Wenn jemand seit 24 Jahren kontinuierlich eine Veranstaltung organisiert, wird es wohl einen oder zwei Punkte geben – so dachte ich – für die es sich lohnt nach Leipzig zu fliegen. Falsch gedacht! Zielgruppen sollten „Führungskräfte Personenschutz, Leiter Unternehmenssicherheit“ und „Private Dienstleister“ sein. Dies habe ich in meinem Leben schon so oft gelesen und fast ebenso oft war da der Wunsch der Vater des Gedankens bzw. der Werbung. Damit ihr mich versteht, muss ich aber über alles ausführlich berichten.

Die Fachkonferenz PERSONENSCHUTZ organisiert seit 24 Jahren Helmut Brückmann (VEKO GmbH) – HIER bei uns im Interview –, seit ca. vier oder fünf Jahren wusste ich davon, hatte es aber bisher noch nicht geschafft sie mir persönlich anzuschauen. Die allgemeinen Informationen über den Zeitplan, den Veranstaltungsort und die Themen hatte ich per Mail erhalten und so gerüstet flog ich nach Leipzig. Unser empfohlenes Hotel, sowie das gesamte Event fand im Radisson BLU Hotel am Augustusplatz, direkt gegenüber des Leipziger Gewandhauses statt.

Acht Uhr dreißig sollten wir mit der Ausgabe der Tagungsunterlagen und um acht Uhr fünfzig mit einer Begrüßung der Teilnehmer durch Herrn Helmut Brückmann beginnen um dann neun Uhr mit dem regulärem Programm zu starten. Bei über siebzig regulären Teilnehmern ein nicht zu schaffendes Unterfangen, dachte ich noch bevor die Türen zum Salon geöffnet wurden. Zu diesem Teil nur ein Satz: „Frau Schuch“ (ebenfalls seit 24 Jahren für die Fachkonferenz PERSONENSCHUTZ tätig,) händelte den Einlass und die ID Überprüfung so professionell das man die Masse der Teilnehmer erst bemerkte als alle saßen (und ich nachzählte).

Acht Fünfzig kam Herr Brückmann, eigentlich ein stiller und unauffälliger Zeitgenosse und begann uns mit leisen Worten zu begrüßen. Nach wenigen Sekunden hatte dieser Mann uns alle in seinem Bann geschlagen, er erzählte in wenigen Worten von den Zeiten des permanenten RAF Terrors. Alle noch lebenden Täter sind nicht nur auf freien Fuß, diese Verbrecher erfreuen sich auch einer wohlwollenden Medienlandschaft. Dagegen steht, dass über die ermordeten Polizisten und die anderen Opfer der Terroristen keine einzige Zeile mehr geschrieben wird. Als Beispiel erinnerte er alle Teilnehmer stellvertretend für alle Mordopfer der RAF Terroristen an Norbert Schmid, einen 32-jährigen Polizisten. Als er bat uns, uns zu erheben und eine Schweigeminute für die Opfer abzuhalten taten wir das alle tief bewegt.

Tief bewegt starteten wir pünktlich neun Uhr und ich kann es jetzt schon verraten; der durch Herrn Brückmann eingesetzte Thomas Lay zeigt allen, dass deutsche Planung und Pünktlichkeit noch immer keine leeren Worte sind.

Der nächste Referent bringt „Fallanalysen im Personenschutz“. Als er loslegt merkte man sofort, dass dieser alte Wolf etwas zu erzählen hatte.

Bernd Pokojewski war Chefausbilder und Einsatzleiter eines SEK und langjähriger Leiter einer Personenschutzdienststelle vom Ministerium des Innern. Seine 45 Minuten standen unter der harmlos klingenden Überschrift „Fallanalysen im Personenschutz“. Als er loslegt merkte man sofort, dass dieser alte Wolf etwas zu erzählen hatte. Unauffällig aber einprägsam ging er vom den „legendären“ Tortenattentat auf Bill Gates, wo in zehn Sekunden drei Torten auf Gates flogen, mit dem Messerattentat auf Monica Seles zu der ernsten Seite des Personenschutzes über. Einer seiner Sätze hätte eigentlich auch als Überschrift seines Vortrages gelten können: Die Abwehr eines Angriffs ist das Ergebnis eines vorangegangenen Fehlers! Als Beispiel sei noch eine Analyse rund um die Königin Beatrixe von 2009 genannt, aber hier nicht näher beschrieben, interessant für das anwesende Fachpublikum, was man alles aus einem einzigen Vorfall lernen kann, wenn man „sich“ die richtigen Fragen stellt.

