Am Mittwoch, 7. und Donnerstag, 8. März 2018 findet im Messezentrum Nürnberg parallel zur Spezialmesse für Polizeiausrüstung Enforce Tac bereits zum zweiten Mal die U.T.SEC – Unmanned Technologies & Security Expo & Conference statt. Bei der jungen Fachmesse dreht sich alles um Drohnen und unbemannte Systeme, um deren Einsatz zur Erhöhung der Sicherheit, aber auch die Abwehr dieser Technologien in sicherheitsrelevanten Strukturen. Schirmherr ist der Staatssekretär aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Franz Josef Pschierer.

Der Einsatz von unbemannten Systemen (UAS) – der Volksmund sagt noch immer „Drohnen“ dazu – wird in allen Bereichen in den kommenden Jahren stark zunehmen, auch und gerade beim Thema Sicherheit. Im Vorfeld der U.T.SEC haben wir mit einem Experten auf diesem Gebiet gesprochen: Karsten Schudt ist seit 2009 geschäftsführender Gesellschafter der 3W-International GmbH. Das Unternehmen aus Hessen gilt als weltweit führender Anbieter von 2-Taktverbrennungsmotoren für unbemannte Flugsysteme. Durch die weltweiten Aktivitäten von 3W-International konnte sich Schudt ein breites Wissen über internationale UAS-Anwendungen aneignen.

SPARTANAT: Durch Ihre Arbeit haben Sie einen breiten Überblick über internationale Entwicklungen im Bereich der UAS-Technologie gewonnen. Welche allgemeinen Trends sehen Sie?

Karsten Schudt: Momentan bewegen wir uns in einem Zeitraum, in dem sich die Branche stark verändert. Wir gehen davon aus, dass mittlerweile mehr Systeme für zivile Anwendungen eingesetzt werden als für militärische. Aus diesem Grund werden neue Anforderungen an unbemannte Flugsysteme gestellt. Der Einsatz von UAS-Schwärmen, hybride Antriebstechnologien, selbst entscheidende Flugsysteme, noch intelligentere Kamera- und Sensorpakete und eine Steigerung der Leistungsfähigkeit bei immer geringeren Kosten sind nur ein paar Veränderungen, die momentan stattfinden. Es kann festgehalten werden, UAS werden unser Leben grundlegend verändern, auch in Sicherheitsbereichen.

SPARTANAT: Der effiziente Einsatz von UAS scheint immer weiter in den Fokus zu rücken. Welche technischen Entwicklungen dürfen wir hier erwarten?

Karsten Schudt: In der Vergangenheit war man bemüht, flugfähige Systeme zu entwickeln. Die Treiber waren dabei militärische Anwendungen. Mit dem verstärkten Einsatz im zivilen Bereich wurde eine wirtschaftliche, effizienzorientierte Ausrichtung fokussiert. Systeme, die nicht fliegen, verdienen kein Geld. Dieser Effizienzgedanke ist mittlerweile auch im militärischen Bereich angekommen. D.h. UAS müssen heute in allen Anwendungsbereichen effizient sein: der Markt verlangt nach immer größeren Reichweiten, höheren Nutzlasten, längeren Flugdauern, bei gleichbleibendem oder reduziertem Energieaufwand.

„Kleine Systeme mit leistungsfähigen Kameras kosten kein Vermögen, so dass Polizei und private Sicherheitsdienste diese Investitionen tätigen können.“

SPARTANAT: Wie werden sich diese Entwicklungen auf den Einsatz im Bereich Sicherheit auswirken?

Karsten Schudt: Die Kosten für den Einsatz von UAS, egal wie sie angetrieben werden, werden sich reduzieren. Des Weiteren werden UAS für immer unterschiedlichere Anwendungen eingesetzt. Die reduzierten Kosten und die Flexibilität spielen natürlich auch beim Einsatz im polizeilichen Bereich eine Rolle. Kleine Systeme mit leistungsfähigen Kameras kosten kein Vermögen, so dass Polizei und private Sicherheitsdienste diese Investitionen tätigen können. Das gilt auch für große Systeme, die beispielsweise mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sind. Ein Hubschrauber dieser Art kann auf der einen Seite zum Grenzschutz eingesetzt werden, aber auch zur Suche von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer oder zur Überwachung des Schiffverkehrs im Ärmelkanal. Ähnlich schaut es bei Transportaufgaben aus. Wo in der Vergangenheit nur kleine Mengen an Medikamenten oder Blutkonserven transportiert werden konnten, können Sie heute ganze Wochenrationen auf Bohrinseln weit in die Nordsee transportieren, für den Bruchteil des herkömmlichen Preises.

