Clawgear stattet nicht nur das österreichische Jagdkommando aus – HIER die SPARTANAT Review von ihrer Spezialkräfteuniform –, sondern ist längst einer der großen Player am heimische Gearhimmel. Wir haben mit Thomas von Clawgear über ihre Firmengeschichte, die Produktpalette und die Zukunft gesprochen.

SPARTANAT: Thomas, Clawgear und SPARTANAT verbindet irgendwie schon die Anfangszeit. Wir sind fast zur gleichen Zeit gestartet. Wobei eure Geschichte komplizierter ist. Wie ist Clawgear entstanden. Was ist es heute?

CLAWGEAR: In der Tat, wir haben uns ja dann auch recht schnell mal persönlich kennengelernt und sind seither in regelmässigem Kontakt geblieben. Die komplette Clawgear Story zu erzählen, würde den Rahmen hier wohl sprengen.

Wir wurden vom damaligen Besitzer gebeten, die Marke zu übernehmen und komplett neu aufzubauen. Wir kannten die Marke zu dem Zeitpunkt bereits und waren vom Potential überzeugt, weswegen wir uns auch sehr schnell davon begeistern liessen. Leider waren uns zu diesem Zeitpunkt nicht alle Hintergrundinfos bekannt und so waren wir dann erstmal mit vielen Problemen beschäftigt, welche uns bis dahin nicht einmal ansatzweise bekannt waren. Dies war schon ziemlich zermürbend und manchmal auch sehr demotivierend. Ebenfalls wurde uns recht schnell klar, dass das Produktsortiment komplett überarbeitet werden muss und nicht zuletzt haben auch wir einige Fehler gemacht, welche wir sicherlich hätten vermeiden können. Ich würde sagen, dass man es insofern abkürzen kann, dass es eine sehr lehrreiche Zeit war, welche uns auch sehr viel Nerven gekostet hat und in der wir auch sehr viel Lehrgeld bezahlt haben.

Wir sehen die ganze Sache mittlerweile aus einem komplett anderen Blickwinkel und wir sind nicht mehr die naiven Quereinsteiger von damals, die nicht wussten auf was sie sich eingelassen haben. Ganz allgemein denke ich, dass sich niemand so recht vorstellen kann, wieviel Arbeit in den Produkten steckt und wieviele Stolpersteine auf dem Weg liegen.

SPARTANAT: Clawgear hat sich als internationale Marke positioniert. Was hat Clawgear alles zu bieten?

CLAWGEAR: Wir haben unsere Produkte über die Jahre immer weiter entwickelt und dabei unseren Fokus insbesondere auf militärische Spezialeinheiten gelegt. Wir sind vor allem für unsere Kampfbekleidung, sowie Softshell Jacken und Fleece Jacken bekannt. Neben der Bekleidung haben wir auch sehr interessante Produkte im Bereich Waffenzubehör (insbesondere AUG) und Nylon Ausrüstung zu bieten. In diesem Bereich haben wir in letzter Zeit sehr viel mit verschiedenen Behörden und Waffenherstellern zusammengearbeitet und konnten einige sehr spannende Projekte realisieren, welche erfolgreich eingeführt wurden.

„Wir haben ein extrem kreatives Team, welches mittlerweile sämtliche Produkte in-House von der ersten Idee über den ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt umsetzt.“

Unser Herzstück ist ganz klar unsere Entwicklungsabteilung mit eigener Prototypenwerkstatt. Wir haben ein extrem kreatives Team, welches mittlerweile sämtliche Produkte in-House von der ersten Idee über den ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt umsetzt. Dadurch, dass wir unsere Produkte selbst zeichnen und die Prototypen selbst fertigen, erhalten wir schon sehr früh sehr wichtige Erkenntnisse, welche wir mit einfliessen lassen können. Ebenfalls können wir besser auf sich abzeichnende Probleme reagieren und auch besser auf Feedbacks aus der Erprobung oder von Anwendern reagieren.

Was viele nicht wissen: neben unserem regulären Produktsortiment und unseren Spezialprojekten wickeln wir auch viele Ausschreibungen ab, in denen wir vergleichsweise einfache Ausrüstung nach technischen Spezifikationen der jeweiligen Behörden produzieren.

SPARTANAT:Am Anfang war Crye Precision und die haben viele beeinflusst. Wie wichtig ist es für Clawgear eine eigene Spur gefunden zu haben?

CLAWGEAR: Crye Precision hat unbestritten die ganze Industrie inspiriert und geprägt. Wenn jemand aus dieser Branche hinsteht und behauptet, dass Crye Precision keine Einfluss auf dessen Produkte hatte, dann ist diese Aussage schlichtweg falsch. In vielen Produkten steckt halt immer auch etwas Crye Precision drin, so auch bei uns. Crye Precision hat es damals sehr gut verstanden, die Feedbacks der Anwender zu sammeln und daraus Lösungen zu erarbeiten. Viele der umgesetzten Dinge waren zum Zeitpunkt des Erscheinens revolutionär. Bei Einsatzbekleidung wurde davor immer in erster Linie auf die Kosten geachtet und die Funktionalität komplett vernachlässigt. Crye Precision hat dies geändert und es ist eine komplett neue Industrie entstanden. Seither muss eine Uniform gut passen, gut aussehen und vor allem auch praktikabel sein. Die Messlatte wird seither immer weiter nach oben gelegt und es kommen ständig neue Anforderungen hinzu.

