Das Debakel in Afghanistan unterstreicht die Notwendigkeit, Amerikas verborgene Fähigkeiten aus dem privatwirtschaftlichen Sektor freizusetzen, meint Erik Prince exklusiv auf SPARTANAT. Nor so könne man die verlorene Glaubwürdigkeit und wiederherstellen und auf Abschreckung setzen. Hybridkriege würden sich dafür anbieten, sie nicht mehr nur staatlichen Akteuren zu überlassen, die weder Willens noch effizient genug sind, um diese Konflikte nachhaltig zu führen.

Vor viereinhalb Jahren habe ich der Trump-Regierung einen Ausweg aus der Dauerschleife des Scheiterns angeboten, mit der Amerika in Afghanistan konfrontiert war. Ein ähnliches Paket wurde zuvor schon Team Obama und schließlich dem Team Biden im Januar dieses Jahres unterbreitet.

Leider hat die Gruppe der „anerkannten“ Regierungsexperten eine vernünftige Begründung für den Abzug der US-Truppen abgelehnt. Das Ergebnis war die anschauliche Selbstverbrennung jeder amerikanischen Glaubwürdigkeit im letzten Sommer. Es hätte nicht so weit kommen müssen.

Wenige Tage nach den Anschlägen vom 11. September hat sich Präsident George W. Bush mit seinem nationalen Sicherheitskabinett getroffen, um Vergeltungsmaßnahmen gegen Al Qaida zu planen. Während das Pentagon rotierte, hat das Verteidigungsministerium (DoD) Luftangriffe angeboten sowie einen Aufschub von sechs Monaten für eine schwerfällige Landinvasion Afghanistans über Pakistan.

Die Central Intelligence Agency konterte mit dem Konzept einer sofortig umsetzbaren unkonventionellen Kriegsführung, bei der eine Handvoll CIA-Mitarbeiter und Spezialeinheiten mit Unterstützung aus der Luft eingesetzt wurden. Das hat offensichtlich funktioniert, innerhalb weniger Tage liefen sowohl Al-Qaida wie auch ihre Taliban-Gastgeber buchstäblich um ihr Leben.

Innerhalb von acht Monaten übernahmen dann die konventionellen US-Streitkräfte das Kommando und setzten damit auf die Wiederholung des sowjetischen Besatzungsplanes der 1980er Jahre, während sie gleichzeitig eine vergebliche Übung in Diplomatie abhielten, die sich auf den Aufbau von Nationen konzentriert hat, wo es zuvor keine gegeben hatte.

„Afghanistan war ein Irrweg, der dreimal teurer als der Marschallplan war.“

Diese Reise hat Amerika auf einen verschwenderischen Irrweg geführt, der dreimal teurer war als der Marshall-Plan, der Nachkriegseuropa tatsächlich wieder aufgebaut hatte. Amerika mit all seinen technologischen Errungenschaften wurden von ungebildeten Stammesangehörigen besiegt, die mit Waffen aus den 1940er Jahren bewaffnet waren.

Das US-Militär hatte zuvor noch die Afghanischen Nationalen Sicherheitskräfte (ANSF) aufgebaut, sich damit selbst widergespiegelt und versucht, eine nicht existente Zentralregierung zu stärken. Während dieses 20-jährigen Scheiterns wechselte das Verteidigungsministerium mindestens 33 mal sein Personal im Land und 18 Mal die Kommandeure.

Sie änderten nicht ein einziges Mal ihre Personal- oder Einsatzpolitik, um auf den doppelten Konflikten im Irak und in Afghanistan zu reagieren. Seit dem Höhepunkt Mitte 2002 wurden Einfluss und Kontrolle über Kabul immer geringer, da die Taliban immer mehr Gebiete einnehmen konnten.

Jahrelang belagerten die Taliban Außenposten der Regierung und übten so ständigen Druck aus. Die unfähigen Regierungstruppen waren nicht in der Lage, grundlegenden Dinge wie Nachschub, medizinische Versorgung oder Luftnahunterstützung zu leisten.

Das afghanische Personal hat sogar in Live-Nachrichtensendungen angerufen und dort vergeblich um Hilfe gebeten. Die Einheiten, die in der Regel monatelang keinen Sold erhalten haben und denen es an Lebensmitteln, Medikamenten, Munition und Treibstoff mangelte, weil hochrangige Offiziere alle Vorräte verscherbelt hatten, haben sich in der Hoffnung ergeben, ihr Leben zu retten.

Die „klugen“ Leute in Washington fragen sich heute, warum das afghanische Militär zusammengebrochen ist, während sie die grassierende Korruption ignoriert haben, die die ANSF durch und durch verrotten ließen. Die SIGAR (Special Inspector General) hat zwar über die systemische Korruption berichtet, aber niemand in der ANSF unter der Vormundschaft des DoD wurde jahrzehntelang wirklich bestraft.

Der Obama-, Trump- und Biden-Administration wurde eine Alternative zu dieser Dauerschleife des Scheiterns angeboten, die weniger als fünf Prozent der vormals jährlichen Ausgaben gekostet hätte. Eine kleine „Stay-behind“-Truppe aus privat unter Vertrag genommenen Special-Operations-Veteranen wäre langfristig an jedes afghanische Bataillon angegliedert worden. Sie würden an der Seite ihrer afghanischen Brüder leben, trainieren und, wenn nötig, kämpfen.

