Neue Sturmgewehre gibt es nicht alle Tage, das Österreichische Bundesheer kann sich freuen, dass zumindest zu einer Überarbeitung einer sehr guten Waffe gereicht hat: seit 1977 ist das Sturmgewehr von (heute) STEYR ARMS die Standardwaffe der Alpenrepublikaner. Zum Zeitpunkt ihrer Einführung war die Waffe ein revolutionäres Konzept. Auch Hollywood hat sie gefallen, immer wenn man was besonders Böses zeigen wollte, hat das Steyr AUG mitgespielt, etwa im Nakatomi Tower (Kenner wissen wo).

Die neue Variante nennt sich Sturmgewehre 77 A1 MOD. Auf den ersten Blick hat sie ein neues Gehäuse an dem die Optik abnehmbar angesetzt ist, obendrein ist es mit Aimpoint Micro und Rheinmetall TLLM Taktisches Laser-Licht-Modul ausgestatt. Der neue Vordergriff hat den Taster für das LLM integriert, er sitzt jetzt auch auf einer Rail unter dem Lauf und kann also verschoben werden. Es wird zwar noch der alte Spannschieber verwendet, aber das Gehäuse hat eine Ausnehmung damit er anklappen kann und dadurch bruchgeschützt ist, ähnlich wie beim Thales Sturmgewehr. Bei der Auswürföffnung ist der hauseigene Deflektor von Steyr angebracht – zwei Löcher in den Schaft gebohrt.

Das Sturmgewehre 77 A1 MOD hat ein A3 Gehäuse mit neuer 3x Optik (vorher 1,5x) und Sehfeld von 80 Strich. Spannend ist, dass man die Optik samt Optikgehäuse abnehmen und stattdessen eine Schiene montieren könnte. Interessant ist, dass man jetzt auf die 1,5x „Universaloptik“, die 1977 ein gutes Stück war, verzichtet und die optische Funktion zweiteilt. Weiter ausgreifend jetzt mit 3x Funktion und für die Bekämpfung naher Ziel bis ungefähr 50 Meter das Aimpoint Micro – auch für den Nachtkampf mit dem Nachtsichtgerät, wenn – so Gott will – es genug Geräte für die Truppe gibt.

Nur beim A1 war das Optikgehäuse und Gehäuse aus einem Teil, das hat es bei uns nie als Z Variante gegeben. Beim A2 konnte man Optik bzw. Schiene bereits tauschen, das zivile AUG Z welches seit 2005 in Österreich erhältlich ist eine A2-Variante. Bei der A3-Variante ist die Aufnahme unterschiedlich. Oben sieht man schön wie das TLLM angesetzt ist.

Fürs Bundesheer haben sie die kurze seitliche Gehäuseschiene weitere nach oben versetzt damit sie auf 90 Grad sitzt. Bei der ursprünglichen Variante mit den ~45 Grad passt ja fast nichts rauf, daher wird die kurze Schiene beim Jagdkommando nur für die Kabelführung des LLM benutzt. Die 90 Grad Position wurde erstmalig beim MP Sturmgewehr realisiert und dann beim Flattop AUG übernommen. Bei den Downloads auf der Steyrseite sieht man diese Varianten sehr schön.

Der Schaft ist noch immer der A1 Schaft, kein moderner A3 mit seitlichem Verschlussauslöser. Die Waffe schaut aus, also ob man das „neue“ Sturmgewehr an die bisherige Jagdkommando-Waffe angleichen habe wollen, aber ohne das A2 Kommando Gehäuse zu nehmen. Spannend ist, dass wir hören, dass auch das Jagkommando demnächst eine neue, überarbeitete Waffe bekommen soll, die sich allerdings von A2 Kommando weg bewegt.

Der Griff beim Sturmgewehre 77 A1 MOD sitzt auf einer Rail unter dem Lauf. Kann man also weiter vorne oder etwas weiter hinten montieren werden. Und man kann natürlich auch andere Dinge dort montieren, wie etwa ein Zweibein.

Dass man sich für das TLLM entschieden hat, lässt uns etwas ratlos, auch weil das Jagdkommando bereits das moderneren Vario Ray – ebenfalls von Rheinmetall – verwendet, aber immerhin ist es seit 2006 im Bestand des Bundesheeres. Und was ebenfalls spannend ist: warum man nicht Laser und Licht trennt, so dass jeder sein Licht verwenden kann, aber nicht immer den Laser, ist uns unklar. Es hätte auch den Vorteil, dass man das Licht weiter vorziehen könnte, damit es nicht so im Schatten des Gewehrkörpers liegt. Prinzipiell stellt sich auch die Frage der Sinnhaftigkeit eines Lasermoduls für Menschen ohne Nachtsichtgerät, aber das ist eine andere Geschichte. Ein simples Waffenlicht wäre effizienter und sogar günstiger. Wir haben das TLLM als ziemliche „Funzel“ in Erinnerung (und hoffen, dass wir dem hier nicht Unrecht tun). HIER mehr Infos zu Laser-Licht-Modulen beim Heer.

Das Sturmgewehre 77 A1 MOD in seinem natürlichen Zuhause, der Steyr AUG Waffentragetasche von TASMANIAN TIGER – HIER bei uns in der SPARTANAT Review.

Erste Bilanz? „Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist“, heißt es im Buch „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Die Modernisierung ist ein guter Schritt, die freilich das Jagdkommandogewehr imitiert. Wir sind gespannt, wie ein modernes Steyr AUG für Österreichs Spezialkräfte im Vergleich dazu ausschauen wird. Gleichzeitig ist A1 MOD neben dem klassischen A1 nun die vierte Variante des AUG beim Bundesheer neben A2 Kommando, das bei Jagdkommando und Jägerbataillon 25 geführt wird, und dem StG 77 A1 MP der Militärpolizei. (Die fünfte österreichische Behördenvariante wäre das AUG in .300 BLK, wie es die COBRA verwendet.) Die Behörde hat überarbeitet und es ist mit und für STEYR ARMS gut geworden.

Das AUG ist trotzdem ein schlafender Riese, der erst seit wenigen Jahren einen wachsenden Teilemarkt zum Pimpen/Tunen entwickelt hat: wer mehr will, kennt CORVUS DEFENSIO, KAWATEC und auch die AUG TEILE von CLAW GEAR. Jungs, da geht mehr, will man dem Heer zurufen … Die Kritik an der Waffe ist nicht unberechtigt, dass man hier ein Waffensystem aus dem Jahr 2007 imitiert – unten A2 Kommando mit großen Aimpoint und modernerem LLM Vario Ray – und eine fixe Optik verbaut, die unflexibel macht, wo eine Upper Rail inzwischen jede Optiklösung erlaubt, die Soldaten effizienter macht. Und da reden wir nicht einmal davon, dass man auch bei Abzug und Schlageinrichtung mehr heraus holen könnte.

BUNDESHEER im Internet

Mehr StG77 und STEYR ARMS auf SPARTANAT:

– STEYR ARMS: HÜLSENABWEISER IST DA

– BOOKS & MORE: DAS STEYR ARMS STG77 BUCH

TFB: DIE GESCHICHTE DES STEYR AUG

SPARTANAT FIREARMS – DAS STURMGEWEHR 77 A2 KOMMANDO

– TRAINIEREN MIT STEYR ARMS

– BUNDESHEER MP: NEUES STURMGEWEHR