften zu schließen.
Es sind großartige Kontakte entstanden. Ich selbst habe Menschen kennen gelernt, die ich ohne den Club niemals kennen gelernt habe. Und die kommen mal eben aus dem Nahen Osten oder aus Australien um mich kennen zu lernen. Das ist einfach „amazing“ wie der Amerikaner sagt.

Ein Beispiel: Die Australische Band „The Beards“ (eine Band die nur über Bärte singt) hatte ein Konzert in Berlin. Daraus wurde ein viertäges TBOC Treffen mit der Band, BBQ, Konzertbesuch, an dem „TBOs“ aus USA, Australien, Polen, Deutschland teilgenommen haben. Wieso das? Einfach weil wirs können. Zur IWA in Nürnberg gibt es jedes Jahr eine Art internationaleres Treffen an dem etwa zwei Dutzen TBOC Mitgleider anwesend waren. Zudem wurde der inder Szene sehr bekannte Kyle Lamb als Ehrenmitglied aufgenommen. Er hat einen stattlichen Bart, der eine Menge Geschichten erzählen kann.SPARTANAT: Wieviel Bart braucht der Mann, dass er TBOC Member werden kann? 

Mike Hartmann: Wir unterscheiden hier stark ziwschen „Facial Hair“ und einem „Full grown beard“. Was nicht reicht sind alle Bärte, die nicht „ausgewachsen“ sind. Darunter fallen 3-Tage-Bärte, Flaum mit Lücken, Damenbärte, Nasenhaare, und Stoppeln. Aber auf gar keinen Fall wollen wir „Gangstastyle“ Bärte, die so eine Art Lidstrich um der Kinn darstellen. Es ist nicht wichtig, dass der Bart ein Vollbart ist (auch wenn das die Aufnahme in den Club wesentlich unkritischer macht und deswegen bevorzugt wird). Ein Kinnbart, ein Ziegenbart wird auch akzeptiert, wenn sie wirklich „ernsthaft“ gewachsen sind. Alles was man mit einem scharfen Handtuch wieder weg kriegt zählt nicht mal im Ansatz. Ich möchte noch erwähnen, dass dies nicht ein „taktischer Club für Leute, die vielleicht Bärt haben“ ist. Dies ist 100 Prozent beides. Bart und taktisch.

Die Quote in der Annahme liegt bei etwa 1 zu 10. Es zählt der Background, die Verwendung, das Auftreten bei Facebook (und nicht zuletzt) der Bart. Wenn diese Faktoren nicht in ein Gesamtbild passen, dann wird man leider abgelehnt. Mache werde nie aufgenommen werden, andere berwerben sich erst mit kleinem Bart, werden abgelehnt, entwickeln den richtigen Ehrgeiz und kommen später mit stattlichem Vollbart zum Zug. Somit spielt die Einstellung und die Überzeugung eine wesentlich größere Rolle, als manche denken mögen. Aber wir wollen auch nur diejenigen, die das verstehen.

SPARTANAT: Seit wann trägst Du Vollbart? Was verbindet dich mit der taktischen Community?
Mike Hartmann: Ich bin mit sehr viel Haaren auf meinem Körper gesegnet worden. Ich habe zur meiner Konfirmation einen Rasierapparat von Braun geschenkt bekommen. Nicht als frommer Wunsch, sondern eher nach dem Motto „rasier Dich mal“ … denn ich konnte mir mit 14 schon einen Vollbart wachsen lassen wenn ich gewollt hätte. Diese Nötigung mich rasieren zu müssen hat mich verfolgt bis ich 21 wurde. Ab diesem Zeitabschnitt hatte ich immer wieder diverse „Testläufe“ wie zum Beispiel einen „D’artagnon-Bart“ (Schnurrbart mit davon getrenntem Ziegenbart) in Afrika, welcher mir den Spitznamen „Actor“ einbrachte. (Lag wohl auch am Halstuch und dem Deutsch-Südwest-Hut, den ich dabei trug.) Später folgten 5-Tagebärte oder ganze Kinnbärte. Seit 2008 ist der Bart nun VOLL und buschig, drahtig und kaum zu bändigen. Aber er wird grau. Werde ich ihn färben? Niemals! Ich bin stolz darauf.

