Vortexoptics ist als Optikhersteller hierzulande zwar nicht gänzlich unbekannt, hat jedoch nicht den Bekanntheitsgrad wie z.B. einheimische Produzenten; allerdings völlig zu Unrecht, denn die US-Firma bietet sehr gute Produkte zu einem vernünftigen Preis an, die problemlos auch mit einheimischen Optiken mithalten können. Khi Pa Landgraf (KL Strategic) das neue Zielfernrohr der Venom Reihe vom deutschen Importeur Sevenoaks GmbH (vortexoptik.de) erhalten und ausgiebig für euch getestet.

Allgemeines

Vortex ist in den USA vor allem im jagdlichen und sportlichen Bereich vertreten und dort seit langer Zeit als feste Größe etabliert. Wer den amerikanischen Markt kennt, weiß, dass hier eine breite Palette qualitativer Produkte vertreten ist und es somit schon seine Bedeutung hat, wenn man sich hier einen festen Platz und Absatzmarkt gesichert hat. Vortex hat diesen Platz inne und kann sich daher auf langjährige Erfahrung, und das Feedback aus der Zusammenarbeit mit professionellen Größen aus allen Anwendungsbereichen (z.B. Ryan Cleckner, Midway USA, u.a) berufen und somit kundenorientierte Produkte entwickeln und produzieren. Dies ist der große Vorteil, den andere Hersteller hierzulande bisher leider etwas verpasst haben.

Diese Einflüsse und konstruktiven Anregungen findet man auch beim neuesten Produkt der Venom Reihe.

Vortex bietet grundlegend 3 Fertigungsreihen an. In der Einstiegsreihe findet man die u.a, Crossfire und Diamondback Serien, die eher für die ambitionierten Einsteiger gedacht sind, qualitativ hochwertig, aber funktional eher auf spezielle Anwendungen beschränkt sind.

Die mittelpreisige Fertigungsreihe beherbergt im Schwerpunkt die Venom Produkte aber auch die Viper Serie ist hier beheimatet. Hier finden die meisten Anwender ihre Produkte, die breit gefächert, qualitativ hochwertig und mit universeller Anwendungsbreite die meisten Anforderungen abdecken. Hier ist auch unser Testglas zu finden.

Für spezielle Anwendungen bietet Vortex noch die hochpreisigere Razor Reihe an, in der die „Premiumprodukte“ zu finden sind. Hier findet man dann auch „military grade“ Produkte.

Wenn man bei Vortex Optiken von Preisen spricht, muss man dies immer relativ sehen, denn die „hochpreisigen Premiumprodukte“ entsprechen preislich dem, was man für ein gutes Mittelklasseprodukt anderer namenhafter Hersteller auf den Tisch legen muss.

Aber gehen wir in medias res mit dem Venom 5-25×56!

Technische Daten:

Bezeichnung:                           Venom 5-25×56 (FFP)

Objektivdurchmesser:              56mm

Tubusdurchmesser:                  34mm

Vergrößerung:                          5 -25 fach

Länge:                                      38,7 cm

Gewicht:                                  992g

Absehen:                                 EBR 7c

Absehenposition:                     erste Bildebene

Augenabstand:                         9,4cm

Sehfeld (100m):                        7,26m – 1,56m

Parallaxeverstellung:                15 – OO

Höhen-/Seitenverstellung:        25 MRAD/25 MRAD, 0,1 MRAD/Klick (mit installiertem Zero Stop)

Verstellun/Umdrehung:            10 MRAD

Linsenvergütung:                      multicoated

Beschreibung:

Das Venom 5-25×56 ist ein First Focal Plane Zielfernrohr mit 5-25 facher Vergrößerung, einem Objektivdurchmesser von 56mm und einem Mittelrohrdurchmesser von 34mm. Damit ist es bauartbedingt mit den meisten hochpreisigen military grade Zielfernrohren der namenhaften Hersteller vergleichbar.

