Jeder ambitionierte Gewehrschütze sollte es haben … und es nie brauchen: Die Notvisierung oder auch Back Up Sights genannt. Kimme und Korn findet man auf jeder Pistole. Einige Gewehrmodelle haben diese auch schon fix integriert – andere, wie z.B. modulare Gewehre wie das M4 kommen von Haus aus „Oben ohne“. Der Markt für nachrüstbare Back Up Sights ist riesig. Hat man bis vor einigen Jahren nur die Option gehabt, Notvisiere aus Metall (diese werden BUIS genannt – Back Up Iron Sights) von diversen Herstellern zu saftigen Preisen zu kaufen, gibt es nun eine neue Gattung: Die Polymer Visierung. Martin stellt euch heute zwei Paar davon vor: IMI Defense Tactical Front Polymer Flip Up Sight/Tactical Rear Polymer Flip Up Sight und Magpul MBUS Gen. 2.

Wie so häufig wenn es um Plastik geht, hat es Magpul vorgemacht und mit der MBUS Serie – nun schon in der Generation 2 – ein hervorragendes, preislich attraktives Produkt zu schaffen. Viele andere Hersteller sind nachgezogen und haben nun Polymer Visiere im Portfolio.

IMI_Magpul_BUS_6Über das Pro und Contra von Polymer Visiere vs Metall Visiere könnte man Seiten füllen. Die einen sagen, Plastik bricht und dann habe ich gar kein Visier mehr. Ein klares Argument, allerdings wird eine Metallvisierung als erstes verbiegen und ob das besser ist als eine gebrochene – das wissen die Götter. Es gibt diverse Reviews von Polymer Visieren, die stark misshandelt werden und trotzdem ihren Mann stehen, also sei es mal dahin gestellt. Wie gesagt – Seiten füllen …

Klares Argument für eine Polymer Visierung ist auf jeden Fall der Preis: Ein BUIS kostet ca. 150€ pro Stück, also ca. 250-300 € muss man rechnen. Polymer Visierungen bekommt man schon ab unter 100€.

IMI_Magpul_BUS_2IMI Defense geht auf Nummer sicher und bietet gleich beide Varianten an: AFS/ARS (Aluminium Front Flip Up Sight/Aluminium Rear Flip Up Sight) und die hier vorgestellten TFS/TRS (Tactical Front Polymer Flip Up Sight/Tactical Rear Polymer Flip Up Sight) Sights.

Die TFS/TRS Sights sind zu US Preisen nicht sehr attraktiv – laut Webseite kosten sie 50$ pro Stück – Magpul kostet im Vergleich dazu 39,95$ + 57,95$ – das sind sogar 2,1$ weniger vom Platzhirsch. Man zielt hier ganz klar auf den europäischen Markt, in Deutschland sehen die Preise nämlich ganz anders aus. Hier kostet das Set von IMI ca. 80€ und Magpul liegt bei ca. 120€

Qualitativ stehen die IMI TFS/TRS Sights denen von Magpul in nichts nach – sie sind hervorragend verarbeitet, halten sehr gut auf der Waffe und die Einstellräder funktionieren tadellos mit dem richtigen Grad an Festigkeit. Um noch einen dritten Kandidaten aufzurufen: A.R.M.S. Polymer Sights sind mit beiden Visieren nicht zu vergleichen, die Verarbeitung ist zwar sauber, jedoch sind die Einstellräder mangelhaft und Knöpfe zum automatischen Aufstellen so leichtgängig, dass sich das Visier schon mal gerne von selbst aufstellt.

IMI_Magpul_BUS_3Auch von den Maßen sind die IMI Sights erste Sahne, hier machen sie sogar mehr Punkte als die MBUS Sights, die sind nämlich ein ganzes Stück größer. IMI hat es aber anscheinend nicht so mit den amerikanischen Umrechnungen: Angegeben wird die Visiere mit 30mm Länge (1,2 inch) und 46mm Höhe (1,8 inch). Nachgemessen sind es 10mm Höhe und 49mm Länge. Magpul gibt hier 49mm (0,51 inch) Höhe und 66mm (2,6 inch) Länge an. Nachgemessen sind es beim Front Sight 62mm Länge, beim Rear Sight 70mm. Die Höhe ist bei beiden Magpul Teilen 12mm.

Gewicht ist selbstverständlich auch ein Thema. Hier hat IMI bei einem Kampfgewicht von 38 Gramm für beide Sights die Nase vorn. Magpul kommt mit 70,9 Gramm für beide Visiere ins Rennen.

Punkte für Magpul gibt es ganz klar für die Aufstellmethode: Während man bei IMI Hand anlegen muss, um die Visiere manuell aufzustellen, hat man bei Magpul beidseitig und auf der Oberseite Knöpfe zum federgestützten, blitzschnellen Aufstellen. Beide Sights kann man gut aufklappen, das geht auch mit Handschuhen – Magpul ist wie gesagt etwas schneller.

IMI_Magpul_BUS_4Was gibt es sonst noch? Die IMI Visiere benötigen zur Montage einen Inbus-Schlüssel, Magpul kommt mit einem Schlitzschraubendreher aus. Den hat man im Multitool immer dabei. Leider ist der Inbus bei IMI auch nicht im Lieferumfang enthalten.

Zu guter Letzt gibt es bei den TFS/TRS Sights noch eine Not/Not Visierung: Auf der Oberseite befinden sich Kimme und Korn, um im zusammengeklappten Zustand auch noch mal ein Visier zu haben. Nette Idee, allerdings ist die Kimme selbst bei maximal ausgezogenem Schaft immer noch so breit, dass man bestenfalls einen Deutschuss damit anbringen kann.

IMI_Magpul_BUS_5FAZIT: Wer kostengünstige Backup Sights sucht, kommt an Polymer Sights nicht vorbei. Die Auswahl ist groß, die hier vorgestellten Visiere von IMI Defense und Magpul sind beide klar zu empfehlen, das MBUS Set ist in Deutschland etwas teurer und etwas klobiger, dafür 100 Fach getestet und für gut befunden, die IMI TFS/TRS Sights bekommt man günstiger und hat ein kleineres Paket, muss aber dafür in Kauf nehmen, diese von Hand aufstellen zu müssen.

Beide Sets gibt es schwarz, sand und oliv. Schwarz ist bei Magpul anscheinend abgekündigt, auf der Webseite bekommt dafür nun „Stealth gray“ und zusätzlich noch Foliage Green. Erhältlich sind die IMI TFS/TRS Sights z.B. bei Sniper-AS für je 39€, Magpul MBUS Gen2 gibt es z.B. bei Recon Company für 49,95€ Front /65,95€ Rear.

IMI_Magpul_BUS_7Die IMI Sights auf der Gun.