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Seit gut einem Jahr hat das Österreichische Bundesheer einen neuen Tarnanzug – wir haben darüber berichtet. Das Kind hat den offiziellen Namen „Tarnanzug ÖBH“. Wir haben eine Garnitur des neuen Ausrüstungsstücks in die Finger bekommen und wollen es euch natürlich im Detail vorstellen.

Der „Tarnanzug ÖBH“ in voller Pracht. Irgendwie wirkt es sehr ungewohnt, dass das ÖBH in Zukunft wieder in einem Tarnmuster anzutreffen sein wird. Immerhin ist es ja seit 1975 einfärbig in RAL 7013 unterwegs gewesen.

Die Rückansicht des „Tarnanzug ÖBH“. Die Farben erinnern uns stark an die von den Ungarn für ihre Leopard Panzer verwendeten. Ist da etwa ein Wiederaufleben von Österreich-Ungarn im Argen? Wohl kaum. Das Muster ist eine Eigenentwicklung und soll in bis zu vier Varianten ausgeteilt werden – wenn es das Bundesheer weiter gibt. Im Großen und Ganzen hat man ja grad andere, existenzielle Sorgen.

Das Oberteil

Der Österreicher knöpft, denn das hat Vorteile bei einer Feldreparatur. Ein Reißverschluss lässt sich schlecht wieder annähen. Insgesamt ist der Schnitt der neuen Tarnuniform gleich geblieben mit dem des KAZ 03, aber ein paar Neuerungen gibt es. „KAZ“ steht als Kürzel übrigens für Kampfanzug.

Dienstgradschlaufe und Namensklett ist gleich geblieben. Böse Zungen behaupten ja, die Entscheidung beim KAZ 03 den Dienstgrad auf der Brust zu tragen, ist eine versteckte Sparmaßnahme, da ja jetzt nur noch halb so viele Dienstgrade benötigt werden. Denn beim „Anzug 75“ wurden die Dienstgrade auf den Schultern getragen, und man benötigte eben zwei pro Uniformträger.

Die Brusttaschen mit Gummischlaufen im Inneren sind auch gleich gebleiben. Kein schelchtes Feature.

Neu ist die Oberarmtasche an der rechten Seite. Ja, richtig gelesen, beim KAZ 03 wurde dem Soldaten nur eine Oberarmtasche an der linken Seite spendiert. Jetzt ist man zur Symmetrie zurückgekehrt.

Auch hier findet ihr im Inneren die Gummischlaufen. Im Bild die „althergebrachte“ linke Oberarmtasche, sozusagen die, die immer da war.Neu ist die Ellenbogenverstärkung. In diese kann eine Polsterung eingeschoben werden. Kann es sein, dass das Bundesheer seine Soldaten verweichlichen will?

Hier kommt von vorne die Polsterung hinein. Ob es zweckdienlich ist, die Öffnung mit einer Lasche zu versehen, bezweifeln wir, aber das ÖBH wird sich beim Entwickeln schon etwas gedacht haben.Neu ist auch das Fehlen des untersten Knopfes am Feldhemd. Das erhöht den Tragekomfort sehr. Und der unterste Knopf ist im engagierten Gefechtsdienst gerne mal abggerissen, da sich das Hemd nach unten hin wieder verengt.Beim Kragen gibt es nichts Neues. Als Uniformmaterial wurde ein Ripstop Gewebe aus 2/3 Polyester und 1/3 Baumwolle gewählt.

Auch das ÖBH verschließt sich nicht mehr vor neuen Teschnologien – wie etwa Klett. Der KAZ 03 wurde am Ärmelbund noch geknöpft.

Der Rücken bietet keine Überraschungen, nur eine gute Sicht auf das neue Tarnmuster. Es ist ein Sechsfarb-Tarndruck mit den Farben: Steingrau/RAL 7013, einem blaugrau Ton (Feldgrau?), Coyote, Tan, Schwarz und einem Minzgrünton. Eine sehr spezielle Farbwahl. Austrian Multicam … seltsamerweise ohne Namen. „Kürbistarn“, gab es den Vorschlag. Der Tarnanzug wurde ja auch erstmals beim Jägerbataillon 18 in der Steiermark gesehen, wo der Kürbis als Feldfrucht sehr beliebt ist.

Die Hose

Die Hose im klassischen Röhrenschnitt des ÖBH. Gut zu erkennen ist die mäßige Tarnwirkung gegen die bemosten Steine.

Knopf und Reißverschluss, ein bewährtes Konzept, das funktioniert.An der Innenseite des Bundes findet ihr Schlaufen, wie schon beim KAZ 03, für die Hosenträger. Eine praktische Lösung, die auch gerne verwendet wird. Nicht nur bei höheren Dienstgraden, wo die Hose schon etwas mehr spannt.

Uns ist aufgefallen, dass die Hosensäcke viel tiefer sind als beim KAZ 03. Die Säcke reichen beim „Tarnanzug ÖBH“ bis Mitte Oberschenkel.Die seitliche Oberschenkeltasche wird mit einem Knopf geschlossen. Schön umgesetzt ist auch, dass die Öffnung der Tasche mit umgeklappt wird. Ein Feature, das wir ansonsten besonders von russischen Uniformen kennen und schätzen.Innen drinnen findet sich noch ein geklettetes Fach für Verbandspäckchen und Dreieckstuch, zumindest laut Vorschrift. Das Handy findet übrigens hier auch sehr gut Platz.