Das EBR 7c MIL Absehen in der ersten Bildebene sorgt dafür, dass das Absehen mit der Vergrößerung parallel gezoomt wird und somit die Ablesungen ohne Umrechnung des Faktors erfolgen können. Das Mil Absehen ist dabei besonders für den europäischen Anwender geeignet, da es sich auf das metrische System stützt. Hier sei angemerkt, dass das Glas natürlich auch in MOA erhältlich ist, wobei Absehen und Verstellung immer im gleichen System also MOA oder MIL arbeiten und keine Systemmischung erfolgt. Das ist bei einigen Herstellern nicht selbstverständlich.

Der Mittelrohrdurchmesser von 34mm gilt insbesondere im professionellen Anwendungsbereich als Standard, da hier der Verstellbereich vergrößert und die Anwendungstiefe damit deutlich erhöht wird. Man sollte beachten, dass die 34mm Montagen i.d.R. etwas teurer sind, als die standard 30mm.

Der Objektivdurchmesser von 56mm erhöht wesentlich den Lichteinfall auch bei schlechten Witterungsbedingungen und sorgt i.V.m. dem größeren Mittelrohrdurchmesser für einen optimale Lichtausbeute und erhöhte Randschärfe.

Lieferumfang:

Das Venom Glas kommt standardmäßig mit vollem Lieferumfang. Dazu gehört neben dem Glas selbst ein aufschraubbarer Blendschutz, eine montierbare Schnellverstellung, ein Einstellwerkzeug, Imbusschlüssel, Abdeckungen, Reinigunstuch und Beschreibung.

Bei Vortex standardmäßig inklusive ist die Vortex Lifetime Warranty, also eine lebenslange Garantie für das Produkt. Dazu später noch mehr.

RevStopTM Zero System

Der Vortex RevStopTM Zero sorgt dafür, dass man einfach und schnell auf sein Zero, also die selbst gewählte Einschussentfernung zurück gelangt. Hierzu muss nach dem Justieren der Justierturm geöffnet und der Zero Stop gem. der beiliegenden Anleitung installiert werden. Mit installiertem Zero Stop beträgt der Verstellbereich immer noch 25MRAD, was auch für das Long Range Schießen mehr als ausreichend ist, insbesondere wenn man eine vorgeneigte Montage nutzt.

Leistung:

Wir haben das Venom 5-25×56 in unter unterschiedlichen Bedingungen getestet und können vorweg schon einmal sagen: Ein Top Produkt.

Der Einsatzbereich des Zielfernrohres liegt im Schwerpunkt im Bereich des Long Range Schießens. Hier ist es als „Einsteiger“ Glas für den Bereich bis ca. 1.500m gut geeignet. Wie immer, liegt es an dem Kopf hinter der Waffe, mit dem Material umzugehen; Wunder kann auch das Venom nicht bewirken… aber das durchdachte Zielfernrohr erleichtert die Arbeit ungemein.

Das Glas bietet aber nicht nur Longrange Schützen optimale Arbeitsbedingungen. Absehen, Objektivgröße, Linsenvergütung und die AmorTek® Beschichtung i.v.M. mit dem aus Flugzeugaluminium gefrästen Korpus machen das Glas leicht, widerstandsfähig und robust, so dass es auch für jagdliche und andere Anwendungen geeignet ist, ohne dass man sich Sorgen um die Haltbarkeit oder Beschädigungen machen muss.

Kurz gesagt, das Venom ist als Sportglas konzipiert, aber entpuppt sich als Allround Talent für alle Bereiche.

Das fehlende Leuchtabsehen ist auf Grund der hohen Lichtausbeute auch bei widrigen Sichtverhältnissen zu verschmerzen, bietet das klare und scharf abgegrenzte EBR 7c Absehen doch genügend Kontrast. Einzig bei Dunkelheit kommt das Glas an seine Einsatzgrenzen, sofern keine externe Beleuchtung oder ein Nachtsichtvorsatz installiert ist.

Neben dem obligatorischen Spritzwasserschutz haben wir das Glas auch bis 5 m Wassertiefe tauschen lassen… hier gab es keine Probleme, auch wenn wir nicht empfehlen, dies regelmäßig zu machen. Der Korpus war dicht, kein Wasser drang ein und die externen Bedienelemente waren auch danach problemlos nutzbar ohne Einschränkungen.