Weiter ging es mit Marwin Abou-Taam mit „Radikalisierungsmechanismen und Früherkennung radikaler Muslime“. Spannendes, zeitgemäßes Thema, wurde ebenso vorgetragen von einem Fachmann der am Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz und an der Humboldt Universität unterrichtet. Er brachte genügend Erfahrung mit, uns den Stoff so zu präsentieren, dass wir gar nicht bemerkten wie die Zeit an uns vorbeiging.

Über das nachfolgende Thema „Reisesicherheit“ referierte Marc Brandner. Darüber will ich euch gesondert in einem extra Interview berichten. Deshalb nur ein paar Fakten zur Person: Marc Brandner ist Partner der auf Sicherheits- und Krisenmanagement spezialisierten SmartRiskSolutions GmbH. Er verantwortet dort den Bereich Notfall- und Krisenmanagement. Der ehemalige Offizier des Kommando Spezialkräfte (KSK) berät seit 2003 weltweit Unternehmen und Organisationen in Fragen des Sicherheits- und Krisenmanagements. Er hat für die EU über mehrere Jahre das Sicherheits- und Krisenmanagement bei EUPOL in Afghanistan mit aufgebaut und geleitet. Sein Fachwissen bei der Erstellung von Gefahrenabwehrplänen für Terror- und Amoklagen beruht auch auf seiner praktischen Erfahrung. So hat er beispielsweise im Zuge einer aufsehenerregenden mehrtätigen Geiselnahme durch islamistische Terroristen in Algerien, die mehrere westliche Firmen betraf, aktiv einen Krisenstab beraten.

Mit Boris Gehrke kam ein Vollprofi direkt aus dem Krisenreaktionszentrum im Auswärtigen Amt zu uns, er ist dort der stellvertretender Leiter dieser Einrichtung und so erfuhren wir viel Neues aus erster Hand. Sein Thema „Krise im Ausland“ – was tut der Krisenstab der Bundesregierung?

Gunter P. Grasemann steht für „ArGUS – Assistenzsystem zur situationsbewussten Abwehr von Gefahren durch UAS“, kurz gesagt: es ging um Drohnenabwehr. Noch besser gesagt um Hilfen, wobei er die Betonung nachdrücklich auf Assistenz legte. Experten gehen von einigen hunderttausend Drohnen allein in Deutschland aus, exakte Zahlen gibt es keine. Ebenso zahlreich sind die möglichen Bedrohungen, deshalb forscht der Wissenschaftler des Frauenhofer Institutes mit seinem Team an tragfähigen Konzepten und nahm uns mit auf „die Reise ins Morgen“ der Sicherheitsbranche.

Mit Christopher Schramm einem Krisenberater von red24 holte sich der Veranstalter eine weitere Spitzenkraft in Sachen Sicherheit an Bord. Schramm seine Art sein Thema „Entführung und Erpressung in Deutschland – Herausforderung für Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen“ zu präsentieren zog die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer von der ersten Sekunde an wie ein Magnet. Als Fallbeispiel nahm Schramm von red24 eine relativ aktuelle Entführung und Erpressung, so dass wir für unsere Arbeit den größtmöglichen Nutzen aus seinem Vortrag ziehen konnten. Christopher Schramm ein Vertreter der „Konkret vor Abstrakt“ Philosophie im Sicherheitsgewerbe, man könnte aber auch sagen, dass alles was er uns erzählte Hand und Fuß hatte und niemanden kalt ließ.

