Seine Messer sind so markant, wie qualitativ. Unter seiner eigenen Marke POHL FORCE haben die Klingen von Dietmar Pohl weltweit begeisterte Nutzer gefunden. (Alle seine Messer sind im Text zu sehen und können größer geklickt werden.) Wir wollten von Dietmar Pohl wissen, was die 5-Jahres-Bilanz seiner Firma ist, welches Lieblingsmesser er hat und wie er damit umgeht, dass seine Arbeit kopiert wird.

SPARTANAT: Pohl Force ist heuer fünf Jahre alt geworden. Also eigentlich noch ein recht junges Kind. Was ist deine Bilanz?

DIETMAR POHL: Meine Bilanz nach fünf Jahren ist absolut positiv. Wir konnten in dieser relativ kurzen Zeit Pohl Force zu einem echten Markennamen innerhalb der internationalen Messerindustrie entwickeln. Wir haben nicht nur unser Sortiment von Jahr zu Jahr erweitern können, sondern auch das Netz unserer Vertriebspartner weltweit. Mit Pohl Force USA www.pohlforceusa.com sind wir zudem jetzt noch besser in der Lage den nordamerikanischen Markt zu betreuen. Unser Vertriebsnetz reicht von nahezu allen europäischen Nationen, über Russland, Südafrika, Australien bis hin zum asiatischen Markt mit Ländern wie Japan, Taiwan und Thailand. Stärkster Markt bleibt aber für uns Deutschland. Dass unsere Messer auch offiziell von deutschen Spezialeinheiten wie den SEKs der Polizei oder dem Zoll getragen werden, macht uns natürlich besonders Stolz. Rückblickend auf die letzten Jahre seit Firmengründung muss ich wirklich gestehen, dass ich die Selbständigkeit ruhig etwas früher hätte beginnen sollen. Die Arbeit für das eigene Unternehmen motiviert ungemein und bietet zudem Möglichkeiten, die man als Angestellter in einem Beschäftigungsverhältnis einfach nicht hat. Ein Umstand, dem ich heute mehr den je einen hohen Stellenwert beimesse. Ich würde den Schritt auf alle Fälle wieder machen.

SPARTANAT: Was macht das Besondere an den Produkten von Pohl Force aus?

DIETMAR POHL: Es steht völlig außer Frage, dass andere Messerhersteller auch gute Produkte entwickeln. Uns unterscheidet allerdings, dass wir ein Messer nicht als einzelnes Produkt sehen, sondern viel lieber dem Systemgedanken folgen. Wir versuchen uns stets in die Situation des Anwenders hinein zu versetzen und ihm parallel zum Messer auch die für ihn besten Trage- und Einsatzmöglichkeiten zu bieten. Ein gutes Beispiel hierfür ist vielleicht das Modell Alpha. Professionelle Anwender aus dem Bereich des Spezialeinsatzes traten mit der Forderung an unser heran, dass Messer sowohl im uniformierten sprich offenen Einsatz zu führen, als auch im verdeckten MEK-Einsatz. Der verdeckte Einsatz als Klappmesser mit Hosenclip ließ sich natürlich leicht umsetzen. Für den Einsatz in geöffneter Klingenstellung mit schnellem Zugriff musste ein Scheidensystem her, das man an der taktischen Einsatzausrüstung befestigen konnte. Von daher haben wir die Kydex-Scheide mit variabel einstellbarem Gürteladapter entwickelt. Wem dies nicht genug ist, der kann seine Kydex-Scheide zusätzlich auch an einem Schultertragesystem oder an einem Oberschenkeladapter befestigen. Selbstverständlich bieten wir auch dass klassische Messerholster für den eingeklappten Zustand an: MOLLE-kompatibel und mit einem lautlos zu öffnenden Schnellverschluss.

Am Beispiel des Alphas lässt sich die anwenderorientierte Entwicklung des Systems gut darstellen. Eine Vielzahl von Details, wie die Möglichkeit zur Anwendung mit angelegten Handschuhen, dem Zerlegen des Messers auch unter Feldbedingungen mittel Schlitzverschrauben und, und, und… ergeben ein Gesamtkonzept, welches auf den realen Einsatz ausgelegt ist. Und unter genau diesen Gesichtpunkten wird jedes Produkt aus dem Hause Pohl Force entwickelt. Unsere eigene Vorstellungen, wie das Produkt im Einsatz aussehen muss, kombiniert mit den Erfahrungsberichten realer Anwender aus dem Bereich des militärischen und polizeilichen Spezialeinsatzes, fließen in jede Entwicklung mit ein. Als einer der wenigen Hersteller verbessern wir auch regelmäßig unsere Produkte und passen sie an. Das ist zum Teil natürlich mit hohen Änderungskosten der Werkzeuge verbunden, aber der Anwender steht bei uns eindeutig im Vordergrund. Er muss sich auf unser Produkt verlassen können. Natürlich versuchen wir dem Kunden auch nach dem Kauf ein Höchstmaß an Service zu bieten.

