Multicam ist nicht mehr allein. Seit ein paar Tagen ist das Geheimnis gelüftet und Multicam ist in eine Familie eingebettet. Die neue Homepage dazu gibt es HIER. Neben dem klassischen Multicam gibt es nun die Abarten Arid, Tropic und Alpine. Und eine besondere Version ist Multicam Black. Das ist erstaunlich, denn eigentlich ist Multicam ja mit dem Anspruch angetreten so eine Art All-Round-Tarnung zu sein. Und das ist es – vor allem wenn man es mit dem schwer sinnlosen „universalen Tarnmuster“ UCP vergleicht – schon. Zuerst hat es UCP in Afghanistan verdrängt, zuletzt ist der Entschluss der Army bekannt geworden komplett auf Multicam umzusteigen.

Die Familiengründung hängt mit dem inzwischen ausgesetzten U.S. Army Camo Improvement Effort zusammen, der UCP ersetzen sollte. Nachdem jede Tarnung nur so gut ist wie der Hintergrund vor dem man steht, ist eine „universelle“ Tarnung mit konventionellen Mitteln so gut wie unmöglich. Multicam glänzt hier ja mit seiner Durchschnittlichkeit. Es taugt in ariden Gegenden sehr gut, in allen anderen geht es so. Aber immerhin geht es, bei UCP ging es nicht, fast überall nicht. Beim U.S. Army Camo Improvement Effort haben alle Kandidaten also verschiedene regionalisierte Tarnmuster vorgelegt. Kryptek zum Beispiel war mit der Familie seiner Tarnmuster vertreten (HIER das Interview mit Kryptek CEO Butch Whiting). Nicht vertreten, aber ebenfalls in einer Familie von Mustern organisiert ist das exzellente PenCott (HIER das Interview mit den PenCott Leuten).

Amüsant an der Entwicklung ist, dass es also neben dem „universellen“ Multicam nun eines für die Wüste, eines für den Wald und eines für den Schnee gibt. Und dazu das „taktische“ Black. Ob diese Aufdröselung Multicam gut tut, wird sich zeigen. Es ist sicher neben dem Improvement Effort auch eine Reaktion auf den Druck der Konkurrenz, die lokal angepasste Muster bieten kann. Wobei sich über Geschmack angeblich nicht streiten lässt: das grau-weiße Winter-Multicam ist nichts Besonders. Mit dem Wüsten- und Wald-Multicam kehren wir amüsanterweise zurück zu DCU und Woodland, wo man vielleicht vor 15 Jahren hätte bleiben können, wenn man sich in den USA ganz viel Geld ersparen hätte wollen. (Und wer eine Art Multicam für den Wald anschauen will, kann sich gerne auch das sehr gute SLOCAM der slowenischen Armee zu Gemüte führen.)

Multicam Black zielt in den Law Enforcement Markt und ist in einer ersten Garnitur schon vorzeigbar. Ob die besonders modern und gut ausschaut, muss jeder für sich entscheiden. Gegen Kryptek Typhoon, das sicher ein ernst zu nehmender Gegner ist, stinkt das Muster unserer Meinung nach aber gewaltig ab.

Das „Woodland“ Multicam ist für Anwender in Europa zum Beispiel sicher ein Gewinn, hier tarnt Multicam Classic nur im Spätsommer gut. Insgesamt ist der Schritt „Aus 1 mach 5“ eine spannende Entwicklung. Wir werden sehen, wie sich die neuen Multicams gegen andere Tarnfamilien – hier sind sicher Kryptek und PenCott als Hauptgegner zu nennen – behaupten wird. Spannender ist aber: Die Entwicklung zeigt wie schnell man ein bestehendes Muster an spezielle Einsatzbedingungen anpassen kann und so bessere Ergebnisse erzielt, als mit einem „universellen“ Muster – natürlich immer nur, wenn der Hintergrund stimmt.

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