Thema Rückstoß. Alle Vortex Zielfernrohre für Schusswaffen sind standardmäßig mindestens auslegelegt für Kaliber .308 Win, vielfach bis .300 WinMag oder auch .338 LM. Für den jagdlichen und sportlichen Einsatz ist dies auch notwendig, denn gerade im Bereich Longrange bedarf es dann irgendwann größerer Kaliber.

Für den Test haben wir eine Montage aus dem behördlichen Einsatzbereich gewählt, um diese als evtl. Fehlerquelle auszuschließen; da diese spezielle Montage passgenau auf die Montageschiene gefertigt wurde, konnten somit rückstoßbedingte Verschiebungen/ Setzungen ausgeschlossen werden.

Getestet wurde das Glas mit folgenden Waffen:

Tikka T3 Tac A1 6,5 Creedmore

Ruger American Rifle + Magpul Hunter Schaft .308 Win

DAR 10 Target Rifle .308 Win

Haenel Jäger 10 + GRS Hunter Schaft .300 WinMag

Testergebnisse

  1. Montage/ Justierung

Nach der Montage des Glases kam die obligatorische Haltepunktermittlung und Justierung, was dank des RevStopTM Zero Systems recht schnell und einfach von statten ging, auch dank der passgenauen Montage, wodurch der Haltepunkt sich nach Neumontage auf den jeweiligen Waffen nur minimal verschob.

Die Justierung erfolgte auf 100m, was für das Zielfernrohr absolut keine Herausforderung darstellt.

Hier sei auch der herausragende Parallaxeausgleich angemerkt, mit dem eine sehr genaue Einstellung möglich ist, was den geneigten Schützen diverser Disziplinen sicher auch für die schnelle Entfernungsermittlung zu Gute kommt.

  • Statische Ziele

Dank des klaren und randscharfen Bildes in allen Vergrößerungen hat man jederzeit ein gutes Zielbild und die Augen können entspannt als Transferkanal für die Informationen dienen. Auch längeres Zielen ist problemlos und ermüdungsfrei möglich.

  • Dynamische Ziele

Das Schießen auf bewegliche Ziele ist dank des durchdachten EBR 7c Absehens sehr gut möglich. Auch der Vorhalt auf bewegliche Ziele ist einfach und schnell zu ermitteln und einzuhalten.

  • Absehen

Das EBR 7c Absehen bietet viele Informationen und Möglichkeiten. Das fein und sehr genau gearbeitete Absehen in der ersten Bildebene „erschlägt“ trotzdem nicht und ermöglicht es denjenigen, die viele Infos nicht brauchen oder ermitteln müssen die Konzentration auf das Wesentliche.

Alle anderen Anwender finden in dem Absehen diverse Markierungen für Vorhalt, Schnellkorrekturen, Entfernungs- und Zielgrößenermittlung mit der MIL- Formel sowie Markierungen zum selbst ermittelten „Bullet Drop“. Die einzelnen Maße des Absehens kann man der übersichtlichen Zeichnung in der Beschreibung entnehmen.

Grundlegend ist das Absehen nicht Neues, den all diese Markeirungen und Informationen kann man mit vielen anderen Absehen auch erhalten. Häufig sind diese jedoch so angeordnet, dass weniger versierte Anwender den Überblick verlieren. Hinzu kommt, dass das Venom nur systemgleich arbeitet, d.h. MIL Absehen und MRAD Justierung, oder MOA Absehen und MOA Justierung. Die öfter noch anzutreffende Mischung (insbesondere bei Gläsern aus dem amerikanischen Markt) findet einfach nicht statt.