SPARTANAT: Wenn Du ein Messer aus Deiner Kollektion aussuchen müsstest. Welches wäre es? Warum?

DIETMAR POHL: Ich persönlich würde mich immer für das Kilo One Para-Rescue entscheiden. Es hat für nahezu jeden Anwendungsbereich die ideale Größe und liegt einfach gut in der Hand. Die eigentliche Stärke des Messers liegt allerdings in der modifizierten Santuko-Klingenform. Mit Sicherheit einer der vielseitigsten Klingenformen überhaupt. Bis fast zur Spitze hat man eine durchgehende Klingenstärke von 5 mm. Der konische Schliff ist sowohl zum Hacken als auch für feinere Schneidarbeiten ideal geeignet. Die Schneide ist gerade und kann auch für einen Laien mit einem flachen Stein nachgeschärft werden.  Und natürlich entspricht das Messer mit einer Klingenlänge unter 12 cm dem geltenden deutschen Waffengesetz. Dass man das Messer mittels Pancake Lederscheide flach und eng am Körper tragen kann oder alternativ schnell zugriffsbereit mit Kydex-Scheide runden auch hier das Messersystem wieder nach der Pohl Force Philosophie ab.

SPARTANAT: Welche Qualitätskriterien sind dir wichtig?

DIETMAR POHL: Der Verarbeitungsqualität im Allgemeinen messen wir natürlich einen hohen Stellenwert bei. Von daher verlässt auch kein Messer unser Haus, das nicht durch eine strenge Qualitätsprüfung gegangen ist. Stets dokumentiert durch Zertifikat, Unterschrift und Datum.  Hier machen wir keine Ausnahmen. Die Prüfung umfasst sowohl die verwendeten Materialien als auch die Mechanik. Regelmäßig lassen wir durch eine Forschungs- und Prüfanstalt in Remscheid auch die Stahllegierungen und die Klingenhärten überprüfen. Durch die Zusammenarbeit mit unserem Partner Lionsteel in Italien nimmt der Anteil an CNC-gefertigten Komponenten an unseren Messern immer mehr zu. Hier versuchen wir zukünftig immer stärkeren Wert darauf zu legen. Die CNC-Fertigung bietet ein Höchstmaß an engen Toleranzen bei unseren Messern, was natürlich der Funktionssicherheit zu gute kommt.

SPARTANAT: Du gehörst inzwischen auch zu den in China gerne kopierten Messerherstellern. Ein Problem für euch?

DIETMAR POHL: Wir haben natürlich für unsere Produkte eingetragene Markenzeichenrechte und Geschmacksmuster, die in China allerdings niemand respektiert. Das ist ärgerlich, aber leider ein Umstand, mit dem wir leben müssen. Erstaunlich ist allerdings, dass man sogar ein Kleinunternehmen wie uns ins Visier genommen hat. Wir trösten uns allerdings mit dem Spruch, dass „nur die Besten kopiert werden“. Spaß beiseite. Die illegale Verwendung unseres Markenzeichens ist das eigentliche Problem. Hier ist für den Kunden einfach nicht ersichtlich, dass es sich nicht um ein Produkt aus unserem Hause handelt. Schlechteste Verarbeitungsqualität und billigste Materialien bergen stets die Gefahr von Verletzungen. Posten dann verärgerte Kunden, nichtwissend, dass sie auf ein Plagiat hereingefallen sind, Beiträge über diese Messer in öffentlichen Internetforen, ist der Imageschaden für uns natürlich groß. Von daher versuchen wir Aufklärung nicht nur auf der Startseite unserer Internetseite zu betreiben, sondern auch auf unserem eigenen Facebook-Firmenprofil. Aber wie gesagt, damit müssen wir offensichtlich wie so viele andere Hersteller leben. Nur gut, dass die Plagiate so schlecht sind, dass es schon beim ersten Zugreifen auffällt.

DIETMAR POHL zeichnet verantwortlich für über 60 verschiedene in Serie gefertigte Messermodelle nach seinem Design. Drei verfasste und in mehreren Sprachen übersetzte Bücher zum Thema Messer gehen auf seine Kappe. Als Hobby hat alles begonnen. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften wurde dieses Hobby ab 1994 mit dem Einstieg als Marketingleiter, Designer und Produktmanager in der Solinger Messerindustrie jedoch zum beruflichen Haupttätigkeitsfeld. Nach 14 Jahren stellt die Realisierung seiner Entwürfe unter seinem eigenen Namen, mit seiner eigenen Firma POHL FORCE, den nächsten Schritt auf seinem „Messer“-Lebensweg dar.

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