Kriege werden zur Zeit meist in Ländern geführt, die die Kalaschnikow als weitverbreiteste Waffe haben. Umso exotischer ist es, wenn westliche Waffen auf Bildern auftauchen. Die Gründe dafür können ganz verschieden sein. Falls die Bundeswehr in Afghanistan ein G3DMR verlorenen hat, haben wir es hier vermutlich in der Hand eines Taliban gefunden. Das G3 DMR wird von den Scharfschützentrupps der Bundeswehr wieder verwendet, um Ziele auf Entfernungen bis zu 600 m zu bekämpfen oder um Unterdrückungsfeuer auf bis zu 800 m zu leisten. Das Bild war zur Zeit der Eroberung von Kunduz durch die Taliban auf einer ihrer Webseiten aufgetaucht. Man darf hier davon ausgehen, dass es sich um ein Einzelstück in feindlicher Hand handelt.

Wenn ein modernes M240L US-Maschinengewehr in der Hand eines stolzen Kämpfers der Al Nusra Front in Syrien zu sehen ist, dann muss aber schon schwer etwas schief gelaufen sein. Auch dieses Foto ist ungefähr ein halbes Jahr alt, es belegt die Lieferung von modernen US-Waffen durch die CIA nach Syrien. Nein, der lokale Al-Qaida-Ableger wurde nicht direkt beliefert, sondern eine Gruppe, die „demokratisch“ und dem Westen nicht so feindlich ist. Deren Weg zur Front wurde von der Al Nusra Front verlegt, also hat man sich die Straße mit zwei LKWs voll Waffen und Munition als Maut freigekauft. Ein nicht unüblicher Tauschhandel in einem Land, wo die kleinen Fraktionen so schnell wechseln – und ihre Waffen mit ihnen –, dass der Beobachter kaum sagen kann, wo Waffen, die an Konfliktparteien geliefert werden, letztendlich landen.

Mit ihrer Zipfelmütze schauen sie ein bisschen wie Terrorschlümpfe aus, die Kämpfer des Islamischen Staates. Dass der hier mit einem amerikanischen Sage M14 Enhanced Battle Rifle snipert, ist kein Wunder. Vermutlich hat es zu den Waffen gehört, die von den weggelaufenen irakischen Divisionen zurückgelassen wurden. Beutegeräte machen einen Großteil des Arsenals von Daesch aus.

Das Steyr HS 1 ist das vermutlich nicht, sondern ein iranischer Nachbau, der dem österreichischen Waffenproduzenten ebenso vermutlich peinlich ist. Steyr hatte 2004 legal 800 Stück der Waffe verkauft – an den Iran, der sie in Folge angefangen  hat nachproduzieren zu lassen. Nachdem .50 Scharfschützengewehre wegen ihrer Wucht und Reichweite von tödlicher Effizienz sind, sind sie auch dementsprechend gefragt. Die HS 1 Klone sieht man vor allem dort, wo der Iran Truppen unterstützt, u.a. bei der Hisbollah in Syrien und anderen schiitischen Milizen.

Das wunderbare Steyr AUG sorgt auch für Aufregung – links bei einem Kindsoldat nach einer Erschießung, rechts in der Hand eines deutschen Selbstmordattentäters in Syrien. Steyr schweigt zwar, aber es dürfte klar sein, dass es sich um Waffen handelt, die vor längerer Zeit nach Saudi-Arabien verkauft wurden, die Markings an der Waffe lügen nicht. Von dort sind sie als Unterstützung an Fraktionen im syrischen Bürgerkrieg ausgegeben worden. Man sieht sie dann als eine Art DMR Scharfschützengewehr eingesetzt an der Front, aber auch als exotische Luxusstücke bei Kommandanten. Westliche 5,56 Munition ist in Syrien nicht selbstverständlich, aber es ist immer „cool“, wenn man etwas Besseres hat als seine Untergebenen.

Inzwischen tauchen die Steyr AUG auf, weil sie von Männern des Islamischen Staates verwendet werden. Auch hier ist es so, dass die Waffen durch viele Hände wandern, wenn sie mal im Konfliktgebiet sind. Erbeutet, mitgenommen, gekauft – letztendlich bei Daesch gelandet. Der IS schießt selten aber doch mit dieser regional absolut exotischen Waffe.

In Afghanistan haben Taliban eine Waffe der US Spezialkräfte erbeutet: eine FN SCAR H mit Optik und AN/PEQ-15 Laserbox.

So eine Waffe, hier ein anderes Stück und beim Islamischen Staat in Afghanistan, wird demonstrativ in der Propaganda verwendet, weil es zeigt, dass man sich die Waffe vom Feind geholt hat.