Der Aufbau einer afghanischen Luftwaffe aus einer Bevölkerung, die zu 90 Prozent aus Analphabeten besteht, hätte immer die Geduld der Amerikaner überfordert. Die richtigen privaten Auftragnehmer, die die Afghanen vor Ort unterstützen, hätten eine Luftwaffe im Kampf und die Kampflogistik im Fluss gehalten.

Das völlige Fehlen einer finanziellen oder operativen Rechenschaftspflicht stellt einen neuen Tiefpunkt in den außenpolitischen Bemühungen der USA dar. Im Gegensatz dazu muss jede wirkliche Investition im privatwirtschaftlichen Bereich im Rahmen eines Budgets bleiben und Ergebnisse abliefern.

„20 Jahre Investition, innerhalb weniger Tage verchwunden.“

Amerikas 20 Jahre lang anhaltende Geldflut hat die schlimmsten Aspekte der afghanischen Kultur nur verstärkt. Das wahre Symbol für eine erfolgreiche Investition ist Beständigkeit. Amerikas 20-jährige „Investition“ ist dagegen innerhalb weniger Tage verschwunden gewesen.

Dieser Misserfolg in Afghanistan wäre vermeidbar gewesen, er stärkt heute nur Amerikas Rivalen und Feinde. Unsere Verbündeten haben gesehen, wie unsere Bürger und Freunde im Stich gelassen wurden, und stellen unsere Zuverlässigkeit in Frage. Nur weil wir aufhören zu kämpfen, heißt allerdings noch lange nicht, dass der Krieg vorbei ist.

Amerika muss eine Grundposition der Abschreckung über das gesamte Konfliktspektrum hinweg zurückgewinnen, oder unsere Lebensweise ist in Gefahr. Wir geben Geld aus wie ein Säufer und subventionieren unseren großzügigen Wohlfahrtsstaat.

Unsere Defizite werden durch den Status des Dollars als Weltreservewährung ermöglicht, der durch den Anschein amerikanischer militärischer Vorherrschaft untermauert wird. Die amerikanische Glaubwürdigkeit subventioniert buchstäblich unseren Lebensstil.

Das jahrzehntelange Versagen unserer nationalen Sicherheits-„Eliten“, sowohl in Uniform wie auch in zivil, erfordert Rechenschaft. Wir können uns ein weiteres Jahrzehnt solch eines Versagens nicht leisten. Es müssen ernst zu nehmendere Leute ermächtigt werden, alle ausländischen Elemente, die unsere Lebensweise bedrohen, abzuschrecken. Unsere Feinde müssen erkennen, dass ihre Handlungen reale Konsequenzen haben.

Artikel 1 Absatz 8 der US-Verfassung enthält klare Anweisungen für die Ausstellung von Kaperbriefen und Repressalien, von denen in unserer frühen Geschichte rege Gebrauch gemacht wurde. Der Kongress und die Exekutive sollten dieses Instrument erneut einsetzen, um unseren latent vorhandenen Privatsektor zu aktivieren.

„Gegen islamischen Terrorismus, Drogenhandel und andere Bedrohnungen – ohne einen amerikanischen Soldaten einzusetzen.“

Die routinemäßigen Cyber-Piraterie-Angriffe aus dem Ausland, die Amerika in letzter Zeit erdulden musste, können von unseren eigenen „Cyber-Privatiers“ abgewehrt werden.

Wie die Detektei Pinkerton, die den amerikanischen Westen befriedete, kann Amerikas Privatsektor diese vom Ausland beherbergten Raubtiere jagen, stören und sogar vernichten. Wir sollten ein hohes finanzielles Kopfgeld für die Störung oder Zerstörung von Mikrowellen-Energiewaffen aussetzen, die vom Feind gesponsert werden.

In den letzten sechs Jahren haben unbekannten Angreifer damit Hunderte von US-Mitarbeitern, die in Havanna, Wien, Neu-Delhi, Bogota und sogar in Washington DC tätig waren, nachhaltig verletzt. Unsere Gegner Russland, China und Iran haben sich die hybride Kriegsführung längst zu eigen gemacht und mixen ihre nationalen Streitkräfte nahtlos mit verborgenen zivilen Bemühungen.

Amerika sollte seine verborgenen, privatwirtschaftlichen Fähigkeiten für Partnerschaften mit Ländern einsetzen, die der Geißel des islamischen Terrorismus, des Drogenterrorismus und des staatlich geförderten Drogenhandels ein Ende setzen und die eine von China angestrebte Hegemonie über Ressourcen verhindern wollen.

Der amerikanische Privatsektor kann auch im gesamten pazifischen Raum, einschließlich Taiwan, echte Sicherheitskapazitäten im Gastland aufbauen, um so Aggressionen abzuschrecken, ohne dass dafür irgendeine Entsendung von US-Truppen notwendig wäre.

Das Nachdenken darüber, was in Afghanistan wirklich falsch gelaufen ist, wird noch einige Zeit brauchen, aber ein Gedanke von Winston Churchill passt dazu: „Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun – nachdem sie alles andere versucht haben.“

Von Zeit zu Zeit müssen wir das Richtige tun, sonst sind Glaubwürdigkeit und Abschreckung dahin. Wir sind jetzt an diesem Punkt angelangt.

ERIK PRINCE, Jahrgang 1969, ist ein US-amerikanischer Unternehmer und Sicherheitsexperte. Er ist ehemaliger Navy SEAL sowie Gründer und ehemaliger Geschäftsführer des PMC-Unternehmens Blackwater USA, deren Nachfolgefirma er 2010 verkaufte. Er ist Gründer der Frontier Group of Companies.

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