fHXZuqgo5jc

Vom 20. bis zum 22. September 2019 lud Ralf Kassner, der CEO von Wodan Security, nun zum vierten Male zur International Bodyguard Conference nach Polen ein. Der gute Ruf eilte der Veranstaltung voraus und nachdem ich Ralf auf der IWA 2019 persönlich kennenlernte entschloss ich mich dazu mich anzumelden. Ich besuchte die Veranstaltung mit zwei Kollegen.

Auch dieses Jahr gelang es Ralf Kassner ein buntes Portfolio aus Instruktoren verschiedenster Herkunftsländer zu organisieren, doch mehr dazu später.

Wir kamen überpünktlich am Treffpunkt, dem Hotel Senator in Polen, an. Genug Zeit um mit Ralf zu reden, einen Kaffee zu trinken und auf das gespannt zu sein, was vor uns lag. Für die IBC war ein großer Kongresssaal im Hotel gemietet. Alles wirkte bereits jetzt sehr professionell, unsere Zimmer waren bereits vorbereitet.

Das Teilnehmerfeld war, wie sich nun rausstellte, wirklich international, allesamt Profis aus der ganzen Welt.

Als alle Teilnehmer pünktlich eintrudelten, folgte eine Begrüßungsrede und wir durften uns unter Eigenbeurteilung in zwei Gruppen eintragen. Gruppe A „Erfahren“ und Gruppe „B“ weniger erfahren. Da es meine erste IBC war und wir eine gemischte Gruppe waren trug ich uns in Gruppe „B“ ein. Es folgte eine Vorstellungsrunde. Das Teilnehmerfeld war, wie sich nun rausstellte, wirklich international. Die Teilnehmer waren allesamt Profis aus der ganzen Welt. Unter Ihnen: Deutsche, Schweizer, Österreicher, Portugiesen, Albaner, Kosovaren, Südafrikaner, Australier und Japaner. Lehrgangssprache war also ganz klar Englisch. Für jeden Teilnehmer gab es zudem ein IBC T-Shirt, eine tolle Geste.

Es folgte ein schnelles Mittagessen und es wurde die erste Aufgabe welche wir in Teams zu je sechs Personen lösen sollten. Es ging nun darum unter Zeitdruck ein Sicherheitskonzept, basierend auf einem vergangenen Auftrag von Wodan Security, unter Zeitdruck zu verfassen. Wie wir dieses Konzept verfassen blieb uns überlassen. Viel wichtiger war es zu improvisieren und in einer Gruppe, bestehend aus verschiedensten Nationalitäten zu agieren. Es zeigte sich schnell wo die Stärken einzelner Teilnehmer lagen.

Nun ging es ans praktische Training. Wir verlegten auf die Range, das Camp X. Unsere Gruppe B startete bei Andrej. Andrej ist Mitglied einer Spezialeinheit einer osteuropäischen Armee und bringt eine unglaubliche Expertise mit sich. Er erläuterte uns zunächst wie wir Fahrzeuge im Falle eines Low-Vis/ High-Risk Szenarios vorbereiten können.

Andrej schaffte es jeden der Teilnehmer mit seinen Ideen zu überraschen. Als nächstes folgte ein Safety Briefing für die Range bevor es nun in die Praxis ging. Wir trainierten Bewegungsmuster; zunächst im Fahrzeug und danach um das Fahrzeug. Als Fahrer, als Beifahrer und im Team. Nun galt es Ziele aus verschiedenen Lagen mit der Kurzwaffe effektiv aus dem Fahrzeug heraus zu bekämpfen. Hierzu betreute Andrej mit zwei Hilfsausbildern insgesamt drei Stationen an denen es unterschiedliche Fahrzeuglagen zu bewältigen gab. Wir hatten das Gefühl mit jeder Station sicherer und besser zu werden. Dies war auch Andrejs ruhiger und professioneller Art geschuldet, er entpuppte sich als das Sinnbild eines stillen Profis. Nun wurde Sicherheit auf der Range hergestellt und wir wechselten zu FX Waffen. Es wurde eine Lage simuliert in der zwei Teilnehmer jeweils in einem unterschiedlichen Kfz aufsitzen und sich auf Kommando gegenseitig bekämpfen sollten.