Ein Micro Air Vehicle im Testflug. Es soll im Einsatzfall EODs zu Hand gehen.

SPARTANAT: Müssen wir davon ausgehen, dass UAS Sicherheitsaufgaben neu definieren?

Karsten Schudt: Ja. Aus der Presse entnehmen wir ja immer häufiger, dass UAS, die in der Freizeit genutzt werden sicherheitsrelevante Bereiche verletzen. Hier muss stärker in die Aufklärung der Nutzer investiert werden. Hinzu kommen Bedrohungen, die so früher unbekannt waren, beispielsweise Industriespionage oder Terroranschläge mit unbemannten Systemen. Dadurch wird die Drohnenabwehr stark wachsen. Aber es bieten sich auch ganz neue Möglichkeiten. Die Kombination aus hochauflösender Kamera, Gesichtserkennungssoftware und Drohne würde ganz neue Möglichkeiten bei der Verbrechensbekämpfung bieten.

„Bei dem Kamerasystem sind beide Flugzeuge ähnlich leistungsfähig. Aber bei den Kosten schlägt das unbemannte System den Helikopter.“

SPARTANAT: Der Einsatz von UAS wird oftmals in der breiten Gesellschaft immer noch skeptisch angesehen. Inwieweit können UAS beispielsweise in humanitären Einsätzen maßgebliche Unterstützung sein?

Karsten Schudt: UAS sind extrem flexibel und schnell einsetzbar. Gerade bei humanitären Einsätzen kommt es auf Schnelligkeit an. Nehmen wir mal die Seerettung und vergleichen hier den Einsatz eines herkömmlichen Hubschraubers mit einem hybriden VTOL (Vertical Take Off and Landing, dt.: Senkrechtstarter). Bei dem Kamerasystem sind beide Flugzeuge ähnlich leistungsfähig. Aber bei den Kosten schlägt das unbemannte System den Helikopter. Sowohl in der Anschaffung, der Wartung als auch im Einsatz. Des Weiteren sind die Flugzeiten nur auf Grund des Treibstoffverbrauchs beschränkt, da die Flugzeitenregelungen von Piloten wegfallen. Mittels Autopilot können große Gebiete automatisch abgeflogen werden. Dank der Senkrechtstarterfähigkeit kann so ein System ebenso wie ein Helikopter überall eingesetzt werden, da keine große Infrastruktur benötigt wird. Die Vorteile liegen hier also klar auf der Hand.

SPARTANAT: Welche Aufgaben können UAS darüber hinaus übernehmen, um das eigene Image zu verbessern?

Karsten Schudt: Grundsätzlich gilt: wenn in großen Gebieten schnell und kostengünstig Aufgaben erledigt werden sollen, haben UAS immer einen Vorteil. Beispielsweise bei der Bekämpfung der Wilderei in Afrika oder dem Transport von Medikamenten in entlegene Gebiete, wie beispielsweise in Papua-Neuguinea oder bei Erdbebenkatastrophen, wo die gesamten Infrastrukturen zusammengebrochen sind.

SPARTANAT: Als Referent nehmen Sie zum zweiten Mal an der U.T.SEC teil. Wie relevant ist die Messe für Fragen rund um den Einsatz von UAS in Sicherheitsbereichen?

Karsten Schudt: Auf Grund der Schnelllebigkeit dieser Branche ist es notwendig sich konsequent und konstant über die Einsatzmöglichkeiten, die technischen Entwicklungen aber auch die Risiken auszutauschen. Die Premiere der U.T.SEC hat 2017 gezeigt, dass sie für sicherheitstechnische Anwendungen rund um unbemannte Systeme den richtigen Rahmen bietet. Die Qualität der Gespräche war sehr gut. Es ist wichtig, dass es so eine Veranstaltung gibt, um einen Austausch zwischen allen Beteiligten zu ermöglichen.

3Winternational im Internet: http://3w-international.com/

Sicherheitsmessen der NürnbergMesse

Die NürnbergMesse verfügt über eine ausgewiesene Kompetenz im Themenfeld Sicherheit. Mit Veranstaltungen wie Enforce Tac – Fachmesse für Law Enforcement, it-sa und it-sa Brasil – Fachmessen für IT-Sicherheit, FeuerTRUTZ – Fachmesse für vorbeugenden Brandschutz, Perimeter Protection – Fachmesse für Freigeländeschutz FIRE & SECURITY INDIA EXPO sowie U.T.SEC – Unmanned Technologies & Security führt sie insgesamt rund 1.200 Aussteller und etwa 30.000 Besucher aus aller Welt zusammen. Weitere Informationen unter:

www.nuernbergmesse.de/sicherheit

Die U.T.Sec 2018 im Internet: www.utsec.de