Nach dem 11. September 2001 hat sich in der Verteidigungsindustrie einiges verändert: die Butter kam plötzlich nicht mehr über den Focus auf große Hardware des Kalten Krieges, wie Panzer und Kampfflugzeuge, auf das Brot, sondern über die Welt der Terrorismus- und Aufstandsbekämpfung. Mit diesem neuen Paradigma tauchten Wellen um Wellen von selbsternannten Experten auf, von ahnungslosen Akademikern und Krämern, die sich darin versucht haben, Mist an das Verteidigungsministerium zu verkaufen. Dieser Trend setzt sich bis heute fort, obwohl er sich in den noch nebulöseren Bereich der Cybersicherheit verlagert hat, der für die Auftragnehmer noch besser ist, da die 60-jährigen Männer, die das Pentagon leiten, nichts von Computern wissen. Die Situation im US-Verteidigungsministerium ist so übel, dass man, wenn man auf einen „Experten“ stößt, der sich selbst als „COINista“ (Anm: Angehöriger jener Lobby, die der US Army beibringen will, wie man Counterinsurgency kämpft) bezeichnet, man sich nicht nur umdrehen und weggehen sollte, nein, laufen sollte man. Genau diese Leute sind der Grund dafür, warum die USA heute noch immer den gleichen Krieg führen wie vor 16 Jahren in Afghanistan.

Als Contractor im Kampf in Afrika

Eine Person, die ich immer geschätzt habe, weil sie eine echte Erfolgsgeschichte repräsentiert, ist Eeben Barlow. Nachdem er bei den südafrikanischen Streitkräften als Infanteriepionier und in den Spezialkräften gedient hatte, gründete Barlow eine private Militärfirma namens „Executive Outcomes“. EO hat in Angola für die demokratisch gewählte Regierung die UNITA zurückgeschlagen, bevor sie die barbarische Revolutionary United Front in Sierra Leone in die Knie zwingen konnte. Heute ist Barlow der Vorsitzende von STTEP, einer PMC Firma, die den Krieg direkt zu Boko Haram getragen hat. Seltsamerweise war es die Regierung der Vereinigten Staaten, die Druck auf die Gastgeberregierungen ausgeübt hat, um Barlows Leute zu entfernen – just als sie angefangen haben, erfolgreich gegen regierungsfeindliche Kräfte vorzugehen.

Mit seinem praktischen Hintergrund Aufstandsbekämpfung und unkonventionelle Kriegsführung hat Barlow jüngst ein Buch mit Titel „Composite Warfare“ veröffentlicht. Es ist ein Handbuch für die Kriegsführung in Afrika, geschrieben von einem Mann, der das auch selbst erlebt hat. Barlow betont seinen Afrika-zentrierten Ansatz, der das Überphilosophieren im Stil von Politikwissenschaftlern, Doktrinautoren und vermeintlichen COIN-Experten vermeidet. Er hat ein Buch geschrieben, das sich ganz spezifisch auf Kriegsführung auf dem afrikanischen Kontinent bezieht; mit seiner einfachen Sprache und einer no-nonsense Annäherung an das Thema, mit dem man sich in der militärischen Literatur normalerweise sehr gewunden auseinandersetzt, bildet dieses Buch eine lohnende Lektüre für jeden Leser, der sich für Militärgeschichte interessiert.

Barlow schreibt in seinem Buch: „Teil des Dilemmas afrikanischer Armeen ist die fortgesetzte Einführung neuer Wörter, Begriffe und Phrasen, um dieselbe Handlung oder dasselbe Phänomen zu beschreiben. Das hat zu großer Verwirrung bei den Kommandeuren und Anführern geführt.“ Mit Hilfe kluger Grafiken, gut gegliederter Aufzählungen und seinen beschreibenden Erklärungen führt der Autor den Leser zum Verständnis seines taktischen Ansatzes, von Bewegungstechniken und Operationsarten bis hin zum Gesamtbild, das dazu dient die Kräfte auf Regierungsseite zu unterstützt. „Composite Warfare“ verbindet alle Faktoren und zeigt, wie eine militärische Kampagne, die einen Staat nicht untergräbt, sondern ihm hilft, als sich gegenseitig unterstützende Anstrengung funktionieren muss.

„Composite Warfare“ untersucht umfassend die geeigneten Kräftestrukturen, erklärt Aufklärung, Bewegung, Mobilität, Luftmacht, Nachrichtendiensteinsatz, Absetzbewegungen, die Entwicklung militärischer Strategien und vieles mehr. Barlow behandelt die Kriegsführung in Afrika mit einer kulturellen Wertschätzung, die im Gegensatz zu jenem schemenhaften Ansatz steht, wie er häufig von U.S. Special Forces verwendet wird, die der Einfachheit halber ihre eigene Truppenstruktur in den Gegenstücken der Gastgeberländer widerspiegeln, die sie ausbilden. Daher trainieren die Vereinigten Staaten oft ausländische Einheiten mit Taktiken direkt aus dem Ranger Handbook – und das sind jene, die für indigene Kräfte nicht funktionieren.

Training ohne kulturelles Verständnis funktioniert nicht

In einem früheren SOFREP-Interview hat Eeben Barlow erklärt, dass „schlechtes Training und schlechter Rat, der Mangel an Strategie, die Einflüsse sehr unterschiedlicher Stammeszugehörigkeiten, von Ethnizität, Religion, Sprachen und Kulturen, insgesamt gleichzeitig kein Verständnis des Konflikts und des Feindes“ wesentliche Kennzeichen des westlichen Trainings für afrikanische Armeen seien. „Ein Großteil dieser Ausbildung konzentriert sich auf das Dekorieren eines Schaufensters, aber wenn man durch das Fenster blickt, ist der Raum leer“, meint Barlow.

„Composite Warfare“ taugt für Leser, die Militärgeschichte und -strategie studieren, ebenso für Soldaten jener Spezialeinheiten, die aktiv mit der Durchführung von Foreign Internal Defense (FID) beauftragt sind. Obwohl das Buch auch besonders hilfreich für diejenigen ist, die in afrikanischen Armeen dienen, hat „Composite Warfare“ zweifellos das Zeug zu einem bahnbrechenden Werk über moderne Kriegsführung in Afrika werden. Hoffen wir, dass Barlows Lektionen gelernt und verinnerlicht werden, damit wir die gleichen Fehler in Afrika nicht noch ein weiteres halbes Jahrhundert lang wiederholen.

Eeben Barlows Blog: http://eebenbarlowsmilitaryandsecurityblog.blogspot.co.at

Composite Warfare: The Conduct of Successful Ground Force Operations in Africa“ von Eeben Barlow, 535 Seiten, 2016, 30 Degree South Publikation – am besten erhältlich ist das Buch direkt über www.warbooks.co.za

JACK MURPHY  ist mit 19 Jahren mit dem Ziel, Ranger zu werden, zur U.S. Army gegangen. Er hat im 3rd Ranger Battalion gedient. Nach einigen Einsätzen hat er Erfolgreich an der „Special Forces Assessment and Selection“ teilgenommen. Murphy hat in der 5th Special Forces Group gedient. 2010 hat er die Army verlassen, anschließend an der Columbia University ein Studium der Politikwissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Jack Murphy ist heute Managing Editor bei SOFREP.COM.
SOFREP im Internet: www.sofrep.com

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