Messerattacken nehmen nicht nur in Deutschland zu, es ist auch allgemein wahrscheinlicher von einem Täter mit einem Messer als mit einer Schusswaffe angegriffen zu werden.

Nun erfolgte ein Gruppenwechsel, wir verlegten zu Mark Human aus Südafrika. Mark gilt weltweit als einer der Spezialisten in den Bereichen Messerkampf, Nahbereichsschießen und Messerabwehr er bildet in Afrika seit Jahren Behörden aus und fort. Um es klarzustellen, dies war kein Messerabwehrseminar im herkömmlichen Sinne, es ging um die Reaktion auf Messer mit der Schusswaffe, aber auch mit dem eigenen Messer, denn nicht immer ist die Schusswaffe das effektivste Mittel. Messerattacken nehmen nicht nur in Deutschland zu, es ist auch allgemein wahrscheinlicher von einem Täter mit einem Messer als mit einer Schusswaffe angegriffen zu werden. Um so aktueller und wichtiger war das Ralf Kassner mit Mark Human einen Spezialisten zu diesem Thema eingeladen hatte.

Nun gab es Abendessen im Hotel und wir ließen den Abend ausklingen. Wir hatten die Möglichkeit die Produkte verschiedener Aussteller zu begutachten. An diesem Abend stellten Bonowi, Mayflower R&C, Velocity Systems, Crossfire Australia, TACWRK, FARO Public Safety, LALO und Good Guys in Bad Lands aus. Die Aussteller hatten Zeit Ihre Produkte Face-to-Face und anwendernahe vorzustellen.

Wir begannen Tag zwei bei Mark, wir wiederholten Inhalte des gestrigen Tages und kombinierten die Messerabwehrtechniken nun mit der Kurzwaffe. Hier zeigte sich wie dynamisch und trotzdem einfach Mark mit der Kurzwaffe arbeitet. Wir begannen mit Mustern zur Schussabgabe im Nahbereich, gefolgt von Techniken aus dem Bereich der Weapon Retention. Der Umgang mit mehreren Angreifern wurde ebenso einstudiert. Mark verfolgt hier ein stricktes Konzept aus Feuer und Bewegung.

Nach dieser Station ging es zum Mittagessen, Camp X fuhr ein großzügiges Buffet und Kaffee auf. Nach einer Stunde Pause ging es für unsere Gruppe B dann auf die Range. Wir trainierten mit dem AR15. Taktischer Magazinwechsel, Emergency Reload und Grundsätze von Feuer und Bewegung wurden uns von Diego vermittelt. Diego hat seine Wurzeln im US Militär und schaffte es jeden der Teilnehmer innerhalb kürzester Zeit besser und sicherer am AR15 zu machen. Schon allein diese Leistung verdient höchsten Respekt und höchste Anerkennung. Jeder war nach wenigen Stunden in der Lage sich zu bewegen, zu Feuern, Deckung zu suchen und die nächste geeignete Deckung zu erkennen und in dieser seine Waffe zu laden.

Es folgte ein Tausch der Gruppen, wir verlegten in eine 360° Raumschießanlage in der Nähe von CampX. Hier wartete das Team Wodan auf uns. An vermittelte uns nun das schnelle und das langsame Eindringen in Räume im zwei Mann Team, hier mussten wir aufgrund der geringen stärke und der unterschiedlichen Ausbildungsstände innerhalb der Teams die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit und Vorsicht finden, da im Szenario keine Verstärkung für uns vorgesehen war. Dies beschrieb auch schon das Szenario welches nun auf uns wartete. Wir sollten zu zweit, bewaffnet mit FX Waffen, eine Schutzperson aus einem mit Störern besetzten Gebäude evakuieren. Manche Störer hatten Schusswaffen, andere nur Messer und andere waren tatsächlich nur unbeteiligte. Wer es bis dahin noch nicht wusste oder erlebt hat musste nun die harte Realität des Kampfes von Raum zu Raum. Keiner blieb ohne Treffer. Doch von Durchgang zu Durchgang wurden wir, gerade durch den Einfluss von Team Wodan, besser.

