Kalaschnikow, Telnyashka und Titanhelm sind längst nicht die Gipfel der militärischen Evolution im russischen Reich. Im Rahmen des laufenden Aufrüstungsprogramms der Streitkräfte, wird auch die persönliche Ausrüstung des Soldaten verbessert. Es handelt sich um das Ausrüstungssystem RATNIK, dessen Funktionen derzeit noch bei den Streitkräften getestet werden. Die Beschaffung wurde notwendig, da die russischen Infanteriekräfte über eine völlig veraltete persönliche Ausrüstung verfügen, die der westlichen Ausrüstungen technisch weit unterlegen ist. Udo Lücken hat sich für uns das neue Russensystem angeschaut.

Das Programm RATNIK besteht aus etwa 40 technischen Teilen mit einem Gesamtgewicht von nur 24 Kilogramm. Damit ist das System leichter als vergleichbare westliche Ausrüstungskonzepte. Ziel der neuen Ausrüstung ist es ebenfalls, einen vernetzten Soldaten zu erzeugen, der mit Hilfe des russischen Navigationssystems GLOSNASS seinen eigenen Standort ermitteln und/oder an andere Einheiten übermitteln kann. Diese Fähigkeit gab es bei den russischen Streitkräften, mit Ausnahme der Eliteeinheiten, bisher nicht.

Rund 50 russische Unternehmen arbeiteten zusammen mit den Streitkräften an dem neuen Kampfanzugkonzept, das sich im Wesentlichen an westlichen Standards orientiert. Das Ausrüstungskonzept RATNIK setzt das aktuelle Barmitsa System in der Entwicklung fort und besteht aus rund 150 neuen Komponenten. Dazu gehören ein Kampfanzug mit neuen Trageeigenschaften, verschiedenen Schutzhelmen, ballistischer Schutzweste sowie Ohren-, Augen-, Knie und Ellbogenschützer. Auch Nachtsichttechnologien der neusten Generation gehören dazu. Auffallend ist an dem neuen Kampfanzug das Tarnmuster, welches vier verschiedene Farben vereint. Verwendet wer­den unterschiedliche Kombinationen von Tarnfarben in verschiedenen Grün- und Brauntönen, die in gesprenkelter Form auf den Stoff aufgebracht werden. Das Tarnmuster wurde von russischen Truppen als Multicam-Tarnmuster ausgelegt und im Einsatz schon er­probt. Je nach Aufgabe der Streitkräfte werden verschiedene Auslegungsmöglichkeiten des neuen Tarnmusters verwendet werden. Der Kampfanzug besteht aus atmungsaktivem und wasserabweisendem Stoff. Er soll nicht nur vor Feuer und Wettereinflüssen schützen, sondern auch die Infraroterkennbarkeit des Soldaten deutlich herabsetzen.

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Die neue ballistische Schutzweste ist nicht aus dem Hartmetall Titan, sondern aus keramischen Platten mit Kevlar gefertigt. Dieses Material ermöglicht einen wirksamen ballistischen Schutz gegen Munitionen im Kaliber 5,56mm und darüber. Auch gegen Scharfschützenmunition bis zum Kaliber .300 kann die ballistische Schutzweste stand­halten, wenn diese entsprechend verstärkt wird, was mit Schutzplatteneinschüben möglich ist. Russische Marinesoldaten können eine spezielle Modifikation dieser Schutzweste mit Auftriebshilfen (sog. Flotation Kit) verwenden. Der Schutzgrad der neuen ballistischen Schutzweste wurde gegenüber der alten Version um 50 Prozent erhöht, so russische Quellen.

Der neue Helm besteht ebenfalls aus hochfesten Kompositwerkstoffen und bietet die Möglichkeit Nachtsichtgeräte besser aufzunehmen bzw. zu integrieren. Ebenso verfügt er über einen Camcorder, um Aufnahmen vom laufenden Gefecht machen zu können und diese gegebenenfalls an einen Gefechtsstand oder Gruppenführer zu übermitteln. Darüber hinaus kann auf dem Helm ein Visier integriert werden, welches bei Bedarf mit der Nachtsichtzieloptik des verwendeten Sturmgewehrs verbunden wird. Hierdurch erhält der Schütze die Möglichkeit sein Gewehr über ein Hindernis zu halten und ei­nen Geländeabschnitt zu beobachten, ohne seinen Oberkörper exponieren zu müssen. Dadurch ist auch ein »um die Ecke schauen« – zum Beispiel in Urban Warfare-Szenarien – möglich, was einen wesentlichen taktischen Vorteil beim Niederhalten oder direkten Bekämpfens eines Feindes aus einer Deckung heraus mit sich bringt.

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Besonderer Wert wurde auf die Nachtkampffähigkeit des neuen Systems RATNIK ge­legt, um es dem russischen Soldaten zu ermöglichen, feindliche Kräfte bereits auf weite Distanzen zu erkennen und zu bekämpfen. Dies war bisher nicht möglich und stellt eine weitere Neuerung in dem modernisierten Ausrüstungskonzept der russischen Streitkräfte dar. Das Verteidigungsministerium in Moskau hat einen Dreijahresvertrag mit der staat­lichen Industrie abgeschlossen, der den jährlichen Erwerb von knapp 50.000 Sätzen der Kampfaufrüstung vorsieht. Das Ausrüstungskonzept ist technisch mit dem deutschen GLADIUS, dem französischen FELIN oder dem britischen FIST vergleichbar. Im Februar diesen Jahres wird das Ausrüstungskonzept RATNIK auf der Rüstungsmesse (IDEX) in Abu Dhabi ausgestellt. Zuvor war es auf der internationalen Rüstungsmesse Eurosatory in Paris 2014 vorgestellt worden. Das Nachfolgemodell RATNIK 2, das in Planung ist, soll noch einmal technische Verbesserungen bringen.

Quellenhinweis: „Newsletter Verteidigung Ausgabe 07-2015“

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Präsentation bei der Eurosatory 2014.