Ahmed Massoud ist der neue Führer der Nationalen Widerstandsfront von Afghanistan. Sein Vater war der legendäre Anführer der Nordallianz, Ahmad Schah Massoud, der vor 9/11 von a-Qaida ermordet wurde. Heute anders als damals, haben die Taliban ganz Afghanistan eingenommen – bis aus der Pandschirtal, wo sich die neue Nordallianz gruppieren will. Massoud hat einen offenen Brief als Hilferuf an die Welt geschrieben. Der Beitrag ist auf English in der Washington Post erschienen:

1998, als ich 9 Jahre alt war, versammelte mein Vater, der Mudschahedin-Kommandeur Ahmed Schah Massoud, seine Soldaten in einer Höhle im Pandschirtal in Nordafghanistan. Sie saßen da und hörten zu, als der Freund meines Vaters, der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy, zu ihnen sprach. „Wenn ihr für eure Freiheit kämpft“, sagte Lévy, „dann kämpft ihr auch für unsere Freiheit“.

Mein Vater hat dies nie vergessen, als er gegen das Taliban-Regime kämpfte. Bis zu seiner Ermordung am 9. September 2001 auf Geheiß der Taliban und von al-Qaida kämpfte er für das Schicksal Afghanistans, aber auch für den Westen.

Dieser gemeinsame Kampf ist in diesen dunklen, angespannten Stunden für mein Heimatland wichtiger denn je.

Ich schreibe heute aus dem Pandschirtal, bereit, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten, zusammen mit Mudschaheddin-Kämpfern, die bereit sind, erneut gegen die Taliban anzutreten. Wir haben Vorräte an Munition und Waffen, die wir seit der Zeit meines Vaters geduldig gesammelt haben, weil wir wussten, dass dieser Tag kommen könnte.

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Wir haben auch die Waffen der Afghanen, die in den letzten 72 Stunden meinem Aufruf gefolgt sind, sich dem Widerstand in Pandschir anzuschließen. Wir haben Soldaten der regulären afghanischen Armee, die über die Kapitulation ihrer Kommandeure empört sind und sich nun mit ihrer Ausrüstung auf den Weg in die Berge von Pandschir machen. Auch ehemalige Mitglieder der afghanischen Spezialeinheiten haben sich unserem Kampf angeschlossen.

Aber das ist nicht genug. Wenn die Taliban-Warlords einen Angriff starten, werden sie natürlich auf unseren entschiedenen Widerstand stoßen. Die Fahne der Nationalen Widerstandsfront wird über jeder Stellung wehen, die sie einzunehmen versuchen, so wie vor 20 Jahren die Fahne der Nationalen Einheitsfront wehte. Wir wissen jedoch, dass unsere militärischen Kräfte und unsere Logistik nicht ausreichen werden. Sie werden schnell erschöpft sein, es sei denn, unsere Freunde im Westen finden einen Weg, uns unverzüglich zu versorgen.

Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben das Schlachtfeld verlassen, aber Amerika kann immer noch ein „großes Arsenal der Demokratie“ sein, wie Franklin D. Roosevelt sagte, als er den belagerten Briten vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zu Hilfe kam.

Zu diesem Zweck bitte ich die Freunde Afghanistans im Westen, sich in Washington und in New York, im Kongress und bei der Regierung Biden für uns einzusetzen. Setzen Sie sich für uns in London ein, wo ich mein Studium abgeschlossen habe, und in Paris, wo das Andenken meines Vaters in diesem Frühjahr durch die Benennung eines Weges in den Champs-Élysées-Gärten geehrt wurde.

Sie sollten wissen, dass Millionen von Afghanen Ihre Werte teilen. Wir haben so lange für eine offene Gesellschaft gekämpft, eine Gesellschaft, in der Mädchen Ärzte werden können, in der die Presse frei berichten kann, in der unsere jungen Menschen tanzen und Musik hören oder Fußballspiele in Stadien besuchen können, die einst von den Taliban für öffentliche Hinrichtungen genutzt wurden – und vielleicht bald wieder genutzt werden.

Die Taliban sind nicht nur ein Problem für das afghanische Volk. Unter der Kontrolle der Taliban wird Afghanistan zweifellos zum Zentrum des radikalen islamistischen Terrorismus werden; von hier aus werden wieder Anschläge auf Demokratien verübt werden.

Egal, was passiert, meine Mudschaheddin-Kämpfer und ich werden Pandschir als letzte Bastion der afghanischen Freiheit verteidigen. Unsere Moral ist intakt. Wir wissen aus Erfahrung, was auf uns zukommt.

Aber wir brauchen mehr Waffen, mehr Munition und mehr Nachschub.

Amerika und seine demokratischen Verbündeten haben mit den Afghanen nicht nur den Kampf gegen den Terrorismus gemeinsam. Wir haben jetzt eine lange Geschichte, die aus gemeinsamen Idealen und Kämpfen besteht. Es gibt noch viel, was Sie tun können, um die Sache der Freiheit zu unterstützen. Sie sind unsere einzige verbleibende Hoffnung.

Mehr Infos über die neue Nordallianz.