Ich habe seit jeher einen guten Draht zur taktischen Community gehabt, in den letzten Jahren auch noch wesentlich intensiver. Ich bin Sportschütze und nebenbei schreibe ich für ein bekanntes Fachmagazin ab und zu einen Artikel. Es gibt Kontakte zu großen Herstellern in der taktischen Industrie und zu Persönlichkeiten aus der Trainer-Szene. Es gab immer wieder viele Berührungspunkte zur Bundeswehr und Reservistenkameradschaften. Meine Kontakte in die taktische Szene sind schon seit Jahren gewachsen und nicht erst durch TBOC vorhanden.SPARTANAT: Hand aufs Herz, ist das nicht seltsam, dass im Konflikt zwischen westlicher und muslimischer Welt plötzlich beide Seiten Bart tragen? 

Mike Hartmann: Ich habe auf diese Frage gewartet. Danke, dass ich sie endlich einer breiteren Masse beantworten kann. Schaut man sich die Weltgeschichte in Hinblick auf „bewaffnete Bartträger“ an, so wird einem schnell klar, dass ein Bart nicht etwa die Erfindung des Propheten Mohammed war. Bärte gibt es seit den Anfängen der Menschheit und sind seit jeher Zeichen von Männlichkeit. Seien es die griechischen Hopliten mit ihren stolzen Bärten im 4. oder 5. Jahrhundert vor Christus (und fast 1.000 Jahre vor Mohammed), die wilden Germanstämme oder die Wikinger: Es wurde bei männlichen Kämpfern immer Bart getragen. Es stimmt, dass der Bart bei militärischen Einheiten in Afghanistan erlaubt wird, damit der Soldat in der muslimischen Welt Akzeptanz erfährt. Was aber absolut nicht stimmt und von uns auch nicht akzeptiert wird ist, dass ein muslimischer Terrorist mehr mit einem Bart anfangen kann als ein TBO. Im Gegenteil. In Bezug auf „Männlichkeit“ haben Terroristen das Recht einen Bart zu tragen mit ihrer Feigheit in ihrer Kriegsführung verwirkt. Hinterhalte und Überfälle oder ferngezündete Sprengsätze verstehen wir nicht unter ausgewogenem männlichem Auftreten. Ganz zu schweigen von anderen menschenverachtenden Taten im Namen eines islamischen Gestzes, die ich hier nicht weiter erwähnen möchte.

SPARTANAT: Irgendeinen Tipp für Menschen, die noch keinen Bart haben und TBOC trotzdem anziehend finden?
Mike Hartmann: Wer NOCH keinen Bart hat, der sollte sich einen wachsen lassen. Jede Minute in der man sich nicht rasiert, wächst der Bart. Man brauch Hingabe, Geduld und starke Nerven. Das macht einen echten Barträger aus. Und diese Eigenschaften bleiben einem mit dem Bart erhalten. Wir sind keine Hipster, wir sind keine Modefreaks. Wir tragen auch noch Bärte wenn kein anderer sie tragen will. Stay Calm. Beard on.

DER TACTICAL BEARD OWNERS CLUB (TBOC) wurde im November 2011 mit einer handvoll von Mike Hartmann persönlich angeschriebenen Einladungen gegründet und ist seitdem auf 1700+ Mitglieder angewachsen. Die Fan Page gibt es seit Dezember 2011 und hat bereits knappe 40.000 likes. Patches sind nur für Mitglieder, diese werden seit Gründung schon viel kopiert, doch nie in der Qualität erreicht und es gibt drei Patch-Variante. Weitere Infos gibt es auf der Fan Page.

HIER geht es zur Internetseite von TBOC mit den Links zu Facebook, Pinterest, Instagram und Youtube.