Larry Vickers hat über 20 Jahre in der US Army verbracht, davon die letzten 15 im 1st Special Forces Operational Detachment – Delta, auch kurz „Delta Force“ genannt. Seit seinem Ausstieg in den Unruhestand ist er mit der Firma Vickers Tactical weiterhin in der Waffenindustrie tätig, sowohl als Berater wie auch als Trainer. Bei Blue Force Gear gibt es den exzellenten Vickers Sling, auf YouTube seinen großartigen Videokanal und auf Papier eine faszinierende Buchreihe, den Vickers Guide zur Waffengeschichte. Hier dürfen wir euch einige Gedanken, von Larry mitgeben, sie resultieren aus seinen Erfahrungen als Instruktor mit verschiedenen Militär- und Polizeieinheiten und Zivilisten, die er im Pistolen- und Gewehrschießen unterrichtet:

Mündungsbremsen und so … 

Mündungsbremsen sind großartig für ein 3-Gun-Match, aber nahezu wertlos in der realen Welt. Wenn Du, als Teil einer taktischen Einheit oder während eines Nachtgefechts, je dein Gewehr in einem geschlossenem Raum nutzen musstest, dann weißt Du dass Comp und Konsorten nichts auf deiner Waffe verloren haben. Ende der Diskussion. Wenn Du einen Kurs besuchst, mit dem Ziel ein paar Kugeln am Schießplatz zu verballern und dabei cool aussehen willst, ist sind Mündungsbremsen genau das richtige für dich. Dazu passend, Schuhe von Ronald McDonald.

Aktivgehörschutz

Mir begegnen ehrlich gesagt immer noch Leute, die zu Kursen ohne Aktivgehörschutz erscheinen. Das schafft eine gefährliche Situation, da sie nur die Hälfte dessen hören, was der Ausbildner sagt. Fazit: Wenn Du dir keine Comtacs leisten kannst, kannst Du dir auch keinen Schießkurs leisten. Verbring deine Zeit stattdessen lieber in Deiner Nachbarschaft und suche Pfandflaschen – bis Du Dir einen Aktivgehörschutz leisten kannst.

Grundlagentraining

Dazu fallen mir zwei Beispiele ein: Schüler, welche ständig taktisch nachladen oder stets das Auswurffenster (Anm.: beim AR15) schließen. Beiden Techniken sind zur richtigen Zeit und am richtigen Ort brauchbar, aber viele,  die solche Grundlagen zwar beherrschen, sind andererseits schlicht schlecht beim Treffen von Zielen. Hier ein Tipp von Onkel Larry: Triff zuerst dein Ziel, dann mach dir Gedanken über sekundäre Tätigkeiten wie etwa das Schließen eines Auswurffensters. In der realen Welt wirst du dann schnell merken, dass ersteres das Zweite weitgehend unnötig werden lässt.

Geschick

Geschicklichkeit lässt sich nicht kaufen. Manche kaufen sich jegliches Zubehör das in der Welt zu haben ist und montieren es auf ihr Gewehr. Oder haben eine „Kampf“-Pistole mit einem haarfeinen Abzug oder andere abscheuliche Umbauten. Spar dir das Geld für derartige Spielereien. Setz es etwas produktiver ein, etwa indem Du zum Beispiel zuerst das richtig Zielen oder korrekte Abzugstechniken meisterst. Du wirst erstaunt sein, wie gut Du mit einer Waffe von der Stange schießen kannst.

Qualität vor Quantität

Versuche alles aus jedem Schuss raus zu holen. Wenn du nur 150 Schuss schießt und dich dabei auf die Übung und deine Technik konzentrierst, hast Du davon mehr,  als wenn Du das Fünffache an Munition in einem „Unterhaltungs“-Kurs verschießt und Dich dabei aufführst als wäre alles ein Videospiel. Auch hier gilt: in der echten Welt sieht es anders aus. Dort bist du für jeden Schuss, der abgegeben wird, verantwortlich – und jeder muss sitzen. Du bekommst keine Extrapunkte für dynamisches Magazinwerfen. Die Gegenseite antwortet Dir darauf nämlich mit Blei.

Zu guter Letzt:

Wettkampfschießen

Wettkampfschießen ist lustig und aufregend, kann aber für Deine Gesundheit schädlich sein, solltest du jemals in eine Schießerei geraten und Deine „Match entscheidenden“ Techniken einsetzen wollen. In einer Situation auf Leben-oder-Tod  gibt es keinen vorbereiteten Durchgang und auch niemanden, der Dir sagt, Du sollst dich bereitmachen. Ich erwähne das, weil ich in einigen Klassen Schüler gesehen habe, die zwar Wettkampfschießen aber bei einem Drill mit vollständig entladener Waffe antreten. Und das in einer Zeit, wo in über 40 Staaten verdecktes Tragen erlaubt ist! Das ist unwirklich …

Das ist alles für jetzt. Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere sich aufregen wird und manche werden mich sicher verfluchen. Es gibt nichts, was mich weniger interessiert. Wo ich herkomme, haben wir etwa gelernt in entführte Flugzeuge einzudringen und Leben zu retten – wir mussten keine Spiele gewinnen und niemand mit Ninja-Waffentricks beeindrucken. Mein Ziel ist es, zum Nachdenken anzuregen,  so dass du dein Training womöglich nachjustieren kannst. Letztendlich geht es darum, was am meisten zählt, und was im entscheidenden Moment den wesentlichen Unterschied ausmacht, genau dann, wenn du es am meisten brauchst.

Larry Vickers, Vickers Tactical Inc.

Der Artikel ist zuerst im Blog von Blue Force Gear erschienen, Bild oben aus RECOIL. Wir veröffentlichen die Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von BFG.

Vickers Tactical im Internet: www.vickerstactical.com

Vickers Tactical auf YouTube: www.youtube.com/channel/UC0zNoCMMiPEAst0JrwUht0w

Der Vickers Guide im Internet: www.vickersguide.com

BLUE FORCE GEAR im Internet: www.blueforcegear.com