Syrien, ein Land voll Hochkultur und fortschrittlich seit den Anfängen der Seidenstrasse, zerfällt in einem Bürgerkrieg. Der anfängliche Ruf nach Reformen hat sich zu einem offenen Konflikt, bei dem jüngst Nervengas gegen Aufständische eingesetzt wurde, entwickelt. Doch wie soll die internationale Gemeinschaft antworten!? Spezialkräfte einsetzen?

Syrien ist kein unbekanntes Gebiet für Spezialkräfte. Eigentlich liegt hier sogar eine ihrer Wiegen. Grundsätze, die bis heute gelten, wurden im Ersten Weltkrieg in Syrien geschrieben. Der gebildete Archäologe und britischer Offizier Thomas Edward Lawrence (AKA Lawrence von Arabien) verstand es einen arabischen Aufstand unter Führer Prinz Faisal gegen die türkischen Besatzungstruppen anzuführen. Seine Erfahrungen in der Military Assistance (MA) hat er im Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ niedergeschrieben. Auch im zweiten Golfkrieg 1991 war Syrien ein Anlaufpunkt. Ein Mitglied der SAS Patrouille B20 marschierte 180 Meilen aus den Irak nach Syrien. Im Buch „The one that got away“ schildert er diesen Kraftakt. Beide Bücher sind Standardliteratur der Spezialkräfte!

Doch wie eingreifen? Die Aufständischen zu unterstützen bedeutet indirekt auch Al Qaida zu unterstützen, deren Ableger in Syrien kämpfen. Al Qaida und die Dschihadisten greifen massiv in die Kampfhandlungen gegen das Assad-Regime ein und füllen damit ein Vakuum, das die internationale Gemeinschaft nicht gefüllt hat. Lebensmittel, Waffen, Kämpfer und medizinische Unterstützung werden durch sie in den benötigten Mengen bereitgestellt.

Eine Versorgung durch Waffen wird es von Seiten der internationalen Gemeinschaft nicht geben. Zu stark sind noch die Erinnerung an den Afghanistankrieg in den 1980ern, in dem der „Westen“ die Mujahedin mit „Stinger“ Rakenten zur Fliegerabwehr unterstützt hat. Diese Waffen und Waffenteile wurden später durch die amerikanische Regierung mit bis zu 250.000 Dollar das Stück zurückgekauft, denn es handelt sich dabei um die perfekte Terroristenwaffe und ein Verschwinden auf dem „Schwarzmarkt“ wurde befürchtete.

Das Thema „Giftgas“ ist auch relativ zu sehen: Nach dem „Auftritt“ von Außenminister General a.D. Collin Powell vor dem Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN), ist man mit dem Nachweis von Weapons of Mass Distructions (WMD) vorsichtig. Eine sichere Quelle als Grundlage zum Erlass einer Resolution durch die UN wäre wichtig, denn die Resolution wäre die einzige Grundlage für ein Vorgehen. Doch diese benötigt eine einstimmige Zustimmung, an der auch Russland beteiligt sein und deren Prüfung sie standhalten muss.

Militärisches Eingreifen, was bedeutet es?

Ein Eingreifen mit Spezialkräften bedeutete einen simultanen Zugriff auf rund 450 empfindliche Punkte und Objekte, sogenannte „Targets“. Allein der Personalansatz liegt bei 30.000 Soldaten. Ebenso ist ohne „Boots on the Ground“ zum „Battel Damage Assessment (BDA) “ auch ein Luftschlag schwierig. Es gilt sämtliche Führungsmittel, Bunkeranlagen, Munitionsbunker und WMD in Besitz zu nehmen oder zu zerstören. Die zum Zugriff auf WMD spezialisierte SAS, US Army Delta Force und DEVGRU werden allein durch ihre begrenzte Personalstärke und Dislozierung der verschiedenen Targets überfordern. Die Lage in Syrien ist also für die internationale Gemeinschaft „heikel“ – genauso ist es auch um ein militärisches Eingreifen bestellt.

Neptune 459