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Ein Veteran der U.S. Marines, der in Seattle einen Job als Personenschützer gemacht hat, ist heute irgendwie doch weltberühmt: Falls ihr das Video gesehen habt, wisst ihr wovon wir reden. Falls nicht, HIER ist der Link dazu. Oben im Aufmacherbild und im Text ist es ebenfalls hinterlegt. Das Video war aufgetaucht, nachdem dieser Mann letzten Samstag bei einer Demo Randalierer entwaffnet hat, die Polizei-Sturmgewehre aus zerstörten Streifenwagen gestohlen hatten.

Die Kollegen der amerikanischen Seite Coffee or Die hatten die Möglichkeit mit dem Mann zu reden. Im Video sieht man ihn einen Mann entwaffnen. Warum war da ein zweites Gewehr auf seinem Rücken? Warum hat er an den Protesten, die nach dem Tod von George Floyd in Polizeigewahrsam ausgebrochen sind, überhaupt teilgenommen? Aus Sicherheitsgründen hat der Mann in der Geschichte von Coffee or Die keinen Namen, sondern wird nur „der Security“ genannt.

„Der Security“ erzählt Coffee or Die dass er vier Jahre lang als Infanterist beim U.S. Marine Corps im 1. Bataillon, 3. Marines, Alpha Company gedient hat. Nach seinem Ausscheiden wurde er Contractor mit Schwerpunkt Ausbildung für Schusswaffen und Sicherheitsbereich. Auf Instagram hat er eine Gemeinschaftsgruppe mit dem Namen Firewatch Official gegründet. Seine eigene Firma befindet sich noch in der Gründungsphase, aktuell mit allen Schwierigkeiten, die die Corona-Pandemie auch in den USA mit sich gebracht hat.

Arbeiten mit Waffen: der Security auf der Range.

Während der Proteste und Unruhen auf den Straßen von Seattle war der Mann, so scheint es, einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Security wurde angeheuert, um eine Gruppe Reporter einer örtlichen Fox News-Tochter zu begleiten und zu beschützen, während sie über die Proteste in der Stadt berichten. „Ich habe gearbeitet und tue meine Arbeit, um meine Rechnungen zu bezahlen“, sagt er zu Coffee or Die. „Ich wäre lieber zu Hause gewesen und würde mit meinem Hund spielen … “ Er hat also nicht bewaffnet an den Protesten teilgenommen, wie anfängliche Berichte unterstellt haben …

Bei der Planung seines Auftrags hat er sich allerdings dafür entschieden seine Pistole verdeckt mitzunehmen. Aber er wollte sich unauffällig unter die Menschen mischen können. Er war besorgt darüber, dass er möglicherweise angerempelt werden könnte und jemand versucht, ihm die Pistole aus dem Holster oder Ersatzmagazine aus seinem Gürtel zu stehlen. Er hat sich umsichtig in mehreren Schichten angezogen, für den Fall, dass er von den Randalierern „ausgemacht“ würde und sein Gewand wechseln müsste, um seine Identität zu verschleiern.

Der Security war vier Jahre lang ein Marineinfanterist.

Gegen 15.00 Uhr trifft sich der Security mit dem Nachrichtenteam, um sie in jenes Gebiet zu bringen, aus dem sie berichten wollen. Bei ihrer Ankunft habe ein völliges Chaos geherrscht, das habe den ganzen Tag über angehalten. Er war sofort beschäftigt seine Journalisten zu schützen, vor allem den Fox News-Kameramann, der eben wegen der Kamera auf seiner Schulter zur rechten Seite völlig blind war. „Ich wurde zu seinen Augen“, erzählt der Security.

Das Nachrichtenteam wollte sich in einem bestimmten Bereich aufstellen, um zu dokumentieren, was mit zwei Polizeifahrzeugen geschah, die auf der Straße standen. Randalierer zerstören beide Einsatzwagen rasch, der Security hatte gleich den Verdacht, dass sich in den Autos Schusswaffen befinden würden. Er sieht die Vandalen den ersten Streifenwagen durchsuchen und bringt das Nachrichtenteam sofort um eine Ecke in Sicherheit. „Bleibt hier ich bin gleich wieder da“, ruft er ihnen zu.

„Der erste, der war schießgeil. So etwas sehe ich den Leuten an. Er hat die AR-15 aus dem Streifenwagen genommen, hielt es im guten alten Rambo-Stil in der Hüfte und feuerte vier Schüsse in das Polizeifahrzeug und auf die Wand des Gebäudes“, erzählt er Coffee or Die. Der Unruhestifter sieht den Security nicht kommen, sondern verzieht sich in einen Laden. Der Security kann den Typen mit Sturmgewehr teilweise in der Türöffnung verborgen sehen. Sobald er um die Ecke biegt, fordert ihn der Security aggressiv auf, er solle sofort die Waffe niederlegen.

Der Security beschreibt die Reaktion des Randalierers auf diese Konfrontation als „Hirsch im Scheinwerferlicht, betäubt – ihr wisst schon, große Augen und so, seine Hände öffneten sich irgendwie. Und er hält immer noch das Gewehr. Er hat es nicht fallen lassen. Also schnappe ich ihm die Waffe weg.“ Nachdem er das Gewehr konfisziert und umgehängt hat, zieht sich der Security zurück, geht zu seinem Nachrichtenteam. Gleichzeitig nimmt er Verschluss und Ladegriff aus dem Gewehr und stopfte sie in seine Tasche. Er gruppiert sich mit dem Newsteam neu, um seine Arbeit fortzusetzen.

