Wilfried Joswig, Geschäftsführer des Verbands für Sicherheitstechnik e.V., ist ausgewiesener Fachmann für Sicherheitstechnologien und Sicherheitsanwendungen. Er hat täglich mit der Einschätzung neuer Gefährdungssituationen zu tun. Dass die Sicherheitsbranche durch neue Technologien wie Digitalisierung oder unbemannte Systeme vor immer neuen Herausforderungen steht, ist unbestritten.

Auf der U.T.SEC – Unmanned Technologies & Security Expo & Conference treffen sich am Mittwoch, 7. und Donnerstag, 8. März 2018 im Messezentrum Nürnberg wieder Experten, um sich über den Einsatz von Drohnen zur Erhöhung der Sicherheit, aber auch über die Abwehr dieser Technologien in sicherheitsrelevanten Strukturen, auszutauschen. Wir haben im Vorfeld der Fachmesse und Konferenz mit Wilfried Joswig über die Herausforderungen beim Thema unbemannte Systeme (UAS) – umgangssprachlich „Drohnen“ genannt – gesprochen.

SPARTANAT: Wie haben sich die Sicherheitsbranche und deren Aufgaben im Zeitalter der Digitalisierung verändert?

Wilfried Joswig: Die Digitalisierung ist auch in der Sicherheitsbranche nicht neu. Aber in der Tat haben sich durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten ergeben, zum Beispiel bei den Sensorsystemen, wo durch verbesserte Auswerteeinheiten oder Verknüpfung von Systemen die Täuschungsalarmraten und damit auch die Akzeptanz auf der Anwenderseite stark verbessert werden konnten.

SPARTANAT: Gibt es aufgrund der Digitalisierung neue Aufgaben oder Bedrohungen?

Wilfried Joswig: Selbstverständlich ergeben sich auch neue Herausforderungen. Durch die Vernetzung der Systeme ergeben sich für die Netzwerksicherheit und Verfügbarkeit neue Anforderungen. Mit jedem Netzelement erhöht sich die Anzahl der Angriffsmöglichkeit an mein Netz. Hier sind besondere Anforderungen an die Systemhärtung sowohl technisch, organisatorisch als auch auf der menschlichen Ebene erforderlich. Das ist leider noch nicht allen bewusst oder wird nicht konsequent umgesetzt.

SPARTANAT: Welche Rolle spielen dabei unbemannte Systeme?

Wilfried Joswig: UAS sind sowohl als Nutzsystem wie auch als Sicherheitsrisiko mittlerweile fester Bestandteil aller Gefährdungsanalysen und Sicherheitskonzepte.

SPARTANAT: Haben UAS die Art von Bedrohungen verändert?

Wilfried Joswig: UAS haben die Art der Bedrohungen massiv verändert. Früher hörte die Perimetersicherung an der Zaunkrone bzw. dem Übersteigschutz auf. Mit den UAS gilt diese Regelung nicht mehr. Wir müssen auch den Luftraum darüber mit in das Sicherheitskonzept einbeziehen.

SPARTANAT: Können UAS Aufgaben übernehmen – und wie wirkt sich dieses auf die Dienstleister aus der Sicherheitsbranche aus?

Wilfried Joswig: UAS können im Rahmen der Lagebeurteilung und bei der Alarmverifikation wichtige Aufgaben übernehmen. Dafür ist aber das Zusammenspiel von Mensch und Technik im Rahmen der Sicherheitsdienstleistung sehr wichtig, wie z. B. die Integration der UAS in die Schutzkonzepte, Stationierungsort der UAS, Einsatzzeiten etc. Darüber hinaus muss sich die Ausbildung der Dienstleister auch auf den Einsatz solcher Systeme erstrecken.

SPARTANAT: UAS sind eine relativ neue Technologieanwendung. Wie sehen Sie die Zukunft unbemannter Systeme in der Sicherheitsbranche?

Wilfried Joswig: Wir erleben bei den UAS eine sehr dynamische Entwicklung der Leistungsmerkmale. Mit jeder weiteren Entwicklungsstufe steigen natürlich die Einsatzmöglichkeiten. Dabei denke ich insbesondere an die Flugdauer, Geschwindigkeit und die Integrationsmöglichkeiten in Managementsysteme.

SPARTANAT: Welche rechtlichen und versicherungstechnischen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit UAS effizient und zielgerichtet von Sicherheitsdienstleistern eingesetzt werden können?

Wilfried Joswig: Wir sprechen dabei ja vom Nutzeinsatz von UAS im Rahmen von Interventionsmaßnahmen. Hier ist ja bereits vieles geregelt. Was die Einsatzmöglichkeiten erheblich einschränkt ist die Auflage, dass UAS nur im Sichtbereich des Piloten eingesetzt werden dürfen.

SPARTANAT: Muss auch über eine gesonderte Ausbildung zum Einsatz von unbemannten Systemen in der Sicherheitsbranche nachgedacht werden?

Wilfried Joswig: Selbstverständlich gehört zum Einsatz von UAS auch eine qualifizierte Ausbildung von Sicherheitsdienstleistern zwingend dazu. Diese sollte neben den selbstverständlichen Dingen wie Flugtraining auch eine rechtliche Betrachtung der besonderen Gefahrensituationen und den damit verbundenen Verhaltensregeln enthalten.

SPARTANAT: Als Verband unterstützen Sie die U.T.SEC. Welche Rolle kann so eine Fachmesse bei der Integration einer neuen Technologie in einer Branche spielen?

Wilfried Joswig: Der Nutzen einer solchen Veranstaltung ist für uns als Verband aber auch für die Anwender vielfältig. Gerade bei einer Technologie, bei der sich in kurzer Zeit in fast allen Bereichen Änderungen einstellen, ist eine Konferenz und Messe zum Informationsaustausch wichtig. Die Veranstaltung kann zur Darstellung des aktuellen Stands der Technik, zum Aufzeigen und Diskutieren von zukünftigen Entwicklungsschritten und Einsatzmöglichkeiten, zur Besprechung von Integrationsmöglichkeiten in Sicherheitskonzepte, zur Formulierung von Anforderungen von Anwendern an die Branche, zum Adressieren rechtlicher Anforderungen, zur Entwicklung von Nutzungsmöglichkeiten und zum Erfahrungsaustausch dienen.Der VERBAND FÜR SICHERHEITSTECHNIK im Internet: www.vfs-hh.de

Sicherheitsmessen der NürnbergMesse

Die NürnbergMesse verfügt über eine ausgewiesene Kompetenz im Themenfeld Sicherheit. Mit Veranstaltungen wie Enforce Tac – Fachmesse für Law Enforcement, it-sa und it-sa Brasil – Fachmessen für IT-Sicherheit, FeuerTRUTZ – Fachmesse für vorbeugenden Brandschutz, Perimeter Protection – Fachmesse für Freigeländeschutz FIRE & SECURITY INDIA EXPO sowie U.T.SEC – Unmanned Technologies & Security führt sie insgesamt rund 1.200 Aussteller und etwa 30.000 Besucher aus aller Welt zusammen. Weitere Informationen unter: www.nuernbergmesse.de/sicherheit

Die U.T.Sec 2018 im Internet: www.utsec.de