Die GLOCK-Pistole ist die Behördenpistole schlechthin. GLOCK ist der Behördenausstatter schlechthin. Im Namen des neuen Abzuges kommen die Wörter „Sport“, „Match“ oder „Competition“ nicht vor. Es liegt auf der Hand wohin die Reise geht.

Am 17. Februar war es für Christian von KAWATEC so weit: GLOCK Performance Trigger abgeholt, bei drei unterschiedlichen GLOCK Pistolen eingebaut, leicht geölt, händisch eingelaufen – etliche Male gespannt und abgeschlagen – und dann ab zum Schießstand. Hier sein Testbericht:

Kleine Vorwarnung zwischendurch, nicht schrecken: Bei Kunststoffteilen in Kombination mit Blech und strammen neuen Federn ohne Schmierung ist es völlig normal, dass es zu Beginn etwas kriecht, die Teile müssen sich erst einlaufen und die Federspannung nimmt etwas ab. Kunststoffoberflächen sind beim Spritzguss nicht wirklich genau, aber das weiß man. Sich eine Meinung zu bilden anhand von einem frisch eingebauten Abzug ist daher nicht wirklich zielführend. Zuerst einlaufen lassen und ein wenig schießen. Die Charakteristik verändert sich zu Beginn noch deutlich.

Mein Fazit: Meine Erwartungen und Vermutungen wurden zu 100 Prozent erfüllt. Die Hauptzielgruppe des neuen GLOCK Abzuges sind sicher die taktischen Schützen im Bereich Military & Law Enforcement und Berufswaffenträger, aber auch sehr viele (nicht alle) Sportschützen werden begeistert sein. So wie ich bereits vermutet hatte, hat der GLOCK Performance Trigger einen deutlichen Vorweg mit nicht zu leichtem Widerstand bis man beim Druckpunkt ankommt. Dann löst der Abzug sauber aus, der Auslöseweg ist dabei sehr kurz und der anschließende Überweg ist auch ziemlich kurz. Der Rückstellweg ist für einen Behördenabzug auch sehr kurz aber deutlich vorhanden. Schnelle gezielte Schussfolgen sind sehr gut möglich.

Serienmäßig wird der GLOCK Performance Trigger mit der „dot“ Steuerfeder ausgeliefert, aber man kann selber entscheiden welche Steuerfeder man einbauen will. Soll es etwas leichter sein, dann nimmt man die „Minus“ Steuerfeder, soll es doch etwas strenger sein, dann kann man die Steuerfeder ohne Markierung oder die „Plus“ Steuerfeder einbauen, aber am besten selber ausprobieren und entscheiden. Sämtliche Sicherungen des GLOCK Safe Action® Systems bleiben erhalten. Sportschützen, die die typischen „Null“ Abzüge bevorzugen, werden mit dem GLOCK Performance Trigger wahrscheinlich nicht warm werden, aber auch damit war zu rechnen. Ich persönlich mag lieber die Charakteristika von Behördenabzügen, im Ernstfall will ich auf der sicheren Seite sein ohne Kollateralschaden. Der GLOCK Performance Trigger bleibt definitiv in meiner EDC GLOCK.

Ein paar Messwerte von einer GLOCK 19 Gen5 mit gut eingelaufenen Abzügen

  • Standardabzug mit „Minus“ Steuerfeder                       ->         ~1,9 kg Abzugsgewicht
  • GLOCK Performance Abzug mit „dot“ Steuerfeder         ->         ~1,65 kg Abzugsgewicht
  • GLOCK Performance Abzug mit „Minus“ Steuerfeder    ->         ~1,45 kg Abzugsgewicht
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Kompatibilität:

Offiziell passt der GLOCK Performance Trigger nur in normalbreite Gen5 GLOCK Pistolen im Kaliber 9×19. Ist dem wirklich so? Wir waren neugierig.

WARNHINWEIS: Nur GLOCK CERTIFIED ARMOURER dürfen den GLOCK Performance Trigger verbauen und jedwede „unfachmännische“ Bearbeitung hat den Verlust der Garantie bzw. den Ausschluss der Gewährleistung zur Folge. Aber hat das schon jemals von privaten Tuningmaßnahmen abgehalten?

So abwärtskompatibel ist der Gen5 GLOCK Performance Trigger:

  • Bei Gen4-Pistolen passt die Gen5-Abzugseinheit ohne weitere Modifikation ins Gen4-Griffstück, beim Verschluss muss die Gen-5 Deckplatte verbaut werden.
  • Bei Gen1 bis Gen3-Pistolen passt die Gen5-Abzugseinheit ohne Modifikation nicht, auf der Unterseite des Steuerblockes muss ein wenig abgefeilt werden, Schwierigkeitsgrad „2 Linke Hände“, dann passt die Gen5-Abzugseinheit ins Gen3-Griffstück. Auch hier muss die Gen-5 Deckplatte verbaut werden.

So kaliberkompatibel ist der Gen5 GLOCK Performance Trigger anhand von ein paar Beispielen:

  • Bei der „Kleinkaliber“ GLOCK 44 muss beim Steuerblock des GLOCK Performance Triggers der Ausstoßer der GLOCK 44 eingebaut werden. Der Austausch ist ganz einfach, da der Ausstoßer nur von Vorne in den Steuerblock eingesteckt ist. Die GLOCK 44 wurde im scharfen Schuss getestet.
  • Bei der GLOCK 23 Gen4 im Kaliber .40 S&W muss zusätzlich zur Gen5 Deckplatte auch noch der Ausstoßer der GLOCK 23 im Steuerblock des GLOCK Performance Triggers verbaut sein. Dies wurde nur in der Werkstatt getestet ohne zu schießen.

