Wer hat‘s erfunden? – Nun, nicht ganz. Korrekter Weise sollte die Frage lauten: „Wer hat‘s verbessert?“

Aber erst einmal von Anfang an: Wir alle wissen, dass sich Blut (und meistens dann auch wir selbst) am wohlsten da fühlt, wo es hingehört: im Inneren des Körpers. Und bevor hier noch jemand an alte O.B. Werbesprüche denkt, erinnern wir Euch sanft daran, dass es bei uns hier um militärische Anwendungsgebiete handelt.

Wenn es blutet, drücken wir drauf, auch wenn es weh tut, und legen einen Verband an. Und was hilft besser als ein Verband? Richtiger, ein Druckverband! Dies lernt und wiederholt ein jeder bereits im (hoffentlich jährlich wiederkehrenden) Erste-Hilfe Kurs.

Jetzt benötigen wir nun folgende Dinge: eine Wundauflage, einen Druckkörper und ein Fixiermaterial. Das sind drei Dinge. Sollten wir nun in eine Situation kommen, in der wir mit einer Blutung konfrontiert sind (sei es nun die eigene, oder die eines Kameraden), so können wir davon ausgehen, dass man ein klein wenig gestresst sein dürfte. In diesem Zustand dann noch drei verschiedene Dinge in korrekter Reihenfolge, eventuell unter Schmerzen, im Dunkeln anzulegen geht über die Jonglierkünste der Meisten hinaus. Darum hatte ein kluger Mann (Bernard Bar-Natan), einst die zündende Idee alles in ein Fertigprodukt zu entwickeln, mit dem ein jeder schnell und einfach einen Druckverband anlegen kann. Die bekannte „Israeli Bandage“ war geboren.

Nun sind schon einige Jahre ins Land gegangen, und die Bandage hat sich in den Einsätzen der Welt, von Kriegsschauplätzen in Afghanistan und Irak, dem Nahen Osten, Schießereien an westlichen Schulen und Motorradunfälle auf unzähligen Straßen, wirklich bewährt. Doch nun kommen die Schweizer – das Volk der präzise gefertigten Waffen und Uhren – und geben Ihre Expertise hinzu.

Welche Firma könnte für solch ein Unterfangen da wohl prädestinierter sein, als der 1870 gegründete Verbandstoffhersteller (Internationale Verbandstoff-Fabrik) IFV Hartmann AG. Deren Produkte wohl einem jeden bekannt sein dürften, denn sie füllen die meisten unserer Erste-Hilfe Kästen und KFZ-Kassetten.

Nach der Optimierung der „Isi-Bandage“ ist nun die „Trauma Bandage“ von IFV Hartmann AG herausgekommen.

Hier nun unser erster Blick:

Im direkten Vergleich fällt auf, dass die „Trauma“ weniger rundlich, dafür eher rechteckig daher kommt. Den Grund erfahren wir gleich.

Die Hartmann, kommt, wie ihr Vorgänger, in einer robusten, gas- und wasserdichten, leicht zu öffnenden Folie. Doch wo die Israeli doppelt eingeschweißt ist, ist es die Hartmann nur einfach. Das erleichtert das Öffnen (gerade im Dunkeln) ungemein, denn ist es doch meistens die zweite, durchsichtige Folie, die einem Kopfzerbrechen liefert.

Die Wundpolster ähneln sich zwar, doch erinnert die Zetuvit Saugkompresse von Hartmann etwas mehr an bestimmte Einlagen. Hier dürfte die Erfahrung im Bereich Inkontinenzprodukte positiv zu Buche schlagen.

Auch die Handschlaufe ist obligatorisch.

Der definitiv sinnvolle Abrollstop wurde auch hier übernommen. Mit dem Unterschied, dass jener bei Hartmann offenbar verfeinert wurde. Er hält die Binde zuverlässig, lässt jene jedoch wesentlich ruckarmer abrollen, was einem sauberer gelegtem Verband zu Gute kommt.

Doch hier nun das Kernstück des Unterschiedes: die Ausformung des Druckkörpers. Während die Israeli den Druck erzeugt indem die Kunststoffschnalle umgelegt wird, liegt bei der Hartmann jener als steife Platte gleich direkt auf.

Zur Anlage:

Die Wundauflage kommt auf die Wunde, dann die elastische Binde einmal herum, bis man an die Platte kommt. An dieser befinden sich Hacken zum Einfädeln.

