Heute kann man schon nicht mehr von einem Geheimtipp sprechen, denn UF-PRO ist längst zu bekannt für sein exzellentes Gear. Der Hersteller aus Slowenien geht bei Design und Umsetzung eigene Wege und ist anerkannt für findige Lösungen und hochqualitative Umsetzung. Aktuell komm UF-PRO mit seiner neuen Winterlinie. Wir von SPARTANAT wollten im Interview von Armin Wagner, dem Entwicklungsleiter und Produktmanager bei UF-PRO, wissen, was dieses Cold Gear kann.

SPARTANAT: Armin, winter is coming. Was lautet die Antwort von UF-PRO auf die kalte Jahreszeit?

Armin Wagner: Der Winter ist für mich als Produktentwickler von taktischer Outdoorbekleidung eine sehr spannende Jahreszeit, da er Dich in unseren mitteleuropäischen Regionen innerhalb von 24 Stunden mit einem sehr breiten klimatischen Repertoire überraschen kann. Du kannst im Prinzip von windigen, feuchtkalten, super unangenehmen Verhältnisse, zwischen +5°C bis um den Gefrierpunkt, über klirrend kalte -15°C bis -20°C erleben, mit oder ohne Windchill, der die gefühlte Außentemperatur noch weiter drückt. Und dabei kann es schneien, regnen oder die Sonne scheint.

Wir haben von Anfang an darauf Wert gelegt, dass unsere Bekleidungssysteme modular zu kombinieren sind und für jede dieser extremeren Witterungen eine passende Kombination bieten. Denn gerade in dieser Jahreszeit ist es wichtig, dass ich das Richtige anhabe, um auch unter solchen widrigen Bedingungen 100 Prozent zu funktionieren.

SPARTANAT: Winter hat die besondere Herausforderung, dass Gear warm halten soll, andererseits aber, dass der Träger nicht überhitzen soll, wenn er in Bewegung ist. Wie löst UF-PRO das Problem?

Armin Wagner: Genau das ist die Herausforderung, je nach Witterung und Aktivitätsgrad ist es sehr oft so, dass Du gleichzeitig frierst und schwitzt. Und sobald Du einmal durchgeschwitzt bist, kühlst Du umso schneller aus.

Da ich bis jetzt noch kein wirklich funktionierendes, sogenanntes PCM (Phase Changing Material z.B. „Outlast“ oder eben PCM von Schoeller) gesehen habe, setzen wir darauf, Bekleidung ergonomisch und thermophysiologisch so zu konzipieren, dass sie bestmöglichen Feuchtetransport, Thermoisolation, Ventilation und Wind- und Feuchteabweisung bietet.

Man muss sich im Klaren sein, dass es für extremere Witterungen nicht das eine spezielle Teil gibt, welches Dir die Komplettlösung bietet. D.h., wir werden uns auch noch die nächsten Jahre darauf einstellen müssen, im Winter immer zusätzliche und dickere Bekleidung mitführen zu müssen, um uns bei Bedarf trocken zu legen, bzw. um zu kombinieren.

Außerdem muss man sich im Klaren sein, dass es für extremere Witterungen nicht das eine spezielle Teil gibt, welches Dir die Komplettlösung bietet. Darüber hinaus ist das was bei mir funktioniert, für Dich vielleicht zu kalt, zu warm, zu dick, zu dünn, zu schwer zu leicht usw. Jeder hat seine ganz individuelle Konstitution und Bedürfnisse, wenn es um Thermoregulation geht. D.h., wir werden uns auch noch die nächsten Jahre darauf einstellen müssen, im Winter immer zusätzliche und dickere Bekleidung mitführen zu müssen, um uns bei Bedarf trocken zu legen, bzw. um zu kombinieren. Thermobekleidung muss daher auch unbedingt transportfreundlich, d.h. leicht und möglichst klein verpackbar sein.

SPARTANAT: Wie wichtig ist die Funktion das Base Layers? Auf was setzt ihr da?

Armin Wagner: Ein Bekleidungssystem fängt direkt am Ursprung der Schnittstelle Mensch-Umwelt zu wirken an, und das ist selbstverständlich diejenige Schicht, die der Haut am Nächsten ist, also der Base Layer.

Für kühlere Temperaturen sind wir absolut begeistert von den Eigenschaften der Merino/37.5 (von Cocona Inc.) Mischung. Sie kombiniert in sehr effizienter Art, Feuchtetransport und Wärmeeigenschaften. Je nach Temperaturen und Aktivität kann das durch noch eine weitere Schicht aus 100% Merino perfekt kombiniert werden und bietet so in der ersten Schicht ein absolut zuverlässiges und atmungsaktives System.

SPARTANAT: Wie kommt UF-PRO zu einem flexiblen System, für welchen Temperaturbereich plant ihr? Was gehört noch zum Cold Gear?

Armin Wagner: Wir wissen, dass unsere Systeme, richtig kombiniert, bis zu -20°C komfortable Themoisolation bieten. Das sind die Temperaturbereiche für unsere Mitteleuropäischen Klimaregionen.

Während wir beim Base Layer derzeit nur ein Produkt für die allererste Schicht im System bieten können, sind wir allerdings bei den Mid Layern, angefangen beim WINDSTOPPER Liner für sämtliche Hosentypen, über die ML, bis zum AcE Sweater und AcE Plus Jacken sehr stark aufgestellt.