Wir verlegten ins Hotel, hier wartete der Dozent und Journalist Dr. Kurt Pelda auf uns. Herr Dr. Pelda arbeitete über 17 mal in Krisengebieten und war dort sowohl mit regulären Armeen als auch mit Guerilla Kämpfern, organisierter Kriminalität und auch Terrorgruppen unterwegs. Titel seines Vortrages war „What we can learn form the wars in the arab world“ und wir konnten tatsächlich eine ganze Menge über IEDs, Taktiken und Ausrüstung von Terrorgruppen aber auch über politische Hintergründe lernen. Immer wieder versetzte uns das Einfallsreichtum, welches aus begrenzten Ressourcen resultiert, ins Staunen. Ein Bettlacken gegen Scharfschützen, selbstgebaute Mörser und gepanzerte Vehicle Borne IEDs waren nur einige der Highlights dieses Vortrages.

Jeder Teilnehmer sah für sich eine Möglichkeit das Erlernte in seinen alltäglichen Dienst als Personenschützer zu implementieren.

Es folgte ein Fachvortrag von James Collier, ehemaliges Mitglied einer britischen Spezialeinheit und CEO von 3 Corners Risk Consulting. In seinem Vortrag ging es um typisches Täterverhalten von sowohl Gewalttätern, Terroristen als auch Selbstmordattentätern. Wie erkenne ich einen Gewalttäter? Wie spreche ich ihn an? Was verrät uns seine Gestik, seine Mimik und seine Stimme? So gibt es beispielweise markante Bewegungsmuster und Verhaltensweisen durch die sich potentielle Täter verraten. Videos von tatsächlichen Straftaten und Anschlägen untermalten seine Thesen plausibel. Jeder Teilnehmer sah für sich eine Möglichkeit das Erlernte in seinen alltäglichen Dienst als Personenschützer zu implementieren und etwas gegen Angriffe zu Unternehmen bevor sie passieren. James Vortrag war nicht nur für die Aufklärer unter den Teilnehmern eine Bereicherung.

Auf der Range ging es nun zunächst zu Mark. Wir wiederholten nun alles was wir an den Tagen zuvor gelernt hatten als Trockenübung um es danach als Live Fire Drill mit der Kurzwaffe durchzuführen. Ier liefen nun alle Fäden von Marks Trockentraining zusammen. Auch Teilnehmer mit recht wenig Erfahrung im dynamischen Schießen wirkten Bewegungssicher und flüssig. Wir starteten mit den Schussmustern, es folgten Drills aus der Bewegung, Drills unter Stress und Kontaktschießen auf 0 Meter. Zuletzt ging es darum einen Messerangreifer mit den Händen abzuwehren und direkt danach zwei Ziele parallel mit der Kurzwaffe zu bekämpfen.  Mark schaffte das was ich für unmöglich gehalten habe. Teilnehmer mit verschiedensten Backgrounds und Erfahrungswerten schafften es den einen dynamischen Drill welcher kombinierte Skillsets aus Selbstverteidigung und Schießtechnik beinhaltete sicher und flüssig durchzuführen.

An der letzten Station wartete erneut Andrej mit seinen Ausbildern auf uns. Andrej erklärte uns zunächst das Verhalten einer Fahrzeugbesatzung die in einen illegalen Checkpoint oder einen Überfall durch z.B. organisierte Kriminalität gerät. Wir starteten mit Trockenübungen für das kurzzeitige Absitzen und für das langfristige Ausweichen und Lösen vom Feind. Die Teilnehmer mit militärischer Vorerfahrung wie Kai und ich konnten hier die infanteristischen Grundsätze von Feuer und Bewegung und überschlagendem Vorgehen wunderbar verfeinern während andere diese Grundsätze während des Trainings verinnerlichten. Wir stellten Sicherheit her und trainierten scharf und parallel an drei unterschiedlichen Stationen. Mal zu zweit, mal zu viert.

Schon waren drei anstrengende und lehrreiche Tage vorüber und es ging über zur Aushändigung der Urkunden, direkt unter der Flagge von Wodan Security. Wir bedankten uns bei Ralf und den anderen Instruktoren, jeder der Teilnehmer war sichtlich erschöpft aber zufrieden. Wodan Security plant natürlich auch für das Jahr 2020 eine Bodyguard Konferenz, darüber hinaus jedoch auch CQB und Taktik Kurse für Personenschützer. Ich kann einem jedem der im Bereich Close Protection arbeitet und sich professionell fortbilden möchte Wodan Security dringlichst ans Herz legen.

Felix.

WODAN SECURITY im Internet: www.wodan-security.de