  • Mirrage / Trace

Versierten Anwendern ist der Begriff MIrrage nicht fremd. Dabei handelt es sich um das Luftflimmern durch Temperaturdifferenzen in Bodennähe. Versierte Schützen nutzen u.a. dieses Flimmern, um Windrichtung und -stärke auf der Flugbahn des Geschosses zu ermitteln. Hierzu benötigt man eine große Vergrößerung und eine Einstelltechnik, um dies auch im Zielfernrohr zu sehen. Mit dem Venom 5-25 x56 ist das für Schützen auch ohne Spektiv leicht und einfach zu erkennen, denn das große Objektiv und die Lichtstärke i.V.m. der Vergrößerung zeigen das „Hitzeflimmern“ selbst bei nicht so heißen Temperaturen.

Ebenso kann man im Long Range Bereich die Verwirbelungen des Geschosses im Flug (Trace) einfach und sicher erkennen. Dies haben wir im Bereich bis 1000m selbst austesten können und waren begeistert, wie einfach und ohne konzentrierte Anstrengung dies mit dem Venom möglich war.

  • Bedienung

Wenn man ein Zielfernrohr neu kauft und es das erste Mal aus der Verpackung nimmt, passiert immer das Selbe – man schaut durch und dreht an allem, was zu drehen ist, zieht an allem, was man ziehen kann und befingert alles, was da so ist.

So ging es uns natürlich auch.

Dabei fiel auf, dass – entgegen der allgemeinen Erwartung- alle Bedienelemente sehr leichtgängig und direkt sind. Vielfach hat man es ja, dass z.B. Parallaxeausgleisch und Vergrößerung erstmal noch sehr schwergängig sind und sich „einlaufen“ müssen.

Hier war vom ersten Moment an alles einfach und klar zu bedienen. Die Vergrößerung lässt sich mit dem mitgelieferten Verstellhebel (Throw Lever) noch leichter stufenlos verstellen, der Parallaxeausgleich ist ebenfalls schön leichtgängig und stufenlos.

Die Justiertürme haben eine saubere Klick Verstellung mit 0,1 MRAD/Klick. Kleiner Wehrmutstropfen: Die Türme haben keine Lock Funktion gegen unbeabsichtigte Verstellung, was aber durch die sauberen Klickrasten relativiert wird.

Der Boxtest hat gezeigt, dass die Verstellung nahezu 1:1 klickt und für uns damit beweist, dass das System in der obersten Liga mitspielt. Eine so wiederholgenaue Klick Verstellung findet man nur selten, selbst bei hochpreisigen Mitbewerbern, wo man schon mal das 8-10 fache des Venom Preises auf den Tisch legen darf.

Die Installation des RevStopTM Zero ist einfach und gelingt auch ungeübten Anwendern.

Hierzu wird nach der Justierung die Halteschraube der Höhenjustierung abgeschraubt und der Turm entnommen. Dabei darauf achten, dass man die Höhenjustierung nicht verstellt.

Dann wird der RevStopTM Zero Ring einfach eingesetzt und in der markierten Richtung gedreht, bis er im Anschlag stoppt. Dadurch wird später eine darüber hinausgehende Verstellung des Justierturmes verhindert. Im Anschluss wird der Tirm wieder mit der O Marke ausgerichtet aufgesetzt und festgeschraubt. Schon kann man Justierne und kommt immer wieder problemlos auf die Nullung zurück, indem man den Turm einfach bis zum Anschlag zurück dreht.

Je nach Justierentferneung von uns noch ein kleiner Tip:

Sollte man ggf. kürzere Entfernungen auch abdecken müssen, stellt man die Nullung vor der Installation 5-10 Klicks weiter zurück und installiert dann den Stop so, dass man den Turm mit der entsprechenden Klickzahl versetzt installiert. Hierdurch hat man später einen größeren „negativen“ Verstellbereich und kann dennoch relativ schnell auf sein Zero zurück kommen. Standardmäßig ist bei dem RevStopTM Zero eine negative Verstellmöglichkeit von 5 Klicks ohne zusätzliche Verschiebung möglich.

Das Vortex Venom 5-25×56 FFP EBR-7C MRAD und das Vortex Venom 5-25×56 FFP EBR-7C MOA gibt es direkt bei VORTEX OPTIK in Deutschland, beide um 629 Euro.

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Hier noch das Herstellervideo zur Optik.

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