Carsten Dombrowski  – hier die Homepage seiner CAPSARIUS AKADEMIE, die euch den exzellenten „Callsign Doc“ Newsletter liefert – war als Militärbeobachter der deutschen Bundeswehr in der Westsahara eingesetzt. Heute ein wird Nachtaufstellung in der Wüste eingenommen:

Von Zeit zu Zeit wird durch das UN Hauptquartier, kurz UN HQ, vorgegeben, Patrouillen in der Nacht durchzuführen. Weiterhin kann auch die Länge und Dauer einer Patrouille, die über mehrere Tage dauert, dazu führen in der Wüste übernachten zu müssen.

Ein solches Unterfangen ist mit einer größeren Portion Planung und Vorbereitung verbunden. Die Wüste und vor allem die Wegstrecken sind nicht ungefährlich und in Verbindung mit der bereits im Bericht Nr. 9 erwähnten Minen/UXO Lage werden Fehler nicht verziehen.

Steht also eine solche Patrouille an, werden die Aufgaben innerhalb der Besatzungen aufgeteilt. Das geschieht auch während der Standardverfahren, gilt es aber noch zusätzliche Materialien auf die Fahrzeuge zu verladen. Zelte, Feldbetten, Kochutensilien, aber auch Anti Snake Powder und UN Flaggen sind in dem meist schon überladenen Autos zu verrödeln. Dazu noch erweiterte persönliche Ausrüstung, Wechselwäsche und Schlafsäcke. Teilweise sehen die UN Fahrzeuge selbst aus, wie die einheimischen Trucks, die bis unters Dach beladen über die Pisten rumpeln.

Vor der Nachtaufstellung, die verhindern soll, dass eine Fahrt im schwierigen Gelände zu Unfällen führt, gilt es ein paar zusätzliche Aufgaben zu erledigen. Zum einen muss dem HQ die genaue Position (Koordinaten) gesendet werden. Weiter muss eine Hubschrauberlandezone erkundet werden und die Fahrzeuge, nachdem sie abgestellt worden sind, müssen einen feldmäßigen technischen Dienst erfahren. Nebenbei werden Zelte aufgebaut und das Abendessen zubereitet. Auch hier ist wieder absolute Teamarbeit gefordert. Befinden sich militärische Einheiten der Konfliktparteien in der Nähe, müssen diese über die Anwesenheit der Blauhelme unterrichtet werden.

Bevor es aber zum kurzen, gemütlichen Teil beim gemeinsamen Essen kommt, wird in einem Kreis um die Schlafplätze ein intensiv riechendes Pulver ausgebracht. Dieses soll die Schlangen und anderes Getier fern halten.
Nach dem Essen geht es dann aber meist schnell in die Schlafsäcke, da die Patrouillen am Folgetag meist wieder lange werden und die Müdigkeit vom Tag schon ihren Tribut fordert. Ein kurzer Blick in den einzigartigen Sternenhimmel, der sich über den gesamten Horizont erstreckt, entlohnt für die vielen Strapazen. Ein Nachthimmel wie er nur in der Wüste zu sehen ist. Zumindest wenn das Wetter mitspielt.

Ist die Nacht nicht durch starken Wind oder auch Regen ungemütlich, beginnt der Tag trotzdem schon sehr früh. Teilweise mit Temperaturen knapp über Null, beginnt man mit einer improvisierten Morgentoilette und einem spartanischen Kaffeefrühstück den Tag. Die Sonne ist meist noch hinterm Horizont verschwunden, wenn die Vorbereitungen für den Tagmarsch beginnen. Funküberprüfung, technischer Dienst an den Fahrzeugen, Verpacken der Ausrüstung und ein letzter Check der vor einem liegenden Marschroute sind zu erledigen. Es bleibt wenig Zeit die Schönheit seiner Umgebung zu würdigen. Auch wenn freilaufende Kamele oder Dromedare durchaus sehr nahe an einem vorbei laufen.

Nach einem weiteren Tag mit ca. 10 bis 15 Stunden Kfz-Marsch über holprige Pisten oder schlammige Wege, endet dann auch diese 24 oder 36 Stunden Tour und ein Tag Ruhepause steht auf dem Programm. Ruhe ist aber relativ, da ja mindestens ein Nebenjob innerhalb der Teamside auf einen wartet.

Militärbeobachter in der Westsahara – zum Nachlesen:

Teil 1: Die Auswahl

Teil: 2: Die Ausbildung

Teil 3: Helipatrol und falsche Panzer

Teil 4: Im Land der Puszta und Magyaren

Teil 5: Wenn deutsche Soldaten auf Reisen gehen

Teil 6: Following the dust

Teil 7: Papa Lima bei den Desert Hawks

Teil 8: Air Patrol – die Wüste aus der Luft

Teil 9: Minen und Altlasten des Krieges

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