Bodendrohnen“ sind stark im Kommen. Die Bundeswehr hat eine Felderprobung unbemannter Landfahrzeuge – englisch „Unmanned Ground Vehicles“ oder UGV`s – durchgeführt. Die Federführung im Rahmen der F&T-Studie „Unmanned Ground Vehicles zur Unterstützung abgesessener Kräfte“ hatte dabei das Amt für Heeresentwicklung zusammen mit dem Fraunhofer Institut FKIE. Sebastian Bauer war für ELBIT SYSTEMS DEUTSCHLAND und mit dem Probot dabei. Wir wollten von ihm wissen: Was können UGVs? Was ist ihre Perspektive für den Einsatz?

SPARTANAT: Herr Bauer, nach der Felderprobung durch die UGVs durch die Bundeswehr: wie hat der Probot abgeschnitten?

Erstmal muss festgehalten werden, dass alle teilnehmenden UGVs von ihrer Klasse, bezogen auf Gewicht und Traglast, sehr unterschiedlich waren. Der Probot kann sowohl große Lasten zu transportieren, als auch selbständig im Gelände zu agieren. Er ist groß genug um eine infanteristisch operierende Einheit zu unterstützen und ist somit in der Lage bis 750 kg (1.200 kg in der größeren Ausführung) mitzuführen. Dadurch kann er einer zehnköpfige Infanterie Gruppe 75 kg pro Person an Last abnehmen – oder er kann zusätzliche Waffen, Munition, Versorungsgüter transportieren und die Überlebensfähigkeit der Gruppe erhöhen. Dabei ist der Probot aber klein genug um selbst in mitteleuropäischen Wälder zu operieren. Er vereint also die benötigte Traglastfähigkeit mit seinen kompakten Abmaßen und wird zu einem effektiven Begleiter für die Infanterie. Diesen notwendigen Spagat schaffen andere UGVs nicht.

Die größte Stärke des Probots – und hier erkennt man deutlich den technologischen Vorsprung von Elbit Systems zu seinen Mitbewerbern – ist der bereits jetzt erreichte Grad der Autonomisierung. Der Probot verfügt bereits heute über komplexe Algorithmen für das Man-Unmanned Teaming (MUM-T). Diese ermöglichen zum einen das sichere Folgen eines Soldaten auf Straßen, im Gelände und sogar im Wald. Hier wurde besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Soldaten gelegt. Der Probot erkennt autonom seine Umgebung und ist insbesondere auf die Differenzierung zwischen Mensch und seiner Umgebung geschult worden und so programmiert, dass unsere Soldaten nicht zu Schaden kommen. Darüber hinaus ist der Probot auf Wegen und Abseits von ihnen autonom zu navigieren und im Vorfeld definierte Wegpunkte zu erreichen. Im Rahmen dieser Navigation interagiert der Probot stets mit seiner Umgebung und wählt den schnellsten und sichersten Weg.

Abschließend muss man festhalten, dass die vom Amt für Heeresentwicklung durchgeführte Untersuchung keine der teilnehmenden Systeme an ihre Leistungsgrenzen gezwungen hat. Vielmehr denke ich, dass es dem Amt darum ging Interesse für das Thema auch innerhalb der Bundeswehr zu generieren, da das Thema UGV und Automatisierung bislang eher zaghaft behandelt wird.

SPARTANAT: Was ist die Perspektive von UGVs für die Truppe? Ein ferngesteuerter Kraka oder mehr?

UGVs können unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Angefangen von einem einfachen Lastentragsystem bis hin zum automatisierten Waffenträger. Soweit mir bekannt ist, behandelt das Project „Cargomule“ die reine Unterstützung der Infanterie als Lastenträger. Es sollen schwere Versorgungsgüter und Waffensysteme auf dem Cargomule transportiert werden und das UGV folgt der Infanteriegruppe autonom. Im Falle der Verwundung eines Soldaten muss der Cargomule schnell zum CASEVAC umfunktioniert werden können. All diese Anforderungen erfüllt Elbits Probot schon heute.