HIER direkt bei KAWATEC ist der GLOCK Performance Trigger um 99 Euro zu haben.

KAWATEC im Internet

Grundsätzwissen zum Thema GLOCK und Abzüge

GLOCK ist der Behördenausstatter auf dem Sektor Selbstladepistolen. Die GLOCK Pistole ist als Dienstpistole entwickelt worden, die Konstruktion ist einfach, effektiv, funktionssicher und fallsicher, das heißt es löst sich wirklich nur ein Schuss, wenn bewusst der Abzug betätigt wird. Die modulare Bauweise ohne Spannstifte und fast komplett ohne Schrauben (seit der Gen3 gibt es eine Fixierschraube für das Korn und seit der Gen4 gibt es die Montageschrauben für die MOS-Platten) ist genial.

Der Abzug ist ein typischer Behördenabzug der sich seit 1980 kaum verändert hat. Was man hier gleich anmerken muss ist, dass der Abzug definitiv kein Matchabzug ist, die Anforderungen an eine Behördenwaffe sind einfach komplett unterschiedlich. Da geht es vor allem um die absolute Sicherheit, dass sich kein unbeabsichtigter Schuss löst, auch wenn man schon mit dem Finger am Abzug ist und schon etwas Druck aufgebaut hat. Man muss auch die Entstehungsgeschichte berücksichtigen. Zuerst hatten fast alle Selbstladepistolen manuell zu bedienende Sicherungen und Revolver brauchten keine Sicherung, weil sie sowieso entspannt geführt wurden und der Double Action Abzug sehr schwergängig war, eine unbeabsichtigte Schussabgabe war da so gut wie ausgeschlossen.

Als dann die ersten Armeen Selbstladepistolen ohne manuell zu bedienende außenliegende Sicherungen eingeführt haben, gab es ein paar unterschiedliche aber doch sehr ähnliche Konzepte wie die Sicherheit gewährleistet werden sollte. Man entschied sich die Abzüge so zu konstruieren, dass sie ähnliche Charakteristika aufweisen wie Double Action Revolverabzüge, jedoch ohne dass man einen Hahn betätigen musste/konnte. Bei der Steyr Roth M1907 verwendete man dazu ein teilvorgespanntes Schlagbolzenschloss und bei der CZ38 baute man ein Double Action Only (DAO) System ein. Beim Sauer Behördenmodell von 1930 baute man bereits zusätzlich eine Züngelsicherung als Fallsicherung ein. GLOCK war wegweisend mit seinem Pistolenkonzept und seinem teilvorgespannten Schlagbolzenschloss und Abzugssicherung.

Mittlerweile ist es aber bei vielen Dienstpistolen Stand der Technik komplett vorgespannte Schlagbolzenschlösser zu verwenden. Der große Vorteil liegt an der sehr guten Abzugscharakteristik. Man hat einen sauberen Vorweg bis zu einem mehr oder weniger stark definierten Druckpunkt wo dann der Schuss sauber bricht. Beim teilvorgespannten Schlagbolzenschluss muss man immer mehr Druck aufbauen um den Schlagbolzen zu spannen bis irgendwann ohne Vorwarnung der Schuss ausgelöst wird, ein Druckpunkt ist hier meist nicht vorhanden oder kaum spürbar. Es war schon länger an der Zeit, dass GLOCK zumindest eine weitere Abzugsoption anbietet.

Was die Behörde will vs. was der Sportschütze will

Die Behörde will üblicherweise einen deutlichen Vorweg, einen klar definierten deutlichen Druckpunkt und auch einen deutlichen Rückstellweg („Reset“). So kommt es nur sehr schwer zu einer ungewollten Schussabgabe, auch wenn im Einsatzfall der Soldat/Polizist den Finger schon am Abzug hat und schon etwas Druck aufgebaut hat.

Der typische Sportschütze will bei einer Selbstladepistole am liebsten 0 Vorweg, 0 Abzugswiderstand, 0 Überzug beim Auslösen und 0 Rückstellweg. Am besten Züngel berühren und der Schuss bricht.

Der Soldat/Polizist muss im Ernstfall als taktischer Anwender damit rechnen, dass auf ihn geschossen wird und in dieser absoluten Stresssituation muss er schussbereit mit dem Finger am Abzug blitzschnell erkennen ob das mögliche Ziel Freund oder Feind ist. Mit einem typischen Sportabzug würde es in solchen Situationen mit ziemlicher Sicherheit sehr oft zu ungewollten Schussabgaben und Kollateralschäden kommen.

Sehr oft orientiert man sich bei Behördenanschaffungen von Dienstpistolen im Kaliber 9×19 an die „Technische Richtlinie (TR) Pistolen im Kaliber 9 mm x 19“ der Deutschen Hochschule der Polizei, in der die oben angeführten Grundsätze mit Mindestwerten (Abzugsweg, Rückstellweg, Abzugswiderstand, etc.) niedergeschrieben sind.

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