In der äußersten Schicht bieten die anatomisch konstruierten Delta OL Jacke und Hose sehr gute Lösungen für statische und dynamische Aktivitäten in der Kälte. Je nachdem kann darüber auch noch eine Hard Shell getragen werden, was aber eher die Ausnahme sein wird, da Regen und Temperaturen unter -10°C ziemlich unwahrscheinlich sind.

Im Bereich wärmerer Base Layer gibt es schon sehr starke Produkte, wie WoolPower oder Andere. Daher macht es wenig Sinn, hier auch von unserer Seite noch ein weiteres Produkt auf den Markt zu bringen.

Für mich persönlich ganz wichtig sind natürlich gute Handschuhe und vor allem Schuhe. Während wir beim Schuhwerk auf Meindl stehen, finde ich persönlich die Produkte von ESKA, einem Österreichischen Handschuhhersteller ziemlich gut.

SPARTANAT: UF-PRO wird von vielen als europäische Antwort auf Crye Precision gesehen. Qualitativ und von den Ideen her seid ihr eigentlich besser als die Amerikaner. Woher kommen die Konstruktionsideen von UF-PRO? Wie lange entwickelt ihr an einem Stück Gear, bevor es raus geht?

Armin Wagner: Erst mal vielen Dank für das Kompliment. Mit Crye verglichen zu werden ist für uns natürlich eine Ehre. Crye war einer der ersten, der mit neuen Konzepten die ausgelatschten Pfade bei der Kampfbekleidung verlassen hat.

Wir fanden diesen Ansatz von Anfang an sehr inspirierend, weil er auch zu unserer Denkweise passt. Wenn wir Produkte entwickeln, dann lassen wir uns nicht von den Grundsätzen der klassischen Schneiderkunst einschränken, sondern definieren sie von den funktionellen und ergonomischen Anforderungen her. D.h., wir erleben bei der jeweiligen Aktivität in bestimmter Umgebung eine Einschränkung, die auf schlechte Bekleidung zurückzuführen ist und versuchen dafür eine smarte und systemintegrierte technologische Lösung zu finden, die gleichzeitig Clean und Cool aussieht. Entsprechend unserem Grundsatz, „Limits are a Mindset“, wird so aus herkömmlicher Bekleidung – Gear!

Nimm zum Beispiel die Delta OL Thermohose und -jacke: Normalerweise ist Kälteschutzbekleidung „bulky“ und Du kommst daher wie ein Michelin Männchen. Wir haben zwei Jahre daran getüftelt, bis wir es mit der extra dafür entwickelten FlexZone Technologie geschafft haben, die erste anatomisch und ergonomisch perfektionierte Thermohose auf den Markt zu bringen.

Beim HoodHarness haben wir von der ersten Idee, bis zur Anmeldung der entsprechenden Schutzrechte über ein Jahr entwickelt.

Manchmal ist es wichtig, im Entwicklungsprozess bestimmte Fehler zu machen, die Dir dann plötzlich eine ganz neue Perspektive eröffnen. Als Prinzip gilt für unsere Arbeit, dass Du nicht zufrieden sein darfst, bevor Du nicht überzeugt bist, dass es perfekt ist.

Für die Striker XT Combat Pants, die in vielen Eigenschaften wirklich neue Maßstäbe gesetzt hat, haben wir zwei Produktgenerationen und ein Jahr reine Entwicklungs- und Erprobungszeit benötigt.

Manchmal ist es wichtig, im Entwicklungsprozess bestimmte Fehler zu machen, die Dir dann plötzlich eine ganz neue Perspektive eröffnen. Bei der Kniesektion der Striker XT Hose war das beispielsweise so der Fall.

Wir dachten, wir hätten schon alles im Sack, bis uns während einer mehrtägigen Erprobung der vorletzten Prototypengeneration klar wurde, dass der Knieschutz für eine echte Kampfhose nicht optimal war und wir eine andere Lösung brauchen. So entstand dann nach einem weiteren halben Jahr Entwicklungszeit das adaptiven 3 Schichten Knieschutzsystems der Striker XT und Striker HT Combat Pants.

Und zwischendurch kommt es auch vor, dass Du beim ersten Schuss bereits einen Volltreffer erzielst, wie etwa beim Hunter FZ, der eines meiner absoluten Lieblingsprodukte für die kältere Jahreshälfte ist. Der war als Idee plötzlich präsent und im 2. Prototypen und nach 3 Monaten Entwicklungszeit bereits perfekt.

Als Prinzip gilt für unsere Entwicklungsarbeit, dass Du nicht zufrieden sein darfst, bevor Du nicht überzeugt bist, dass es perfekt ist. Und wenn wir durch das Feedback erfahren, dass die Leute von unseren Produkten begeistert sind, dann ist das der Ansporn den wir brauchen, um weiter zu tüfteln, denn eins ist auch klar: Es geht immer noch besser.

ARMIN WAGNER ist seit über 25 Jahren beruflich mit textiler Ausrüstung von Militär und Polizeieinheiten in Europa beschäftigt. Dabei hat er Stationen durchlaufen wie Europäischer Business Leader Military und Police für GORE-TEX und WINDSTOPPER Produkte bei W.L. Gore und  Europäischer Verkaufsleiter Armor Holdings Products Group (Safariland, Monadnock, Hatch etc.). Seit 2010 bei UNI&FORMA auf meinem Traumjob als Entwicklungsleiter und Produktmanager für UF-PRO® Gear.