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Kurz danach beobachtet der Security einen zweiten Krawallmacher, der am anderen Einsatzwagen das Gleiche tut wie der vorherige Typ. „Rinse and repeat“, sagt er sich und macht sich auf den Weg. Der zweite auf Video aufgezeichnete Vorfall sei fast identisch mit der ersten Entwaffnung, so der Security. Obwohl er zwei verschiedene potenzielle Bedrohungen erfolgreich verhindert hatte, drohte ihm selbst jetzt eine viel größere Gefahr.

„Ich hatte gerade einem Mann eine Schusswaffe abgenommen, der im Wesentlichen mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Menschen in dieser Gegend in Verbindung stand“, berichtet er Coffee or Die. „Und ich habe mich klar abgegrenzt: ‚Ich gehöre zu keinem von euch hier.’“ Abgesehen davon, dass er für die Sicherheit eines Nachrichtenteams sorgen musste, wuchs nun seine Besorgnis wegen Randalierern, die sich gegen ihn wenden würden, nachdem er ihre Pläne durchkreuzt hatte. Der Security ruft schnell die Polizeidienststelle an und meldet die beiden beschlagnahmten AR-15.

Eine große Gruppe von Demonstranten läuft um die Ecke, vorbei am Security und dem Nachrichtenteam. Er selbst läuft auch um die Ecke und erwartet, dass die Polizei sich nähert, aber es sind keine Beamten in Sicht. Er weiß, dass er gerade wegen der zunehmenden Bedrohung die beiden Sturmgewehre loswerden muss.

„Bis ich etwa dreieinhalb Blocks entfernt war, wo ich näher an die Polizei herangekommen bin, hatte ich Leute um mich herum, eine Horde , die alle möglichen Dinge schrie, die man sich so vorstellen kann, Telefone in der Hand und all das“, erinnert er sich gegenüber Coffee or Die. „Es gab definitiv ein gesteigertes Interesse an mir. Und das nahm schnell zu, weil die Leute mich ansahen und wohl dachten: ‚Warum hat er diese Gewehre?‘ (…) Das fühlt sich dann schnell so an: Alle sind hinter mir her.“

Mit einem Mitglied des Nachrichtenteams macht sich der Security auf den Weg, um die Gewehre zur Polizei zurückzubringen. Zwei Männer folgen ihm. Er drehte sich um, um sie zur Rede zu stellen. Es klärt sich, dass sie ihm folgen, um sicherzugehen, dass er sicher ankommt. Einer von ihnen trägt ein Kopftuch mit amerikanischer Flagge …

Der Demonstrant mit dem erbeuteten zweiten Sturmgewehr neben einem ausgebrannten Polizeiauto, kurz bevor der Security ihn entwaffnet.

„[Der sagt mir], dass Sie hier sind, um zu protestieren, und dass Sie dabei versuchen, amerikanische Werte hochzuhalten, was ich für eine ausgezeichnete Sache hielt“, erinnert sich der Security im Gespräch mit Coffee or Die. Der amerikanische Flaggenmann begleitet ihn den ganzen Weg über, während der zweite vor der eigentlichen Polizeilinie abspringt. Der Demonstrant joggt vor, um Informationen darüber zu sammeln, ob die Polizei tatsächlich da ist, und bestätigt ihre Position.

Als sich das Trio der Polizeilinie nähert, die nächste Gefahr: „Die sind ebenso in höchster Alarmbereitschaft wie ich […] Ich musste sehr klar machen, was meine Absichten sind. Ich musste darauf hören, was sie sagen, und mich ihnen so annähern, dass ich ihnen genau zu zeigen kann, was ich tue.“ Die Pistole war wieder im Holster verschwunden. Die AR-15 schlingt der Security um seinen Unterarme und streckt diese in die Höhe, um deutlich zu machen, dass er die Polizei nicht bedroht.

Der Security und seine Mannschaft stoßen dabei zuerst auf die Skepsis der Polizei und wird angewiesen, sich nicht weiter zu nähern. Er erklärt jenem Beamten, der mit ihm spricht, dass die Gewehre der Polizei gehören und sie sie entgegennehmen sollen. „Ich nahm die Verschlüsse und Ladegriffe aus meiner Gesäßtasche. Ich drückte sie ihm in die Hand, und als sein Leutnant auf ihn zukam, waren seine Augen nur so: ‚Was zum Teufel …’“. Der Security erklärt die Situation, übergibt die zwei Waffen, die der Polizei gehören, an die Polizei und läuft zurück, um den Rest der Newscrew zu finden, der an seinem Standort geblieben war.

Nachdem Demonstranten und Randalierer ihn bei den vorherigen Ereignissen deutlich gesehen hatten, veränderte der Security sein Äußeres. Er tauscht die äußere Bekleidungsschicht aus, für den Rest der Nacht trägt er obendrein Maske. Und er sorgt weiter für die Sicherheit seines Nachrichtenteams.

Uns bewegt sein beherztes und entschlossenes Eingreifen mitten in einer eskalierenden Demonstration: indem er durch sein umsichtiges und mutiges Handeln zwei gefährliche Waffen aus dem Verkehr zieht – ohne dass irgendwer verletzt wird –, verhindert dieser Mann mit vollem persönlichen Einsatz den möglichen Tod von Menschen – egal ob Polizisten oder Demonstranten.

Nach einem Artikel, der zuerst im Coffee or Die Magazine veröffentlicht wurde.

COFFEE OR DIE Magazine im Internet: coffeeordie.com