Welches sich überraschend einfach gestaltet. Ein Vorteil ist, dass man, während man Zug auf die Binde bringt, den Druckkörper gut in Position halten kann. So bleibt der Druck auch da, wo man ihn haben möchte, und verrutscht nicht. Dann wickelt man in die Gegenrichtung, bis man wieder an der Platte ansteht.

Selbes Prozedere.

Anschließend versorgt man Druckkörper und Wunde noch sauber unter der Binde, … 

… und fixiert das Ende z.B. mittels Verschlussbügel.

Da Wunden ja oftmals in verschiedenen Größen daher kommen, produzieren auch Hartmann Lösungsansätze:

Von Klein bis Groß, für jeden ist was dabei.

Die Anwendung auch der größeren Binden bleibt unverändert. (Über die Sinnhaftigkeit von Druckverbänden im Abdominalbereich sei hier nicht gestritten)

Nach all dieser Bilderflut, erhebt sich aber nun die Frage: was bringt‘s? Sind die Entwicklungen ein neues Produkt wert?

Neben der bedienerfreundlicheren Verpackungsweise, der Zetuvit Saugkompresse, dem verbesserten Abrollstop, welcher es dem Anleger des Verbandes um einiges leichter macht, die Binde besser in Position zu halten, ist wohl der Druckkörper der neue Elephant im Raum.

Wie schlägt sich die IFV Hartmann AG Trauma Bandage?

Puncto Anlagegeschwindigkeit ist die Israeli der Hartmann ein wenig überlegen. Dies dürfte bauartbedingt (bei jener muss man doch twei Mal gegenwickeln) vermutlich auch durch Training sich nicht ändern lassen. Doch sei fairerweise angemerkt, dass dieser Zeitunterschied äußerst bescheiden, und somit wohl nicht von Relevanz ist.

Bei der Anlageposition ist die Hartmann klar im Vorteil. Erstens, da man sie während des Befestigens festhalten kann, und zweitens, da man dank der Druckplatte sofort sieht/spürt wo der Druck genau aufgebracht wird. Dies ist bei der Israeli ja nicht der Fall, da die Spange stets erst umgelegt werden muss und dies doch eine gewisse antizipatorische Fähigkeit voraussetzt. Ein wichtiger Punkt!

Druckausübung: auch hier hat die Hartmann klar die Nase vorne. Sie schafft es – mit dem gleichen Maß an Bindenzug – ein Mehr an Druck auszuüben. Dies ist ein klares Plus!

Wie sieht es nun mit der Anlage in schwierigen Stellen aus? Wie dem Hals oder der Leiste? Nun, hier haben wir mit der Hartmann ein wenig unsere Schwierigkeiten, denn wenn sie durch Druckplatte sie auch besser drückt, so ist sie eben steifer und somit naturgemäß schwerer an Körperrundungen anzuwenden.

Länge: auch ist bei der Anlagetechnik zu beachten, dass dem Helfer weniger an Verbandsmaterial zur Verfügung steht, da er ja eben zwei Mal gegengleich binden muss, bis er beginnen kann den Druckkörper zu versorgen.

Nacht/Kälte: im schnellen Vergleich fanden wir in Anlegeversuchen, dass unter erschwerten Bedingungen, wie etwa mittels Nachtsichtbrille, kältesteifen oder in Fäustling gepackten Händen uns die Wundversorgung mittels Israeli besser gelang als mit der Hartmann.

Transport: Hier erweist sich die Hartmann aufgrund ihrer schlanken Bauweise als die bessere Variante. Denn das bekannte Problem des Hängenbleibens der Israeli-Spange ist bei der Hartmann kaum möglich.

FAZIT: Bis dato 3:2 für Hartmann. Allerdings sind die Punkte, in denen die Israeli Bandage als „golden standard“ punktet, eben genuin militärische. Medizinisch hingegen hat Hartmann klar die Nase vorne.

Ob dies nun einen dazu veranlasst ein Produkt mehr im Zivilen, ein anderes eher im Militärischen zu sehen, bleibt jedem offen. Spannend wird es auf jeden Fall, was das CoTCCC zur IFV Hartmann AG Trauma Bandage sagen wird. Eines ist jedoch gewiss: Verstecken, braucht sie sich gewiss nicht!

Für Behördenkunden gibt es die Trauma Bandage in drei verschiedenen Größen für Behördenkunden, es gibt auch eine zivile Variante. Alle Kontaktdaten für behördliche und zivile Interessenten auf dem PDF:

HIER das Produktinfo von IFV Hartmann AG zur Trauma Bandage als Download oder zum online lesen.

IFV Hartmann AG im Internet