„Für uns ist es sehr wichtig, dass wir unsere eigene Spur gefunden haben und dass wir unsere eigenen Konzepte und Lösungen entwickelt haben.“

Für uns ist es sehr wichtig, dass wir unsere eigene Spur gefunden haben und dass wir unsere eigenen Konzepte und Lösungen entwickelt haben. Uns ist es wichtig, dass wir nicht nachmachen, was die anderen vorgeben sondern dass wir selbst vorangehen können und neue Lösungen und Konzepte schaffen. Dies kommt bei uns immer besser zur Geltung.

SPARTANAT: Ihr produziert – wie viele andere auch – in Asien. Wie wichtig ist euch Qualität? Wie sind eure Kontrollmechanismen?

CLAWGEAR: Dies hat grundsätzlich zwei Hauptgründe. Zum einen können viele Produkte gar nicht mehr sinnvoll in Europa produziert werden, da sehr viel Fertigungs-Know How in Europa verloren gegangen ist bzw in Asien weiterentwickelt wurde. Ebenfalls muss man neidlos anerkennen, dass asiatische Fabriken in der Regel hervorragend organisiert sind und eine unglaubliche Produktivität haben. Man muss aber auch ganz klar sagen, dass es in Asien eine sehr weite Bandbreite an Fabriken gibt, welche komplett unterschiedliche Voraussetzungen mit sich bringen. Von sehr billig und schlecht bis sehr teuer und sehr gut ist alles mit dabei und man muss die jeweiligen Fertiger individuell beurteilen. Uns hat die Erfahrung gezeigt, dass wir lieber einen höheren Preis bezahlen und dafür genau wissen, was wir bekommen werden. Dies kostet viel Geld, spart aber sehr viel Ärger.

Zum anderen spielt natürlich auch der Preis auch eine bestimmte Rolle, da dies für viele Kunden ein wichtiges Kriterium ist und es einen grossen Unterschied ausmachen kann, ob eine Hose jetzt 30 Euro mehr oder weniger kostet. Wann immer es sich preislich ausgeht, produzieren wir in Europa, auch wenn dies bedeutet, dass wir enger kalkulieren müssen. Die Audax und Rapax Softshell Jacken wurden Beispielsweise in der Ukraine und in Lettland produziert, unser Nylon Equipment wird in Polen hergestellt und unser Waffenzubehör ist bisher ausnahmslos in Österreich produziert worden. Auch nahezu alle Behördenprojekte werden in Europa produziert. Eine Raider Mk.IV Hose ist aber beispielsweise so komplex und anspruchsvoll, dass wir in Europa noch keinen Textilproduzenten angetoffen haben, der keine Sorgenfalten auf der Stirn hatte, nachdem er sich die Hose etwas genauer angeschaut hat. Wir würden sehr gerne mehr Produkte in Europa produzieren.

„Qualität ist für uns ein extrem wichtiger Faktor, wir investieren so viel Zeit und Geld in die Entwicklung unserer Produkte, dass es gar nicht verantwortbar wäre, diesen Punkt zu vernachlässigen.“

Qualität ist für uns ein extrem wichtiger Faktor, wir investieren so viel Zeit und Geld in die Entwicklung unserer Produkte, dass es gar nicht verantwortbar wäre, diesen Punkt zu vernachlässigen. Wer unseren Werdegang verfolgt hat wird sehr schnell sehen, dass wir immer versucht haben, bessere Lösungen umzusetzen und gleichzeitig auch die Qualität zu steigern. Dies ist ein Prozess, der auch in Zukunft weiter vorangetrieben wird – zu verbessern gibt es immer etwas und restlos zufrieden sind wir noch lange nicht.

In Sachen Kontrollmechanismen ist es uns sehr wichtig, mit Fertigern zusammen zu arbeiten, welche ihre eigenen Mechanismen haben und diese auch konsequent umsetzen. Es hat sich aber leider gezeigt, dass es nicht ohne eigene Kontrollen ausgeht, egal wie gut ein Fertiger ist und egal wie gut sein System ist. Jedes Mal wenn man denkt, dass nichts mehr schief gehen kann, geht es so richtig schief. Deswegen liegt unser Fokus darauf, Probleme so früh wie möglich zu erkennen und nicht erst dann wenn die Produkte bei uns eintreffen. Ebenfalls versuchen wir bereits bei der Entwicklung potentielle Probleme erkennen und abzuändern. Diesbezüglich hilft uns auch die Erfahrung unserer Prototypenschneiderinnen enorm.

SPARTANAT: Clawgear bricht auch auf in die Welt der Waffenzubehörteile – von AUG über AK bis hin zu AR-15. Was ist da von euch zu erwarten?

CLAWGEAR: Auch in diesem Bereich mussten wir erstmal unsere Erfahrungen sammeln und haben sehr viel Lehrgeld bezahlt. Ich denke aber schon, dass wir auch in diesem Bereich schon angedeutet haben, dass wir viele gute Ideen haben. Wir werden jetzt erstmal den Fokus auf den genannten Waffensystemen behalten und auch etwas komplexere Ideen und Projekte umsetzen. Es gibt zwischen dem Ausrüstungs- und dem Zubehörbereich auch viele Synergieeffekte, welche wir zukünftig vermehrt nutzen möchten.

SPARTANAT: Blick in die Zukunft: was ist eure Perspektive?

CLAWGEAR: Wir wollen mit Clawgear weiter unseren eingeschlagenen Weg gehen und mittels innovativen und guten Produkten überzeugen. Wir haben viele Produkte in der Pipeline, welche wir auch in der Produktion entsprechend umsetzen wollen. Darüber hinaus haben wir noch unzählige Ideen an denen wir arbeiten. Ganz wichtig ist uns, dass wir unsere Verfügbarkeit weiter verbessern und dass wir mehr Konstanz und Struktur in das Sortiment bringen.

CLAWGEAR im Internet: www.clawgear.com