Den zweiten Tag möchte ich nur kurz zusammenfassen. Wir starteten am Mittwoch mit Carsten Klauer, dem GF der POWER GmbH. Anhand einer alten Zeitung über die „Gladbecker Geiselnahme“ von 1988 stimmte er uns auf das Thema: Verbrecher, Terroristen, Medien und Hamburg ein. Wie am Vortag hatte ich das Gefühl, dass der Veranstalter mit uns irgendwelche physikalischen Geheimexperimente durchführte. Ständig verstrich die Zeit zu schnell, so auch bei Carsten Klauer mit seinem „G20 – Gipfel in Hamburg“ Thema. Eventuell lag es aber auch nur daran, dass er uns einen Blick hinter die Kulissen der am G20 beteiligten privaten Sicherheitsfirmen gewährte.

Frank Göpper – Rechtsanwalt und Geschäftsführer des „Forum Waffenrecht e.V.“ – fand unser Herz und unser Ohr mit einem Vortrag zum aktuellen Waffenrecht. Seine Verweise auf aktuelle Rechtsprechungen waren für uns alle sicher hilfreich.

Bedauerlich das ich in diesem Rahmen nicht näher auf den Fachvortrag von Jürgen Harrer und Robert Braun eingehen kann. „Personenschutz im Rahmen der Projektsicherheit“ war ein mit praktischen Beispielen unterfütterter Vortrag den ich mir um Stunden länger gewünscht hätte.

Von der bekannten Alsfelder Spezialkarosserie Firma Hartmann war Vertriebsleiter Simon Ernst gekommen, um ein neues Screeningfahrzeug für mobile Checkpoints vorzustellen. Es war bei dem Publikum fast zwangsläufig, dass es sofort ein, zwei Kauf- bzw. Mietinteressenten für dieses Fahrzeug gab.

Von der Telekom wurde ebenfalls ein starkes Geschütz mit Andreas Nees aufgefahren. Nees ist seit 30 Jahren Mitarbeiter der Telekom und seit 28 Jahren im Bereich der internen Sicherheit tätig. Er studierte Nachrichtentechnik und ist technischer Leiter im Fachbereich Lauschabwehr. Dort spezialisiert auf die Durchführungen von Lauschabwehrüberprüfungen (im externen Marktbereich). Logisch, dass dieses Thema wieder alle Anwesenden mehr als stark interessierte.

Der Vortrag hatte denselben Fehler wie alle anderen Seminarbeiträge in diesen zwei Tagen: er war zu kurz!

Zum Abschluss der 24. Fachkonferenz PERSONENSCHUTZ hat Helmut Brückmann mit Florian Oelmaier einen perfekten Cup gelandet. Oelmaier leitet das Fachgebiet Cyber Security bei der Corporate Trust GmbH und ist unter anderem auch im Expertenrat Cyber-Sicherheit des BSI tätig. Sein Vortrag hatte denselben Fehler wie alle anderen Seminarbeiträge in diesen zwei Tagen: er war zu kurz! Wer mehr von ihm wissen möchte kann ihn wie alle anderen ja buchen oder kann ja in der Computerwoche ein wenig von ihm lesen.

FAZIT: Ich schrieb ja „Wenn jemand seit 24 Jahren kontinuierlich eine Veranstaltung organisiert, wird es wohl einen oder zwei Punkte geben – so dachte ich – für die es sich lohnt nach Leipzig zu fliegen. Falsch gedacht!“ Total falsch! Mein Notizbuch ist voller neuer Informationen und Ideen, ich habe neue wertvolle Kontakte kennen gelernt, habe viel gelernt und möchte keinen einzigen Vortrag missen. Es ist ja branchenüblich nicht zu viel zu erzählen. In diesem Fall fiel mir das echt schwer. Für 2018 habe ich mir schon das Event vorgemerkt und einigen meiner Freunde und Kollegen „befohlen“ mit mir zu kommen.

FAZIT Teil 2: Fachkonferenz PERSONENSCHUTZ 2018 = MUST-HAVE

HIER geht es zu Interview mit Helmut Brücken auf SPARTANAT

Autor: Ulf Wanderer [www.ulf-wanderer.at] (CEO – PROTECT AND PREVENT) ) [www.protect-and-prevent.at]

Fotos: mit freundlicher Genehmigung Helmut Brückmann/Veko-online