Neu sind die verstärken Kniebereiche mit der Möglichkeit eine Polsterung einzuschieben. Keine Revolution, aber auf jeden Fall ein Gewinn.

Ein Schlaufe mit Sicherheitsdruckknopf findet ihr an der neuen Uniform am Hosenbeinsaum. Diese könnte man bei der Schnürung der dienstlichen Stiefel  einfädeln, damit die Hose nicht hochrutscht. Das funktioniert und ist recht nützlich.

Die Gürtelschlaufen sind groß bemessen und so passt auch ein 50mm breiter Gürtel problemlos. Der im Bild ist übrigens nicht dienstlich geliefert, sondern selbst genäht. Gesäßtaschen gibt es auch beim „Tarnanzug ÖBH“ noch immer keine.

Die Feldkappe

Die Feldkappe wirkt im neuen Muster am ungewohntesten, beim Schnitt hat sich aber nicht viel geändert.

An der Rückseite ist der Schlitz mit Gummizug neu, für einen bessern Halt. Was man aus der Truppe so hört, sorgt diese Konstruktion aber eher für Kopfschmerzen.

Innen gibts nix, nicht mal ein Schweißband. Bei der Kappe sehen wir noch einiges an Potential.

Das Label in der Mütze. Der Materialmix ist sogar mit 60°C waschbar. Apropos Waschen, das ist ja auch ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Nach einigen Waschgängen soll die Uniform bereits merklich ausgeblichen sein, wurde uns mitgeteilt.

Durchs Nachtsichtgerät

Eine ernsthafte Militäruniform muss auch durch ein Nachtsichtgerät noch gut getarnt sein. Im Fall des „Tarnanzug ÖBH“ können wir das bestätigen.Auch mit eingeschaltetem IR-Aufheller leuchtet die Uniform nicht sonderlich. Das Tarnmuster bleibt erhalten und die Farben passen immer noch zur Umgebung. Die Schuhe bestehen den IR-Test nicht, denn sie sind eigentlich Schwarz.

Die Uniform auf 25m in den Büschen durch das Nachtsichtgerät betrachtet. Eine gewisse Tarnwirkung ist nicht abzustreiten. Besser als am Tag und mit bloßem Auge auf jeden Fall. Im folgenden wollen wir uns der Tarnwirkung des „Tarnanzug ÖBH“ widmen.

Die Tarnwirkung

Wir haben ja HIER geschrieben, dass uns das Muster auf den Fotos an das deutsche Multitarn für die Spezialkräfte der Bundeswehr erinnert. Nun, im direkten Vergleich haben sie nur eine entfernte Ähnlichkeit. Das Muster des ÖBH ist wesentlich dunkler als Multitarn und die Farben sind auch komplett verschieden

Um es kurz zu sagen: Multitarn tarnt wesentlich besser als das neue Muster des ÖBH. Beides sind eindeutig Muster für aride Gegenden. Unserer Meinung nach tut sich das Tarnmuster des „Tarnanzug ÖBH“ sehr schwer, wenn die Umgebung gründominant wird. Das ist im obigen Bild gut zu erkennen.

Hier auf eine Entfernung von 10m hinter einem Busch. Die Tarnwirkung ist nicht groß.

Licht-Schatten verbessert die Wirkung. Auf 30m sieht es schon besser aus, immerhin soll Tarnung ja erst ab knapp 100m effektiv werden. Darunter geht es vielfach darum, dass man nicht auf den schießt, der gleich angezogen ist wie man selbst.

Auch gegen schlammigen Hintergrund ist die Tarnwirkung solala.Gegen die bemoste Betonwand das gleiche Bild. Auch hat hier beim Fotografieren die Uniform seltsamerweise sehr reflektiert. Das liegt wohl daran, dass sie neue Lagerware ist und noch nicht gewaschen wurde.

Leider hat der „Tarnanzug ÖBH“ seine Schwierigkeiten mit Grün, wie schon angesprochen. In arideren Landschaften wird dieses Muster wohl seine Tarnwirkung sehr gut entfalten.Wir tippen auf einen kollektiven Rückzug ins Burgenland und von dort wird der Gegenstoß vorbereitet – vielleicht in neuen Tarnanzügen, die für bewaldete Gegenden mit grünen Wiesen taugen.

Warten auf dem Parkplatz nach dem Dienst? Funktioniert … Unser Freund Piney Survey hat den neuen Tarnanzug auch getestet und in die Botanik geführt: seine Bilder und die Konklusio zur Tarnwirkung findet ihr HIER auf seiner Seite.

FAZIT: Der neue „Tarnanzug ÖBH“ hat vom Schnitt und Design ein paar nützliche Features und sinnvolle Aufwertungen erfahren. Das Tarnmuster selbst überzeugt uns leider gar nicht, zumindest im Wald, aber wir sind gespannt auf Bilder von der Uniform in anderen Umgebungen.

Wir geben dem Muster auf jeden fall noch eine Chance. Und sind auch gespannt, was da vielleicht doch noch nachkommt: Waldmuster, Schneemuster, Nachtmuster. Die Grundidee war ja sehr ambitioniert. Aber ob dann das Geld reicht? Aber man kann nicht alles haben. Wir hätten angesichts dessen irgendwie für RAL7013 plädiert – und für Sprit für die Fahrzeuge.

BUNDESHEER im Internet: www.bundesheer.at

MEHR BUNDESHEER AUF SPARTANAT: 

– PHOTO FILE: Eine kurze Geschichte der österreichischen Tarnanzüge

– PHOTO FILE: Der neue Tarnanzug des Bundesheeres