Carsten Dombrowski  – hier die Homepage seiner CAPSARIUS AKADEMIE, die euch den exzellenten „Callsign Doc“ Newsletter liefert – war als Militärbeobachter der deutschen Bundeswehr in der Westsahara eingesetzt. Im Einsatz gilt es alles zu lernen, um Patrol Leader werden zu können:

Die ersten vier Wochen in der Team Side dienen zum Aklimatisieren und zum Kennenlernen der einzelnen Funktionen innerhalb einer Patrouille. So begann ich meine Zeit als Patrouillenfahrer bereits am zweiten Tag nach Ankunft in SMARA, der Heimat der „Desert Hawks“. So hatte jede der 9 Team Sides ihren eigenen Namen.

Vom Neuling zum Patrol Leader

Jeder Neuling beginnt seine ersten Schritte als Fahrer zweites Fahrzeug, geht dann zur Position Fahrer erstes Fahrzeug um dann als weiteren Zwischenschritt Fahrzeugführer zweites Fahrzeug zu werden. In dieser letzten Funktion ist er Stellvertreter des Patrouillenführers, dem Patrol Leader, kurz PAPA LIMA (PL). Diese Reihenfolge macht durchaus Sinn. So erlebt man jede Funktion, die auch mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungsbereichen versehen ist. Klar, das Fahren eines Fahrzeuges in der Wüste ist das Eine, aber die Zusammenarbeit und die damit verbundene Teilung von Verantwortlichkeiten ist auf das gesamte Team verteilt. So müssen Wasser und Notnahrung, Zusatzgeräte für Fahrzeugbergung, Funk und Navigationsanlagen und so manches mehr, vor Antritt der Tour organisiert und vorbereitet werden.

Während des Einsatzes ist der Stellvertreter Berater des PL, gleichzeitig überwacht er mittels Navigationsgerät die richtige Routenwahl. Weiterhin kommuniziert er mit der Team Side, bzw. im Notfall mit dem Headquater. All diese Funktionen sind teilweise sehr komplex und es dauert seine Zeit damit vertraut zu werden. Somit sind die vier Wochen wirklich sinnvoll gefüllt. Viele tausend Kilometer werden in dieser Zeit abgerissen, viele Stunden und Tage in der Wüste verbracht.

Parallel dazu lernt der angehende PL alles über die Mission MINURSO. Er bekommt dazu ein Handbuch und lernt dieses quasi auswendig. Zumindest die elementaren Eckpunkte, so wie die rechtlichen Grundlagen. Immer wieder kommt es bei den Überprüfungsfahrten bei einer der Konfliktparteien zum Katz- und Maus-Spiel. D.h. Zugang zu militärischen Liegenschaften werden den UN Beobachtern verwehrt oder ungenaue Angaben zur Bewaffnung gemacht. Da ist es zielführend, selber handlungssicher durch Wissen über die vertraglich ausgehandelten Vereinbarungen zu sein.

Wie man PAPA LIMA wird

Nach ca. vier Wochen ist es dann soweit. Der Tag der Prüfung zum PAPA LIMA.

Der Tag beginnt mit einer Patrouille von etwa 10 bis 12 Stunden. Vorbereitung, Befehlsausgabe, bzw. Briefing des Teams und verschiedene Prüfungen während der Fahrt selbst. Der Team Side Commander, ein Lieutenant Colonel
(Oberstleutnant), nimmt selbst an dieser Patrouille teil. Neben den Standardverfahren, werden klassische Notsituationen eingespielt und die daraus resultierenden Verfahren praktisch abgefragt.

  • Verhalten bei Kfz Unfall
  • Verhalten bei Minen/UXO Fund
  • Erkunden/Festlegen Hubschrauberlandezone
  • Orientieren im Gelände
  • Funkverfahren
  • Umgang mit Konfliktparteien
  • Führungsqualität als PL

Nach Beendigung der Überprüfungspatrouillie, erfolgt eine Präsentation zum Mandat vor vollsammelter Team Side. D.h. alle MEOM hören sich den Vortrag an und können danach zum Vortrag oder frei gewählte Fragen zur Arbeit als PL stellen. Das Ganze gleicht teilweise einem Kreuzverhör und man wird tatsächlich auf Herz und Nieren geprüft.

Aber auch dieses abendliche Szenario geht dann irgendwann vorüber und am Ende wird das offizielle Zertifikat zum Patrol Leader würdevoll verliehen. Ein ehrenvoller und bewegender Moment. Die interkulturelle Art und Weise mit dem frischgebackenen Absolventen umzugehen, ist phasenweise rührend. Waren es doch lehrreiche, aber auch harte vier Wochen Lehrzeit und ein äußerst anstrengender Prüfungstag.

Militärbeobachter in der Westsahara – zum Nachlesen:

Teil 1: Die Auswahl

Teil: 2: Die Ausbildung

Teil 3: Helipatrol und falsche Panzer

Teil 4: Im Land der Puszta und Magyaren

Teil 5: Wenn deutsche Soldaten auf Reisen gehen

Teil 6: Following the dust

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