Es gibt natürlich darüber hinaus auch Überlegung, das UGV mit einer ferngesteuerten Waffenstation auszurüsten und in einem Kampfszenario der eingesetzten Infanterieeinheit Feuerunterstützung zu gewähren. Hier ist der Vorteil die unmittelbare Verfügbarkeit des Waffensystems und dass wesentlich schwere Waffensysteme mitgeführt werden könnten, als eine abgesessene Infanteriegruppe ansonsten tragen würde. Um dies zu verdeutlichen, wird z.B. eine infanteristisch operierende Einheit selten ein Granatmaschienenwaffe mitführen, da sich das Gewicht der Waffe und der Munition schnell zu 100 kg summieren können.

SPARTANAT: Wir sehen ja immer auch mehr UGVs mit Waffenstationen. Autonomes Helferlein oder vollwertiges Kampfgerät?

Der Vorteil des Probots von ELBIT ist die Modularität. Diese befähigt den Nutzer flexibel zu operieren und spart zudem Gewicht bei einer strategischen Verlegung und spart natürlich Kosten ein. Wie bereits beschrieben, sieht das Cargomule den UGV als reinen Lastenträger vor. Den Probot gibt es schon heute in diversen Ausführungen und mit verschiedenen Modulen.

Die Basisausführung ist das Lastensystem, welches je nach Bedarf beliebig konfiguriert werden kann. Ein Aufklärungsmodul beispielsweise verfügt über leistungsstarke Aufklärungsoptroniken und kann zusätzlich noch Micro-UAS starten, um seine Aufklärungsfähigkeit zu verbessern und größere Räume zu überwachen bzw. aufzuklären. Ein Modul zur Feuerunterstützung kann die bereits oben erwähnten Tätigkeiten ausführen.

SPARTANAT: Auch wenn Sie sich die Produkte der Konkurrenz anschauen: Welche Entwicklungstendenzen könnte man kurz benennen?

Ich denke die Entwicklung geht tendenziell in zwei Richtungen.

Zum Einem muss die Einsatzdauer der Systeme erhöht werden. Der Probot schafft in der Enhanced Version stolze 24 Stunden allein mit seinen internen Batterien und ist damit schon ein sehr leistungsfähiges System. Diese Einsatzdauer könnte zudem noch durch intelligentes Energiemanagement erhöht werden, beispielsweise durch den Einsatz von Brennstoffzellen. Hier steht die Entwicklung vor ähnlichen Herausforderungen wie die Automobilindustrie.

Zum anderen ist die Entwicklung der Automatisierung ein wichtiges Thema. Wie bereits oben ausgeführt, spielen hier insbesondere Man-Unmanned Teaming (MUM-T), z.B. das selbständige Folgen, die Navigation auf und abseits von Wegen, und als letzten Schritt, die selbstständige Durchführung von Operationen oder Operationsabschnitten.

ELBIT SYSTEMS hat eigens hierfür eine Kontroll– und Operationssoftware Torch XTM RAS entwickelt. Mit Torch XTM RAS können komplexe Aufgaben und Operationen mit einem und mehreren unbemannten Systemen effektiv geplant, gesteuert und koordiniert werden. Die Autonomie ermöglicht sogar das Durchführen komplexer Aufgaben, wie beispielsweise Aufklärungsoperationen oder Nahbereichsüberwachung für ein Feldlager mit duzenden unbemannten Systemen, über eine Dauer von mehreren Tagen, komplett selbstständig durchzuführen. Dieses effektive MUM-T ermöglicht es einem einzigen Bediener eine Vielzahl von Systemen zu kontrollieren und Auszuwerten.

SEBASTIAN BAUER war beim Bundeswehr-Feldtest vor Ort. Er selbst war bei den Fallschirmjägern und ist nun seit einigen Jahren bei ELBIT SYSTEMS DEUTSCHLAND unter anderem für UGVs zuständig.

ELBIT SYSTEMS DEUTSCHLAND im Internet

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