„Lone Survivor“ Marcus Lutrell hat, als er in den Bergen Afghanistans überlebte, bereits eine ganze Geschichte als SEAL hinter sich. In diesem Artikel auf SPARTANAT erinnert er sich an seinen Ausbildner Brandon Webb – heute Herausgeber von SOFREP –  und das fordernde Scharfschützentraining, das er bei ihm durchlaufen hat:

Ich habe Brandon Webb  (im Bild unten am Cover von „Soldier of Fortune“) zum ersten Mal kennengelernt, als ich Schüler im Naval Special Warfare Sniper Course war.

Die Scharfschützenausbildung war eine der härtesten Sachen, die ich je gemacht habe, in manchen Belangen sogar schwieriger als die berüchtigte Quälerei namens BUD/S, also das Basic Underwater Demolition/SEAL Training, das jeder SEAL abschließen muss. Der Scharfschützenkurs beginnt mit einem Pirschlehrgang (stalking phase), bei dem sich alles um Heimlichkeit und Tarnung dreht und wo man gelehrt wird, mühsam zentimeter- und meterweise unentdeckt durch feindliches Gebiet zu robben. Um ehrlich zu sein, das war echt mühsam für mich! Das Schießen ging ganz natürlich, das Anpirschen hingegen nicht.  Ich bin ein eher großer Typ und mich als Blumengewächs oder Bärenstrauch auszugeben anstatt eines sechs Fuß großen Texaners … das ging einfach nicht! Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft hätte, wäre Brandon nicht mein Ausbildner gewesen.

Brandon und seine Truppe waren wahnsinnig hart zu uns. Ihr Ziel war es, uns zu einer der besten Spezialkräfte im Einsatz zu formen, und ich muss zugeben: Darin hatten sie Erfolg. Wie ich auch in meinem Buch darlege, waren Brandons Ansprüche so hoch, dass sie selbst einen Indianerspäher schlucken lassen würden. Aber es ging nicht nur darum uns das Leben schwer zu machen. Brandon machte mehr als von ihm verlangt. Nach den regulären Ausbildungsstunden nahm er sich Zeit unsere Fragen zu beantworten und mit seinen Schülern weiterzuarbeiten. Er war mein Mentor, und stellte sicher, dass ich gut darin war, was ich tat.

Der Abschluss der Scharfschützenausbildung war einer der stolzesten Momente meines Lebens.

Vom Scharfschützenkurs ging es für mich fast direkt nach Afghanistan. Einige Monate nachdem ich aus Brandons Obhut entlassen wurde, fand ich mich in den steilen Bergen des Hindukusch wieder, einem Ausläufer des Himalayas, nicht weit von der Afghanisch-Pakistanischen Grenze. 29ter Juni 2005. Alle anderen aus meinen Aufklärungstrupp – auch der beste Freund meines Bruders Morgan, Matt „Axe“ Axelson – hatten das zeitliche gesegnet, alle getötet von derselben Hundertschaft an Talibankämpfern, welche jetzt alles daran setzten auch mich zu eliminieren. Wäre ich nicht kurz davor in den Genuss von Brandons Geduld, Fürsorge und Können während der Scharfschützenausbildung gekommen, so bin ich mir sicher: Diese Texanischen Knochen würden jetzt an einer Afghanischen Bergflanke vergammeln.

 

Meine Geschichte, die Geschichte von Operation Red Wings und der tapferen Kameraden, die im Kampf um Murphy’s Ridge gefallen sind, wird auf den Seiten des Buchs Lone Survivor erzählt. Brandon erzählt seine Geschichte in The Red Circle. Und Zeit wurde es. Seine Ausbildung hat mir in Afghanistan das Leben gerettet, und nicht nur damals, sondern auch einige Jahre später in einem komplett unterschiedlichen Einsatzgebiet, bei den Häuserkämpfen in den heißen und stickigen Stassen Iraqs.

Und ich weiß, dass ich nicht der einzige bin. Viele Jungs da draußen – Leute deren Namen ihr nie hören werdet – sind heute noch am Leben, Danke des Einsatzes, Könnens und Engagements von Brandon und seinesgleichen. In seinem Buch geht es nicht nur darum, wie er zum Navy SEAL Scharfschützen wurde, sondern es ist die Geschichte des Mannes, der in Folge die Leben hunderter Spezialkräfte mitgeformt hat.

Es war eine Ehre auf dem Schlachtfeld und außerhalb mit den Männern der US Navy SEAL Teams und des US SOCOM zu dienen. Brandon und ich haben beide viele gute Freunde über die Jahre verloren, aber ich schöpfe Trost daraus, dass die Erinnerung an diese großen Krieger in unseren Erzählungen weiter leben. Ich hoffe, dass ihr sie genauso einprägsam findet wie wir, und dass ihr die Geschichten dieser Heldentaten auch weitergebt, sodass wir nie vergessen, welchen Preis diese Leute für die Freiheit gezahlt haben, welche wir genießen können.

Brandon erzählt eine tolle Story, und ist der lebende Beweis, dass du alles schaffen kannst, was du dir wirklich in den Kopf setzt. Niemals aufgeben.

 

Marcus Luttrell (USN Ret.), ehem. Navy SEAL

The Red Circle: My Life in the Navy Seal Sniper Corps and How I Trained America’s Deadliest Marksmen“ von Brandon Webb, 2012, 380 Seiten kostet als Buch 19,60 Euro. Das Buch gibt es bei Amazon für den Kindle The Red Circle: My Life in the Navy SEAL Sniper Corps and How I Trained America’s Deadliest Marksmenum Euro 8,82.