Erst sehr zögerlich, dann nach Bestätigung durch die Bundesregierung tropfte und später lief eine Meldung über den Medienticker, die für die Soldaten, die einst im Einsatz standen, nicht überraschend aber dennoch erschütternd ist: KUNDUZ IST GEFALLEN!
Im Fernsehen … Bilder von Plätzen und Orten, die wohlbekannt, direkt mit Gerüchen und Gefühlen verbunden sind. Doch in der dann doch vertrauten Bevölkerung … Geister, die man gehofft hatte verdrängt und aus ihrem Leben entfernt zu haben. Deren sarkastische aber dennoch starke und unüberhörbare Botschaft: WIR SIND ZURÜCK!
KUNDUZ IST GEFALLEN!
Leider der Höhepunkt, der sich im letzten Jahr ankündigte. „Feldlager Kunduz verfällt nach Bundeswehrabzug!“, alarmierten sogar die Medien. Dieser zügige Verfall von Versorgung, Infrastruktur und Befestigung ließ nichts Gutes ahnen. Zwar wurde das Feldlager weiter als Ausgangspunkt für Zugriffsoperationen genutzt, doch das, was wir am Boden zumeist als kleine Heimat, das MANIFEST unseres SEINS, bezeichnet haben, ist nicht mehr.
KUNDUZ IST GEFALLEN!
Genauso zügig wie der Verfall, eskalierte auch die Sicherheitslage. Es zeigte sich brutal die Diskrepanz zwischen politischer Entscheidung sowie militärischer, gerne auch realistischer Lage und Entscheidung.
Es ist nicht förderlich einem militärischen Gegner den Tag des Abzuges mitzuteilen – denn somit weiß er, wie lang er warten muss. Jedoch politisch und militärisch von entscheidendem Wert: Gespräche mit ihm zu führen.
Gerade, wenn das hergestellt wurde, wozu Soldaten da sind: DIE SICHERHEIT IM RAUM oder DAS MILITÄRISCHE PATT zu erzeugen um den GEGNER an den Verhandlungstisch zu zwingen. Verhandlungen aus einer Situation der einseitigen und sei es nur „vermeintlichen“ Stärke, … ein Diktat bewirkt immer große Ressentiments. Die Geschichte ist voll von ihnen.

KUNDUZ IST GEFALLEN!
Militärisch eine beeindruckende Leistung der Taliban. Politisch eine Katastrophe und für uns emotional, … zumal wir viel, und einige von uns ALLES gegeben haben. Bitter, wenn man der Kameraden, Freunde, Brüder gedenkt, den Ehrenhain abschreitet – und dies nicht nur in ein paar Tagen am Volkstrauertag. Es fehlen Worte, in dem Wissen um was da nun „kommt“ und was es heißt, den Willen durchzusetzen, KUNDUZ von seinen Geistern zu befreien. Denn:

KUNDUZ IST GEFALLEN!
Dass sich ein Land verändert, dass sich über ein Engagement streiten lässt, dass über sein SEIN oder seinen Einsatz unterschiedliche Meinung existieren, ist jedem bewusst. Wer seine Nerven schont, spricht über das Erlebte – also das Wissen, etwas bewegt zu haben – nur in ausgesuchten Kreisen. Bevorzugt in der grauen Masse im Alltag zu verwischen. Nur die Wissenden sehen hier die kleinen Nuancen! Ein paar Wüstenstiefel unter des Jeans, das Paracordband am Armgelenk, den Patch am Rucksack, der Bruchteil einer Schwinge, die als Tattoo aus dem T-Shirt lugt. Doch zu unserem nun stillen Manifest: „Alles gegeben für KUNDUZ“ gehört nun auch der Fakt:

KUNDUZ IST GEFALLEN!